Am nächsten morgen wachte Victoria auf und wusste sofort was passiert war. Entschlossen stand sie auf. An ihrem Plan hatte sich nichts geändert.
Sie stieg die Treppen runter um zum Frühstück zu gehen.Am Tisch herrschte betretenes Schweigen. Ihre Großeltern wichen Victorias Blicken aus, ihr Vater war geradezu vertieft in die heutige Ausgabe des Tagespropheten und ihre Mutter sah Gedankenverloren aus dem Fenster auf das stahl graue Meer. Alle schwiegen und schenkten einander keine Beachtung. Im Kopf wiederholte Victoria ihren Plan, wobei sie scheinbar ein sehr angestrengtes Gesicht gemacht hatte, denn ihre Großeltern warfen ihr kurz einen fragenden Blick zu. Victoria tat so als habe sie es nicht bemerkt.
Zu allem Überfluss schien ihr Plan ins Wanken zu kommen, als Victorias Vater nach dem Frühstück ihren Besen und ihre Schulsachen aus ihrem Zimmer holte und sie in den kleinen Schuppen hinter dem Hauseinschloss.
Egal, dachte sie sich, ich komm da schon irgendwie ran. Ihre Tasche die sie zu Beginn des Schuljahres schon mit dem Unaufspürbaren Ausdehnungszauber präpariert hatte, hatte ihr Vater übersehen. In diese Tasche packte sie einige Lebensmittel, Wasser und genügend warme Kleidung. Es würde kalt werden, besonders nachts. Seit den frühen Morgenstunden schneite es unaufhörlich, aber das musste Victoria so hinnehmen.
Den ganzen Tag saß sie auf glühenden Kohlen und sah auf das stürmische Meer hinaus das sich an den hellen Klippen brach und weit hoch spritzte. Wenn etwas schief ging... Aber das Risiko musste sie eingehen. Sie musste einfach zurück nach Hogwarts! Sie hatte sich alles ganz genau durchdacht und geplant. Es durfte einfach nichts schief gehen! Hunderte male ging sie an diesem Tag ihren Plan durch, bis sie sich absolut sicher war nichts vergessen zu haben. Rowena würde sie hier lassen müssen. Es tat ihr in der Seele weh, aber ihre Katze konnte nicht auf diese Reise mitkommen, sie würde sie bloß behindern.
Am Abend legte Victoria sich voll bekleidet ins Bett und zog die Decke hoch bis ans Kinn. Ihre Eltern kamen spät noch einmal in ihr Zimmer um nach dem rechten zusehen, doch Victoria stellte sich schlafend. Es war schon weit nach Mitternacht als endlich Ruhe im Haus eingekehrt war und alle zu Bett gegangen waren, sodass Victoria sich traute leise aufzustehen um ihre Schuhe und den warmen Wollumhang anzuziehen.
So leise wie möglich, schlich Victoria sich die Treppe hinunter. Ein Dielenbrett knarzte. Mit stockendem Atem hielt sie inne, doch kein laut war zu hören. Beruhigt schlich sie weiter. Draußen umfing sie die Kalte Nachtluft und der Schnee knarzte unter ihren Schuhsolen,noch immer schneite es. Leise lief sie über den Hof zum Schuppen, an dem ein großen verrostetes Vorhänge Schloss hing. Aber auch daran hatte Victoria schon gedacht. Sie zog sich eine Haarnadel aus ihrem Pferdeschwanz und begann im Schloss herumzustochern.
Fred und George hatten ihr diesen Muggeltrick einmal gezeigt, aber irgendwie schien es jetzt nicht zu funktionieren. Wieso hatte sie damals nicht besser zugehört?! Nach ein paar weiteren Minuten warf sie die Nadel frustriert in den Schnee und zog ihren Zauberstab. Victoria war noch nicht Volljährig und sie ging ein enormes Risiko ein zu zaubern, ihr Vater würde sofort davon erfahren. Aber wenn es nicht anders ging...
Plötzlich legte sich eine große kräftige Hand auf ihre Schulter. Vor Schreck schrie Victoria kurz auf.
>>Shhh! Oder willst du deine Eltern wecken?<< hinter Victoria standen ihre Großeltern in ihren Morgenmänteln, die eine Laterne hielten. >>Was- was tut ihr denn hier?! Wenn ihr mich aufhalten wollt...<< drohend hob sie ihren Zauberstab, obwohl sie ihn niemals gegen ihre Großeltern eingesetzt hätte. >>Hatten wir nicht vor.<< sagte ihr Großvater seelenruhig.
>>Aber du warst den ganzen Tag über schon so auffällig. Ganz blöd sind deine Muggel Großeltern dann doch nicht, deine „Eltern" allerdings-<< er malte Gänsefüßchen in die Luft. >>-haben natürlich nichts mitbekommen.<<
>>Vicy kleines, du darfst doch außerhalb der Schule nicht zaubern!<< flüsterte ihre Großmutter >>Ihr versteht das nicht. Ich hab keine andere Wahl! Ich muss zurück! Hogwarts ist mein Zuhause. Dort sind meine Freunde.<< verzweifelt sah sie die beiden an.
>>Wir halten zwar nicht besonders viel von eurer, nennen wir es mal, Gemeinschaft, aber wir verstehen das du zurück musst. Hier, damit klappt es vielleicht besser.<< sagte ihre Großmutter und zog einen alten Schlüssel aus der Tasche ihres Morgenmantels und drückte ihn Victoria in die Hand. Verdattert sah sie zwischen den beiden und dem Schlüssel hin und her. >>Nun mach schon bevor wir es uns anders überlegen!<<
>>Danke! Ich weiß nicht was ich sagen soll...<< stürmisch umarmte sie ihre Großeltern. >>Was meinst du wie lange du unterwegs sein wirst?<<
>>Ich muss hoch in die Schottischen Highlands. Keine Ahnung. Zwei Tage vielleicht?<< sie schloss den Schuppen auf und holte ihren Schulkoffer und den Besen heraus. Den Koffer band sie sich um das Stielende. >>Victoria, du weißt ich war früher Pilot. Es zieht ein heftiger Schneesturm auf, pass auf dich auf. Flieg nie allzu lange Strecken und achte darauf, dass du von niemandem gesehen wirst, aber flieg nicht zu hoch. Die Luft wird oben ziemlich dünn.<< Victoria nickte.
>>Danke Grandpa.<< Victorias Großmutter hingegen sah aus als ob sie gleich weinen würde. Victoria bestieg ihren Besen und brachte an der Stielspitze den kleinen Kompass an, den ihre Eltern ihr zum Geburtstag geschenkt hatten. Sofort peilte er in die Richtung aus in der Hogwarts lag. >>Nochmal Danke.<<
>>Victoria!<<sagte ihre Großmutter.
>>Ja?<<
>>Wenn du wieder in der Schule bist: Schau dir doch mal die alten Jahrbücher an. Jede Schule hat sowas, denke ich. Und vielleicht findest du etwas Interessantes... Und was deine Eltern betrifft, wir halten sie morgen früh ein wenig hin, damit sie nicht sofort bemerken das du weg bist.<< Bill legte seiner Frau den Arm um die Schulter.
Victoria nickte und stieß sich vom Boden ab. Lautlos stieg sie in die Lüfte.Ihr Großeltern wurden kleiner und kleiner, nach kurzer Zeit schon hatte Victoria sie und Dover hinter sich gelassen.
Unter ihr schienen die Lichter kleinerer Städte und Dörfer durch die Dunkelheit. Am Horizont sah sie die Lichter Londons aufleuchten. Dort würde sie zuerst hinfliegen und sich dann an der Bahnlinie des Hogwarts-Express orientieren. Von dort aus ging es dann nur noch nach Norden. Wenn sie zwischendurch nur kleine oder gar keine Pauseneinlegen würde, konnte sie tatsächlich schon in zwei Tagen dort sein. Die Tränen die ihr über das Gesicht liefen wischte sie hastig weg. Jetzt hatte Victoria keine Zeit für so was. Sie musste sich konzentrieren. Auf nach Hogwarts...
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The Halfblood-Princess
FanfictionWarnung: DAS ist Victorias Geschichte. Für Victoria Young und ihre besten Freunde, Fred und George hat das fünfte Schuljahr in Hogwarts begonnen. Aber schon im Zug passieren Dinge mit denen keiner gerechnet hätte. Als die Dementoren den Zug nach de...