EPILOG

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Wochen später saßen die beiden Winchester-Brüder in Rufu's alter Blockhütte in Whitefish, Montana.
Sie starrten, ohne ein Wort zu sagen vor sich hin. 

Vor wenigen Tagen hatten sie Bobby verloren.
Der Leviathan Dick Roman hatte ihn durch einen Kopfschuss getötet.
Sie konnten immer noch nicht begreifen, wie das alles geschehen war.
Jahrelang hatte ihnen Bobby Singer beratend zu Seite gestanden.
Er war für die zwei Brüder fast wie ein Vater gewesen und damit das, was einer Familie am nächsten kam.
Er pflegte zu sagen, dass Blut allein keine Familie ausmacht.
Und das stimmte! 

Nun aber waren sie wirklich alleine.
Eine Erfahrung, mit der beide nicht besonders gut zurecht kamen.

Dean versuchte, wie immer, seinen Kummer in Alkohol zu ertränken. 

Sam blieb einfach in Gedanken versunken und grübelte vor sich hin.
Er wusste, irgendwann mussten sie sich wieder an die Arbeit machen, denn das Problem Dick Roman war noch längst nicht gelöst. 

Und ohne Bobby oder Valerie würde es noch schwerer werden.

Da war er wieder.
Ein Gedanke an die junge Frau.
In den letzten Wochen hatte er noch oft an sie gedacht.
Was hätte sein können, wenn nicht ... ja wenn sie nicht gezwungen gewesen wäre, diese Entscheidung zu treffen oder wenn Dean sich früher an diesen Zauber erinnert hätte oder ....oder ... 

Eine Zeit lang hatte er sogar Dean die Schuld an Valerie's Tod – denn er war sich sicher, dass sie nicht mehr lebte – geben. 

Bis zu diesem einem Gespräch vor ein paar Tagen, in dem Dean ihm gestanden hatte, wie sehr er Val vermisse.
Er bis zum Schluss fest daran geglaubt hatte, dass es zwischen den beiden gefunkt hatte – wie er sich ausdrückte – und er nur noch auf den richtigen Moment gewartet hatte, um es ihr auch zu sagen.
Er hatte ihm eröffnet, dass er sehr lange darüber nachgedacht hatte, sich überhaupt auf seine Gefühle einzulassen.
Bei dem Leben, das die Brüder führten, dass durch die Leviathane nun noch gefährlicher geworden war, war eine Beziehung so gut wie unmöglich.
Aber mit ihr, hatte er gedacht ... gefühlt, hätte es anders werden können.
Sie hätten zu viert gegen das Böse kämpfen können.
Vielleicht hätte er mit ihr das haben können, was seinem Traum von einem halbwegs normalen Leben am nächsten kam. 

Dean war zum Zeitpunkt dieser ungewöhnlichen Offenheit ziemlich angetrunken gewesen, aber Sam wusste, es war die Wahrheit und sein Bruder würde nie wieder so offen über Valerie reden.

Seit diesem Moment wusste Sam auch, dass Dean mindestens genauso unter dem Tod der jungen Frau litt wie er und machte ihm keine Vorwürfe mehr, denn die machte er sich selbst schon genug.

Ein lautes Scheppern riss Sam aus seinen düsteren Gedanken. 

Dean hatte genervt sein Whisky Glas auf dem Tisch abgestellt.
Fast wäre es dabei zu Bruch gegangen.
Der Ältere schnappte sich seine Jacke und war bereits an der Tür, als er sagte, "Ich fahr ne Runde."

Bevor Sam etwas erwidern konnte verschwand er auch schon zur Tür hinaus. 

Von draußen hörte Sam die Wagentür des Impala quietschen und kurz darauf heulte der Motor auf. 

Dean fuhr mit Vollgas von der Hütte weg.

Sam blieb allein zurück. 

Ewig Trübsal zu blasen würde sie in der Dick-Roman-Sache auch nicht weiter bringen.
Also zwang er sich, den Laptop anzuwerfen und mit einer Recherche zu diesem Thema zu beginnen. 

Irgendeinen Schwachpunkt muss der Kerl doch haben, dachte er.

Er hatte bereits einige Stunden vor dem Bildschirm verbracht, als sein Handy summte. 

Bestimmt Dean, der sich hoffentlich mit einem neuen Fall meldet. 

Eine Ablenkung würde ihnen beiden gut tun.
Auf dem Display sah er allerdings nur, dass er eine E-Mail erhalten hatte.
Neugierig öffnete er die Nachricht.
Es war nur ein Link zu einem Musikportal.
Dieser führte ihn zu einem bestimmten Lied. 

Bestimmt nur Werbung, dachte er genervt und wollte die Nachricht schon löschen, als er sah um welchen Song es sich handelte.

Es war „Keep the Faith" von Bon Jovi. 

Der Name des Absenders lautete: Rollo Tomasi.

„Valerie?", flüsterte er leise ungläubig.
Als würde ihr Name laut ausgesprochen die wage Hoffnung, die in ihm aufkeimte zerstören.

* * *


Derweil lenkte Dean gedankenversunken den Impala durch den endenden Tag, eine einsame Straße entlang. 

Er war mehrere Stunden, ohne ein besonderes Ziel zu haben, einfach in der Gegend herum gefahren.
Zuerst halsbrecherisch schnell, immer nah am Abgrund einer kurvenreichen Straße entlang. 

Dann langsamer, einem einsamen, geraden Highway folgend. 

Die ganze Zeit schallte die Musik eines Klassik-Rock Senders in ohrenbetäubender Lautstärke durch den Wagen. 

Seine Art mit Bobby's Tod fertig zu werden. 

Und mit dem anderen, schmerzhaften Verlust, der immer noch schwer auf seiner Seele lastete. 

Valerie!

Irgendwann führte ihn die Straße wie von selbst wieder zurück zur Hütte in den Bergen.
Als ihm bewusst wurde, dass es nicht mehr weit mehr war, konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie genau er dort hingekommen war.

Kurz bevor der Wagen die letzten Meter Asphalt unter die Räder nahm, dröhnten aus den Lautsprechern des Autoradios die ersten Takte des Liedes „Don't Stop Believing" von Journey . 

Aber gerade in diesem dunkeln Augenblick, dem Dunkelsten seit dem Tod ihrer Eltern, fiel es ihm schwer noch zu Glauben.

Zu glauben, dass es noch Rettung; doch noch ein Licht am Ende dieses verdammten Tunnels gab.
Sie hatten bereits zu viele Wegbegleiter, zu viele geliebte Menschen verloren.

Wo wird das alles enden?

Plötzlich begann es in Strömen zu regnen und die nahenden Gewitterwolken vermischten sich mit der Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht zu einer scheinbar unüberwindlichen Finsternis.

Nur die Scheinwerfer des Impala's zerteilten die Dunkelheit vor ihm.

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Ende Band 1


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