33. Der Irrwicht

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>>Aber wieso sollte Snape die Jahrbücher eines kompletten Jahrgangs bei sich im Büro verstecken?<< fragend sahen Fred und George sie an. Victoria hatte gleich am nächsten Morgen den beiden von ihrem nächtlichen Ausflug in die Bibliothek und Snapes Büro erzählt. >>Wie gesagt, keine Ahnung. Aber ich brauche diese Bücher! Vielleicht finde ich in ihnen die Namen meiner leiblichen Eltern.<< sagte Victoria ganz aufgeregt. Das erste mal seit sie wusste das sie adoptiert wurde, gab es einen Funken Hoffnung. Unauffällig tauschten die Zwillinge skeptische Blicke aus. Weder Fred noch George waren sich ganz sicher was sie davon halten sollten. >>Victoria, das du gestern nicht erwischt wurdest grenzt an ein Wunder... meinst du nicht, du steigerst dich-<< begann George. >>-da in etwas rein?<< beendete Fred den Satz. >>Ihr glaubt mir nicht.<< stellte Victoria fassungslos fest. >>Das haben wir nicht gesagt, aber... aber du musst schon sagen, dass das alles doch ziemlich unwahrscheinlich klingt...<< Victoria zog die Augenbrauen zusammen und kniff die Lippen so fest aufeinander, dass sie nur noch zwei dünne Striche waren.

>>Wir müssen uns beeilen. Wir kommen noch zu spät.<< sagte sie kalt. Wieso glaubten ihr die beiden nicht? Sie waren ihre besten Freunde! Merkten sie denn nicht wie wichtig, dass alles für Victoria war? Wenigsten von Fred und George hatte sie sich Unterstützung erhofft und gewünscht...

Eilig liefen sie den Gang entlang auf dem Weg zu Professor Lupins Unterricht. Gerade noch rechtzeitig betraten die drei den Klassenraum.

>>Guten Morgen Klasse!<< begrüßte er die Schüler gut gelaunt. Hinter Lupin stand ein großer Holzschrank. Als sich etwas im Schrank gegen die Schranktüren warf, schrak die Klasse zurück. >>Keine Sorge. Das im Schrank ist bloß ein Irrwicht. Gestern erst geliefert.Gemeine kleine Biester. Wer weiß etwas über Irrwichte? Ja, Victoria?<<

>>Niemand weiß wie ein Irrwicht aussieht. Sie sind Gestaltwandler und nehmen die Gestalt von dem an, was ihr Opfer am meisten fürchtet.<< >>Richtig. Um einen Irrwicht abzuwehren muss man ihn lächerlich machen. Man stellt sich vor wovor sich man am meisten fürchtet und wie man es am besten lächerlich macht. Ihr müsst wirklich schallend darüber lachen können und dann sagt ihr die Formel Riddikulus.Unserer größter Trumpf ist das wir so viele sind. Fred, erklär mir mal wieso das unser Vorteil ist.<< >>Weil der Irrwicht dann nicht weiß in was er sich verwandeln soll?<< versuchte Fred es vorsichtig. >>Sehr richtig! Fünf Punkte für Gryffindor. Alle verstanden was zu tun ist? Also los, stellt euch in einer Reihe auf.<< Professor Lupin schmiss wieder seinen alten Schallplattenspieler an und eine beschwingte Jazz Musik begann. >>Auf geht's!<< er macht eine einladende Handbewegung.

Ein Schüler nach dem anderen stand dem Irrwicht gegenüber. Vor Victoria würden noch ein Mädchen aus Slytherin und eines aus Gryffindordr ankommen. Direkt hinter ihr standen Fred und George. Der Irrwicht des Mädchens aus Gryffindor, mit der Victoria zusammen Kräuterkunde hatte, verwandelte sich in eine riesig Taube die nach allem pickte was sich ihr in den Weg stellte.

>>Riddikulus!<< Die Taube verwandelte sich in ein Brathühnchen das Ballett durch den Klassenraum tanzte. >>Hervorragend!<< Die gesamte Klasse lachte und auch Lupin konnte nicht mehr an sich halten.

>>Jetzt du Nancy!<< Nancy, ein Mädchen aus Slytherin mit blondem Haar aber Augen wie aus Eis, trat vor um sich dem Irrwicht zustellen. Der Irrwicht verwandelte sich in eine riesige Schlange die sich langsam durch den Raum auf sie zu schlängelte

>>Riddikulus!<< Die Schlange blieb stehen und verknotete sich wie von selbst zu einem riesigen Ballontier. Die gesamte Klasse grölte vor Lachen und hatte ihren Spaß. Lupin wischte sich verstohlen die Lachtränen vom Gesicht.

>>Und jetzt du Victoria! Ich öffne den Schrank. Bereit?<< Victoria nickte und Lupin öffnete gut gelaunt den Schrank. Victoria hob ihren Zauberstab und Lupin trat ein Stück hinter sie. Aus dem Schrankdrang ein dichter schwarzer Nebel der sich über dem Boden kräuselte und zu einer nicht zu erkennende Gestalt heran wuchs. Das Lachen in der Klasse erstarb augenblicklich. Victoria gefror das Blut in den Adern.

>>Ruhig bleiben, Victoria. Du kannst das. Ich weiß, dass du das kannst, du musst dich bloß konzentrieren.< <versuchte Lupin sie leise zu beschwichtigen. Der schwarze Nebel nahm die Gestalt der Frau an, die Victoria schon das ganze Jahr lang in ihren Albträumen heimsuchte. Victoria glaubte, in dem nicht zuerkennenden Schatten aus schwarzem Nebel, die etwaren Gesichtszüge einer schönen jungen Frau zu erkennen, die sie mit verblüffend grünen Augen ansah. Wie versteinert stand Victoria da mit erhobenem Zauberstab, während die Gestalt weinend auf sie zu kam und ihre Hände nach ihr austreckte.

>>Victoria... mein Gänseblümchen, du wirst so sehr geliebt. So sehr... Mommy liebt dich... Ich kann dir nicht die Mutter... du verdienst...Verzeih mir... Sei mutig... Sei stark...<<

Sagte die Frau klar und deutlich. Panisch riss Victoria die Augen auf.Unfähig sich zu bewegen, hatte sie immer noch ihren Zauberstab zitternd auf den Irrwicht gerichtet.

>>Lily-<<keuchte jemand direkt hinter ihr, gerade so laut das nur sie es mitbekam.

Professor Lupin löste sich nur langsam aus seiner starre und trat taumelnd neben Victoria. Ebenfalls zitternd hob er seinen Zauberstab und stammelte

>>Ri-riddikulus<<

Der Irrwicht nahm die Form einer silbernen Kugel an, die ein Stück über den Boden schwebte.

Und nochmal, aber dieses mal wesentlich kräftiger

>>RIDDIKULUS!<<Immer und immer wieder schrie er diese Worte heraus.

>>RIDDIKULUS! RIDDIKULUS! RIDDIKULUS!<<

Lupins Zauberstab peitschte durch die Luft, bis der Irrwicht in einer kleinen Rauchwolke verpuffte. Die ganze Klasse starrte ihn geschockt an. Keiner hätte erwartet das Lupin so ausrasten konnte. Völlig außer Atem drehte sich Professor Lupin langsam wieder der Klasse zu.

>>Raus hier.<< flüsterte er. Als keiner reagierte schrie er Zornentbrannt

>>RAUS HIER! Der Unterricht ist beendet! ALLE RAUS HIER!<<

Erschrocken schnappten sich die Schüler ihre Taschen und rannten aus dem Klassenzimmer. Aber Victoria stand immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Stelle, an der der Irrwicht so eben verschwunden war. Lupin rieb sich entkräftet mit der Hand über das Gesicht und den Nacken. Er sah zu Boden. Dann sagte er so ruhig wie möglich >>Du auch Victoria. Geh jetzt.<<

>>Pro-Professor?<< stammelte sie. Er hob den Kopf und sah sie nun direkt an.

>>Ich sagte, raus! RAUS!<< schrie Lupin sie an. Ohne abzuwarten ob sie auch wirklich ging drehte er sich um und stürmte in sein Büro. Krachend schlug Lupin dir Tür zu, sodass die Wände bebten.

Victoria, die immer noch unter Schock stand, zuckte zusammen, senkte ihren Zauberstab und griff nach ihrer Schultasche. Aus Professor Lupins Büro war ein lautes Poltern und dann ein klagvoller Schrei zu hören, dann das Splittern von Glas. Auf leisen Sohlen verließ Victoria den Klassenraum und zog die quietschende Tür vorsichtig hinter sich zu.


POV Lupin

Es war Lily! Der Irrwicht! Wie konnte das bloß möglich sein? Wie konnte die größte Angst von Victoria die Stimme von Lily sein? Mit einer Bewegung fegte er alles, was auf seinem Schreibtisch stand auf den Boden. Er schrie auf. Zwölf Jahre lang hatte er ihre Stimme nicht mehr gehört, und jetzt? Das konnte nicht möglich sein! Ergriff nach dem Bilderrahmen der auf dem Regal stand und betrachtete das Foto. Die darauf abgebildeten Personen winkten lachend. Damals mussten sie auch etwa in ihrem fünften Jahr gewesen sein. Er betrachtete jeden einzelnen. James Potter, Sirius Black, PeterPetigrew, Lily Evans später Potter und er selbst. Remus Lupin.

Lily!

Das Bild fiel aus seiner Hand auf den Boden. Das Glas zersprang, aber das kümmerte ihn nicht. Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Er musste zu Dumbledore!


The Halfblood-PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt