The Halfblood-Princess

35. Der Kuss

Immer noch wie betäubt lief Victoria durch die Gänge. Der Irrwicht hatte sie zu tiefst erschrocken. Die Stimme hatte sie direkt angesprochen gehabt. So deutlich hatte Victoria noch nie die Stimme gehört.

Mommy liebt dich...

Diese Worte hatten sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie hatte die Stimme ihrer Mutter gehört. Die Frau aus ihren Träumen war ihre Mutter.

In einem ruhigen Seitenflur setzte Victoria sich auf eine der Stufen und sah aus dem Bundglasfenster raus auf den schwarzen See. Dort war sie vor wenigen Wochen ins Eis eingebrochen. Damals hatte sie auch die Stimme gehört und wenn der Patronus nicht gekommen wäre, wäre sie den Dementoren zum Opfer gefallen. Und wenn Lupin nicht aufgetaucht wäre, wäre sie ertrunken.

>>Avis<< flüsterte Victoria und sofort flogen kleine gelbe Vögel um sie herum. Still hörte Victoria dem Flügelrauschen der Vögel zu und beobachtete, wie sie durch den Raum flogen. Das Flattern beruhigte sie langsam.

>>Hey...Hab gehört was passiert ist.<< ruckartig drehte sie ihren Kopf. >>Oliver, was machst du hier?<< erschrocken sah sie ihn an.

>>Ich hatte eine Freistunde und wollte wissen ob bei dir alles okay ist. Fred und George haben mir gesagt wo du bist.<< vorsichtig setzte Oliver sich neben sie. Als sei es das normalste auf der Welt, lehnte Victoria auf einmal ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.

>>Was ist eigentlich in den drei Besen passiert, nachdem ich weg war?<< fragte sie neugierig. Seit ihrem Date mit Oliver hatten sie kaum miteinander sprechen können, außer beim Quidditchtraining.

>>Fred und George haben mich in die Mangel genommen. Sie haben gedroht, wenn ich dir auch nur ein Haar krümme und versuchen würde „deine Ehre zu besudeln" wie sie es ausdrückten, könnten sie beim nächsten Quidditchspiel nicht mehr für meine Sicherheit vor den Klatschern garantieren. Und das ist schon eine ziemlich beängstigende Drohung wenn, man mal bedenkt, dass sie die besten Treiber sind die Gryffindor je hatte...<<

>>Schwachköpfe.<< aber trotzdem musste Victoria schmunzeln, auch Oliver grinste.

>>Ich finde es großartig wie sehr sie versuchen dich zu beschützen.<< bemerkte Oliver beeindruckt. >>Sie sind wie Brüder für mich und die einzige Familie die ich noch habe.<< bei dem Wort Familie traten wieder Tränen in ihre Augen. Oliver sah so aus als wüsste er nicht so recht was er sagen sollte, deswegen lehnte er sich einfach ein Stück vor, bis seine Lippen kurz die von Victoria streiften. Es war ein kurzer Kuss, doch für Victoria fühlte es sich so an als sei die Last der ganzen Welt, für einen Moment von ihren Schultern genommen. Verdutzt sah sie ihn >>Was war das denn?<<

>>Kurzschlussreaktion?Tut mir leid! Ich wollte deine Situation nicht ausnutzen! Ich wusste nur nicht wie ich dich ablenken sollte...<< verzweifelt sah er sie an.

>>Nein. Nein, schon okay. Hat ja funktioniert...<< Beide sahen sich an und begannen dann zu grinsen. Im nächsten Moment war es Victoria die sich vorbeugte. Und dieses mal wurde es ein echter Kuss. Die kleinen Vögel begannen wie eine gelbe Wolke um sie herum zu schwirren. Genauso fühlte sich Victorias Inneres an. Wie ein wild umher schwirrender Schwarm Vögel. >>Scheiße. Du machst mich fertig Victoria.<< lachend zuckte sie mit den Schultern.

>>Ich hab mich in dich verliebt.<< flüsterte Oliver plötzlich. Kurz sah Victoria ihn an

>>Ich mich auch in dich.<< Oliver begann zu strahlen als sei grad sein Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag gelegt worden und küsste sie noch mal.Nach wenigen Augenblicken lösten sie sich wieder voneinander und saßen Minutenlang schweigend nebeneinander. Er hielt ihre Hand und sie sah Gedankenverloren zu dem Bundglasfenster, dass das Bild eines wunderschönen weißen Einhorns zeigte.

Plötzlich ruckte Victorias Kopf hoch. >>Ich weiß das ist jetzt echt scheiße, aber ich muss los.<< >>Was?<< verwirrt sah er sie an.

>>Die Stimme die ich immer in meinen Albträumen höre ist die meiner leiblichen Mutter. Snape hat in seinem Büro Jahrbücher versteckt und ich glaube ich könnte in diesen Büchern die Namen und vielleicht sogar Bilder meiner Eltern finden. Also muss ich heute Nacht da einbrechen.<< erklärte sie knapp. Victoria sprang auf und machte sich auf den Weg zum Gryffindor-Turm.

>>Hey warte! Du kannst doch nicht einfach in Snapes Büro einsteigen! Wenn du erwischt wirst, bringt er dich um!<< er holte sie nach nur wenigen Metern ein. >>Aber ich muss es tun.<< Victoria stellte sich auf die Zehnspitzen um an Oliver heran zu kommen und küsste ihn auf die Wange, dann drehte sie sich um und rannte in den Gryffindor-Turm.

Dort angekommen betrat sie den Gemeinschaftsraum. Fred und George saßen um den Kamin herum und beugten sich über ihre Bücher, was an und für sich schon eine Seltenheit war. Victoria setzte sich zu ihnen.>>Wir müssen in Snapes Büro rein.<< beide sahen sie verwirrt an. >>Hä?<<

>>Wir müssen in-<< sie senkte ihre Stimme >>Wir müssen in Snapes Büro einbrechen.<< sagte sie jetzt gerade heraus. >>WAS?! Bist du total übergeschnappt?!<< fragten die beiden schockiert. >>Nein, bin ich nicht! Die Stimme die ihr gehört habt, das war meine Mutter. Fragt mich nicht, es ist so. Und deshalb müssen wir in das Büro rein um an diese Jahrbücher ranzukommen. Wenn meine leibliche Eltern Zauberer sind, müssen sie zur Schule gegangen sein. Und warum dann nicht in Hogwarts? Und dann müssen Bilder von ihnen, als sie in unserem Alter waren drin sein. Irgendjemanden muss ich doch ähnlich sehen! Allein schaff ich das nicht! Also helft ihr mir?<< erwartungsvoll sah sie die beiden an.

>>Victoria du weißt was wir darüber denken. Du steigerst dich da in etwas rein! Kannst du wirklich mit Bestimmtheit sagen, dass du die Namen deiner Eltern in diesen Jahrbüchern findest?<< Beide sahen sie skeptisch an. >>Ich erwarte nicht das ihr mir glaubt, aber ich brauche eure Hilfe!<<

>>Ich weiß nicht, Victoria... Du weißt, sonst sind wir für alles zu haben... Aber das?<<

>>Ja, das ist schon etwas anderes als dass was wir normalerweise anstellen.<<

>>In ein Büro einbrechen, schön und gut .Das würden wir ja noch mitmachen, aber-<<

>>-aber dann ausgerechnet in Snapes? Das du es letzte Nacht schon versucht hast war riskant und du wurdest fast entdeckt! Glaubst du allen Ernstes das Ganze funktioniert nochmal ohne erwischt zu werden? Der bringt uns um! Und hast du dir schon mal überlegt was passiert, wenn sie nicht drin sind? Wenn deine Eltern Muggel sind? Oder sie vielleicht nie auf Hogwarts waren, sondern auf eine andere Schule gingen? Beauxbatons, Durmstrang oder sonst irgendeine!<< Wütend zog Victoria die Augenbrauen zusammen und sprang auf.

>>Schön!<<schrie sie die beiden an. >>Dann eben nicht! Ich kann auf euch verzichten! Aber ich gehe, mit euch oder ohne euch!<<