34. Das Geheimnis der Lily Evans

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>>Sie hat eine Tochter!<<

Wütend klatschte Remus Lupin das Foto aus seinem Büro auf Dumbledores Schreibtisch. Während Lupin völlig außer sich im Büro auf und ab lief, saß Dumbledore Seelen ruhig hinter seinem Schreibtisch und lehnte die Fingerspitzen aneinander.

>>Diese Ähnlichkeit ist wirklich erstaunlich, nicht wahr?<<

>>Sie wussten davon?<< >>Seit vor der Geburt Victorias. Lily wollte mir damals allerdings nicht sagen, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge werden würde. Sie sagte es sei zum Schutz des Kindes. Das es sich bei ihrem Kind aber um Victoria handelte, war mir ab dem Zeitpunkt klar, als Victoria den sprechenden Hut aufgesetzt bekommen hatte. Victoria wurde übrigens hier in Hogwarts im Krankenflügel geboren.<< fügte Dumbledore hinzu.

>>Aber wie kann das sein? Sie ist doch nicht das Kind von James?<<

>>Nein sie ist nicht James Tochter. Du erinnerst dich an die Zeit in der Lily und James getrennt waren? Dieses eine Jahr vor ihrer Hochzeit?<<

>>Natürlich. Aber wie-<<

>>Lily bat mich um Hilfe.<< unterbrach Dumbledore ihn. >>Sie war nur wenige Wochen mit dem Vater des Kindes zusammen. Dass sie schwanger war, erfuhr sie erst nach der Trennung. Sie bat mich um Hilfe, weil sie unbedingt vermeiden wollte, dass James davon erfuhr. Wenn er erfahren hätte, dass sie schwanger sei und vor allem von wem, hätte es ihm das Herz gebrochen.<<

>>Wer ist es?<< Lupin schloss die Augen. Viel zu viele Informationen prasselten auf ihn ein.

>>Das sollte Lily dir selbst erklären. Sie hat damals als sie Victoria kurz nach ihrer Geburt in dem Waisenhaus abgab, indem ich vor Jahren auch Tom Riddle fand, zwei Briefe geschrieben. Den ersten Brief schrieb sie an ihr Kind und händigte ihn der Direktorin des Kinderheims aus, sie solle Victoria den Brief geben wenn sie älter oder adoptiert sei. In diesem Brief wollte Lily ihrem Kind alles erklären. Sie nannte ihren eigenen Namen und den des Vaters. Victoria hat ihn aber nie erhalten, er wurde kurze Zeit später gestohlen... Den zweiten Brief schrieb sie an den Vater des Kindes.<< Dumbledore machte eine kleine Pause, um Lupin kurz Zeit zu geben das zu verarbeiten, bevor er fortfuhr.

>>Am Tag bevor Lily starb, Victoria war damals etwa drei Jahre alt, wenn nicht sogar schon vier, und schon längst von den Youngs adoptiert, schickte Lily mir einen dritten Brief den ich jemand ganz speziellen auszuhändigen sollte.Der Brief war für den Menschen, den sie sich immer schon als Patenonkel für ihre Tochter gewünscht hatte, obgleich sie ihn nie gefragt hatte.<< wieder machte Dumbledore eine Pause, bevor er dann leise sagte

>>Remus, der dritte Brief ist an dich adressiert.<<

Fassungslos sah er Dumbledore an. Das war zu viel. Lupin musste sich erst mal setzen und das verdauen. Er nahm Platz auf dem Stuhl vor Dumbledores Schreibtisch und fuhr sich fahrig durch das langsam ergrauende Haar. Währenddessen zog Dumbledore eine der Schreibtischschubladen auf und zog einen Umschlag vergilbten Pergaments hervor.

>>Ich denke es ist an der Zeit, in dir zugeben.<< Wortlos nahm Lupin den Umschlag entgegen und begann zu lesen.


Lieber Remus,

Dir diese Zeilen zu schreiben fällt mir nicht leicht. Viel zu lange schon trage ich dieses Geheimnis mit mir. Morgen Abend wird James alles erfahren. Er verdient es endlich die Wahrheit zu erfahren,jetzt mehr denn je, wo wir doch von Dumbledore versteckt wurden.

Harry ist nicht mein einziges Kind. In dem Jahr bevor James und ich heirateten waren wir getrennt und ich wurde schwanger. Dumbledore half mir und versteckte mich. Ich war nur wenige Wochen mit dem Vater meines Kindes zusammen, erst nach der Trennung erfuhr ich davon, dass ich schwanger war. Ich wusste wenn James davon erfahren würde, würde er mir zwar verzeihen und das Kind wie sein eigenes großziehen, aber das Wissen darüber, wer der leibliche Vater wäre, hätte ihn umgebracht.

So redete ich es mir damals ein, weil ich zu feige war, meinem Kind eine Mutter zu sein und mich der Verantwortung. Ich gab sie in ein Waisenhaus, denn der Vater hätte es nicht nehmen können. Ich zweifle bis heute keine Sekunde daran, das er ein Wundervoller Vater gewesen wäre und er alles getan hätte damit sein Kind wohlbehütet aufwächst, doch es sind schwierige Zeiten.

Glaube mir, ihr Vater ist kein schlechter Mensch. Auch wenn viele und zu meinem großen Bedauern, auch er selbst, das meistens nicht so sehen.

Verzeih mir, dass ich keine Namen nenne. Weder von meinem Kind, noch von dem Vater, aber ich versuche bloß beide zu schützen in dieser Zeit, in der wir alle um unser Leben fürchten müssen. Remus, ich bitte dich verzeih mir, dass ich euch alle belogen und hintergangen habe. James wird alles erfahren. Alles. Ich weiß, dass du mich jetzt hassen musst, wenn du das liest. Und ich weiß, dass ich mich nicht in der Position befinde dich um etwas zu bitten, aber dennoch muss ich es tun:

Ich brachte vor kurzem in Erfahrung, das mein Kind schon kurz nachdem ich es abgab, von einer Zaubererfamilie adoptiert wurde.Ich weiß nicht ob und wann sie davon erfahren wird wer ihre leiblichen Eltern sind, aber es wird ein Schock sein. Für alle. Deswegen bitte ich dich, sei dem Kind ein Patenonkel. Ich wüsste keinen, der geeigneter dafür wäre.

Sei bitte für mein Kind da, wenn es jemanden brauchen wird der es auffängt. Ich sage das jetzt nur dir: Obwohl wir von Dumbledore versteckt wurden und unser Aufenthaltsort mit dem Fidelius-Zauber noch mal geschützt ist, befürchte ich dennoch das wir hier nicht sicher sind. Ich zweifle nicht an unserem Geheimniswahrer, aber ich habe Angst um meine Familie, dass ihr etwas passiert. Deswegen muss ich endlich die Wahrheit sagen, weil ich Angst habe das es, wenn ich es nicht tue, zu spät sein wird und wir alle vielleicht tot. Hass mich, weil ich deinen besten Freund belogen und betrogen habe und alle anderen, die mir am Herzen liegen, aber schütze mein Kind wenn die Zeit gekommen ist und sie dich brauchen wird. Ich bitte dich, Remus. Ich weiß, ich habe alles falsch gemacht. Verzeih mir.

In Liebe

Lily, am Abend des 30. Oktober 1981


Lupin blickte auf. Stumm waren einzelne Tränen auf das Briefpapier getropft.

>>Sie glaubte ich würde sie hassen, wenn ich das gelesen hätte... Lily war meine beste Freundin und hat immer gutes in mir gesehen, auch wenn ich selbst es nie sah. Warum ist nie jemanden diese Ähnlichkeit zwischen Victoria und Lily aufgefallen?<<

>>Weil es keinen Grund gab nach Ähnlichkeiten zwischen Lily Potter und Victoria Young zu suchen. Verstehst du? Es gab bis jetzt keinen Zusammenhang zwischen den beiden. Außerdem sieht Victoria Lily zwar sehr ähnlich, aber ihre Ähnlichkeit ihrem Vater gegenüber ist wesentlich überraschender, denn sie hat nicht nur sehr viele seiner Wesenszüge, sondern zweifelsohne sein Talent geerbt. Victoria ist aber auch Lily in vielerlei Hinsichten ähnlich. Wenn du dich daran erinnerst wie sie sich einsetzte, als Hermine Granger von Parker Bulstrode bedroht wurde. Die einzigen, die wussten wer Victoria in Wirklichkeit war, waren ihr leiblicher Vater und ich.<<

>>Hat James noch davon erfahren, dass Lily eine Tochter hatte?<<

>>Soweit ich in Erfahrung bringen konnte... Nein. Sie kam nicht mehr dazu es ihm zusagen. Voldemort tauchte bei ihnen auf und brachte sie beide um, bevor Lily James die Wahrheit sagen konnte.<<

>>Wer ist es? Wer ist Victorias Vater?<< fragte Lupin ruhig, aber bestimmt.

>>Findest du nicht es ist an der Zeit Minerva zu verständigen?<< warf Dumbledore ein.

>>Sie, als Victorias Hauslehrerin sollte ebenfalls davon erfahren. Außerdem glaube ich, eine weibliche Sicht auf die Dinge könnte durchaus von Nutzen sein.<< Dumbledore wandte seinen Blick auf Fawkes, seinen Phönix der ruhig auf seiner Stange saß, und sagte.

>>Fawkes würdest du vielleicht Minerva für mich herrufen? Oh, und Severus bräuchten wir auch hier oben.<<

Fawkes hob den Kopf, stieß einen wohlklingenden Schrei aus und verschwand nur Sekunden später in einer Stichflamme.


The Halfblood-PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt