Kapitel 11

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XI



Vor ein paar Tagen hatte sich das Wetter schlagartig verändert. Aus dem viel zu kalten Mai-Tagen waren über Nacht warme Sommertage geworden.
Gut für die Touristen in Paris und die Geschäftsleute rund um die Sehenswürdigkeiten der Stadt.
In den Straßen wimmelte es nun nur so vor Menschen. Die Stadt pulsierte wieder, wo sie vor wenigen Tagen fast nur dahin vegetiert hatte.
Das Büro im 20. Stock hatte sich allerdings trotz der intensiven Sonneneinstrahlung kaum erhitzt. Das war dem Umstand zu verdanken, dass das Glas verspiegelt war und so kaum Wärme in das Innere weitergab.
So musste er zwar nicht die Klimaanlage einschalten, aber auch das Gefühl der wärmenden Sonne auf der Haut entfiel.
Er vermisste es.
Besonders in letzter Zeit, denn die Kälte, so nannte er das Gefühl der Leere um ihn herum, schien sich auszubreiten.
Nicht nur in ihm selbst, sondern auch bei anderen erkannte er immer mehr Anzeichen dafür.
Nur sein langjähriger Vertrauter, ein schlanker Mittfünfziger im legeren braunen Sportsakko und kariertem Hemd, der ihm jetzt in dem großen, modernen Büro gegenüber saß, strahlte
immer noch die selbe Wärme aus wie immer.
Das war auch der Grund, warum sie hier zusammen saßen.
Er schaffte es immer wieder, ihn zu erden und ihm die verschiedenen Wege aufzuzeigen, aus denen er dann den Besten auswählte.
Diese Vorgehensweise praktizierten sie schon so viele Jahre. Schon seit ihrer Zeit an der Sorbonne.
Es war für den Orden immer von Vorteil gewesen. Unter seiner Führung hatte er in den letzten Jahren wieder an Macht gewonnen.
Nur dass dieser eingeschlagene Weg erst in vielen Jahren den erhofften Erfolg bringen würde, hatte ihn geärgert.
Wenn die Entwicklung in diesem Tempo weiter ginge, würde er den Höhepunkt der Macht selbst nicht mehr miterleben.
Er könnte dann die Knospen seiner harten Arbeit nicht mehr erblühen sehen.

Das war auch der Grund dafür gewesen, warum er den geplanten Pfad verlassen hatte, um so zu sagen eine Abkürzung zu nehmen.
In diesem einen Fall hatte er nicht auf seinen Freund gehört und war der Kälte in die Falle gegangen.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte sich ein angeblicher Geschäftsmann mit einem verlockenden Angebot an ihn gewand.
Die Macht für seinen Orden, die er ihm in einem ersten, unverbindlichen Gespräch in Aussicht stellte, überwog den Aufwand und das Risiko bei weitem.
So dachte er jedenfalls, als er den Vertrag unterschrieben hatte.
Er sah sich selbst als soliden Geschäftsmann. Er konnte sich deshalb auch bis zum heutigen Tag nicht erklären, wie er jedwede Vorsicht und alles Misstrauen nur so einfach wegwischen konnte.
Diese Kooperation mit seinem neuen Partner schien ihm bis vor einigen Tagen als logische Konsequenz völlig legitim.
Doch jetzt, da sein langjähriger Freund irgendwie von dem Arrangement erfahren hatte und ihn um ein klärendes Gespräch gebeten hatte, nagten Zweifel an ihm.

Wie um das zu bestätigen, brach sein Freund jetzt die Stille, „Laurent, was ich über deinen neuen Geschäftspartner gehört habe beunruhigt mich sehr."

„Was genau willst du denn gehört haben?", entgegnete er leicht gereizt.

„Wir sind schon seid der Universität befreundet. Du kennst mich so gut wie kein anderer."

Worauf wollte er nur hinaus?, dachte Laurent.

„Du weißt auch, dass ich nichts auf wilde Gerüchte gebe. Aus diesem Grund habe ich auch persönlich Nachforschungen über deinen sogenannten Geschäftspartner angestellt."

„Und was haben diese Nachforschungen ergeben, Pierre?", fragte er äußerlich gelangweilt.
Innerlich jedoch war die Anspannung für ihn kaum mehr zu ertragen.

„Glaub es oder auch nicht, aber dein neuer Geschäftspartner ist kein Mensch!"

„Was meinst du denn damit?"

„Ich weiß nicht genau, WAS er ist, aber er ist auf jeden Fall ein Werkzeug des Bösen. Mit ihm darfst du keine Geschäfte machen, Laurent. Niemals!"

Dies traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.
Er hatte die letzte Zeit selbst irgendwie vermutet, dass mit seinem Partner etwas nicht stimmte, es aber jetzt von seinem besten Freund, dem er gänzlich vertraute, zu hören änderte alles.
Aber gleichzeitig auch nichts, denn den Vertrag hatte er bereits unterschrieben und die Operation war angelaufen.
Ein Zurück gab es nun nicht mehr.
Er konnte nur noch versuchen, dass Beste daraus zu machen und den Schaden für den Orden und die beteiligten Menschen in Grenzen zu halten.
„Pierre, ich muss dir etwas erzählen," begann er ruhig.

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Das war Kapitel XI. Etwas kurz, aber wichtig für die weitere Story.
Das nächste folgt in Kürze.
Dann sind auch wieder die Hauptcharaktere dabei.
Über ein Feedback von euch würde ich mich wirklich sehr freuen.


LG eure Jane

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt