30. Im schwarzen See

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Draußen angekommen schlug ihr die kalte Luft entgegen und sie rannte runter in Richtung des schwarzen Sees. Da immer noch hoher Schnee lag waren ihre Schuhe und Strümpfe bald durchnässt. Victoria fror, aber trotzdem wurde sie nicht langsamer. Ihr Medaillon schlug ihr im laufen immer wieder gegen die Brust. Kalter Wind peitschte ihr das Haar ins Gesicht, aber sie ließ sich nicht davon beirren.

Am See angekommen setzte Victoria sich auf den gefrorenen Boden und begann hemmungslos zu weinen. Sie vergrub ihr Gesicht in den Knien und bemerkte deswegen nicht wie sich von allen Seiten dunkle Kapuzengestallten ihr näherten.

Victorias Kopf schreckte erst hoch als sie den rasselnden Atem der Dementoren vernahm. Dutzende von ihnen näherten sich ihr und begannen sie einzukreisen. Victoria sprang auf und sah sich panisch nach einem Fluchtweg um, doch es gab keinen! Die einzige Möglichkeit die ihr blieb war entweder einen starken Patronus zu erschaffen oder auf den gefrorenen See auszuweichen. Einen gestaltlichen Patronus zu erschaffen war ihr bis jetzt nur einmal gelungen. Trotzdem zog Victoria ihren Zauberstab.

>>Expectopatronum!<< Nichts geschah. >>EXPECTOPATRONUM!<< immer noch nicht, aber die Dementoren kamen näher. Jetzt blieb Victoria nichts anderes übrig als auf den gefrorenen See hinaus zulaufen.

Aber wäre die Eisfläche stark genug um sie zu halten? In den letzten Tagen hatte es zu tauen begonnen, aber sie hatte keine Wahl.

Schlitternd lief sie so schnell es ging auf das Eis hinaus.Immer wieder rutschte sie auf dem nassen Eis aus während die Dementoren immer näher kamen. Das Eis unter ihren Füßen knarzte bedrohlich. Nun kamen sie auch von der anderen Seite des Sees und zogen den Kreis immer enger um sie. Victoria schlotterte am ganzen Leib aufgrund der zusätzlichen Kälte die von den Dementoren ausging. Sie waren kaum mehr zehn Meter von ihr entfernt. Jetzt noch zu entkommen war aussichtslos!

Victoria stand mitten auf dem See. Wenn sie jetzt keinen Patronus zustande brachte wäre sie verloren. Entschlossen schloss sie die Augen und dachte an das glücklichste was ihr einfiel und sagte dann >>Expecto patronum<< Aber auch dieses mal passierte nichts. Aus ihrem Zauberstab kam nicht mal ein silberner Dunststreifen. Sie versuchte es immer und immer wieder, aber nichts passierte. In ihrem Kopf begann erneut die Frau zu weinen

Victoria... mein Blümchen, du wirst so sehr geliebt. So sehr... liebt dich...Ich kann dir nicht... sein die du verdienst... Verzeih mir...

Victoria kauerte sich auf das Eis und presste sich die Hände auf die Ohren,so als könne sie so die Stimme ausschließen. >>Aufhören! BITTE AUFHÖREN!<< Sie schluchzte.

Die Dementoren kamen immer näher, es war alles vorbei. Keine zwei Meter mehr waren sie von ihr entfernt. Auf eine kranke Art wurde sie an ihren Albtraum erinnert,den sie in der Nacht vor ihrer Flucht gehabt hatte.

Plötzlich sah Victoria zwischen den Dementoren hindurch, vom Schloss eine helle silberne Gestalt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf sie zuspringen. Noch bevor sie erkennen konnte was ihr da zur Hilfe eilte, gab das Eis nach und Victoria brach schreiend in den See ein.

Kälte. Das war alles was Victoria wahrnehmen konnte. Noch nie war etwas so kalt gewesen. Tausende von kleinen Luftblasen stiegen um sie herum auf.

Victoria blickte empor. Durch das Eis konnte sie die schemenhaften Schatten der Dementoren erkennen und den silbrig blauen Schatten der die Dementoren vertrieb. Ein Patronus.

Das Kalte Wasser schien Victoria jegliche Luft aus den Lungen zu pressen.Unfähig sich zu bewegen trieb sie langsam tiefer in die Dunkelheit des Sees, als sie plötzlich von zwei Händen gepackt und aus dem Wasser gezogen wurde.

Prustend durchbrach ihr Kopf die Wasseroberfläche, während sie weiter auf das feste Eis gezogen wurde. Wassers puckend und hustend konnte sie erst mal nicht atmen und die Kälte brachte sie fast um. >>Victoria alles okay?! Was tust du hier?!<<

Sie blickte auf. Es war Professor Lupin der sie aus dem Wasser gezogen hatte. >>Ich-ich-die Dementoren- kalt-Patronus<< war alles was sie von sich geben konnte.

>>Du musst sofort ins warme! Komm!<<

>>Wie- haben- haben Sie mich- ge- gefunden?<<

>>Ich hab von meinem Bürofenster aus gesehen wie du ohne Mantel durch den Schnee rennst, wenn du doch eigentlich im Unterrichtsein solltest. Und dann bist du ins Eis eingebrochen.<<

>>Der Patronus! Das waren Sie?<<

>>Nein das war ich nicht. Ich hab ihn aber auch gesehen. Komm du erfrierst gleich. Was tust du eigentlich hier draußen?<< Zitternd berichtete Victoria Professor Lupin was in Snapes Unterricht vorgefallen war.

>>Unfassbar! Ich kenne Professor Snape noch aus meiner Schulzeit, er hat sich überhaupt nicht verändert! Er war immer schon so Herzlos. Ich an deiner Stelle würde ihn jetzt auch hassen.<< Victoria schüttelte den Kopf.

>>Nein, ich hasse ihn nicht. Aber ich hasse Menschen schon allein aus Prinzip nicht. Um ehrlich zu sein halte ich Professor Snape für einen hervorragenden Lehrer. Ich weiß zwar nicht was ich ihm getan habe, aber er war garantiert nicht immer so. Ich glaube er tut bloß so als habe er kein Herz, damit es nicht verletzt wird. Verstehen Sie was ich meine? Irgendwann muss ihm mal sehr weh getan worden sein und jetzt versucht er sich bloß zu schützen.<< sie musste von Lupin gestützt werden, denn ihre Glieder waren steif gefroren.

>>Interessante Theorie. Victoria, es ist wirklich beneidenswert wie du immer versuchst das Beste in einem Menschen zusehen. Aber ich glaube bei Professor Snape ist das vergebens.<< Langsam liefen sie den Hügel zum Schloss hoch. Von den Dementoren fehlte jede Spur,der Patronus hatte sie verjagt.

Weder Lupin noch Victoria sahen, wie hoch oben im Schloss in einem der Türme ein kleines Fenster geschlossen wurde.

>>Sie muss es erfahren. Du darfst es nicht länger geheim halten.<<

>>Ich weiß.<<

>>Du hast Angst.<< es war keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung. >>Ja.<<


The Halfblood-PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt