The Halfblood-Princess

26. Wieder Zuhause

Victoria flog nun schon seit einer Ewigkeit. Pausen hatte sie kaum eingelegt. Ihr Koffer hing schwer an ihrem Besenstiel und ihr selbst war unfassbar kalt. Trotz der mehreren Schichten Kleidung und des eigentlich warmen Reiseumhangs. Sie war vollkommen durchnässt, denn es schneite unaufhörlich. Immer wieder zog Victoria ihre laufende Nase hoch. Wenn das so weiter ging würde sie sich ziemlich erkälten. Aber das war ihr egal. Jetzt bloß nicht aufgeben!, dachte sie immer wieder. Sie war schon so weit gekommen. Stur krallte sie sich mit ihren Steif gefrorenen Fingern an den Stiel des Besens. Ihre Glieder waren taub vor Kälte und in ihrem Haar hingen feine Eiskristalle.Langsam begann es zum zweiten mal wieder dunkel zu werden. In ein paar Stunden würde sie da sein. Bedauernd dachte Victoria an Rowena die sie nicht hatte mitnehmen können und die jetzt allein mit ihren Eltern und Großeltern in Dover war.

Mit der eintretenden Dunkelheit wurde es wieder kälter und es fing auch wieder an noch stärker zu schneien. Nach wenigen Minuten befand sie sich mitten im Schneesturm. Kalter Wind peitschte ihr die feinen Eiskristalle ins Gesicht, die sich auf der Haut wie rasiermesserscharfe Klingen anfühlten. Ihre Zähne klapperten und schlugen schmerzhaft aufeinander. Victorias Körper versteifte sich und sie zitterte wie verrückt. Immer wieder drohte sie der starke Wind sie von ihrem Kurs abzubringen. Bald geschafft, bald geschafft; redete sie sich ein. Victoria träumte von ihrem weichen Himmelbett im Mädchenschlafsaal. Sie hatte seit fast zwei Tagen nicht mehr geschlafen. Sie war vollkommen erschöpft. Eine Träne stahl sich aus ihren Augen, die sie hastig wegwischte ehe sie gefror. Victoria musste an ihre Eltern denken. Natürlich hatten sie längst mitbekommen das Victoria abgehauen war und sie machten sich bestimmt sorgen. Selbst Schuld, dachte sie. Ihre Eltern durften ihr einfach nicht verbieten nach Hogwarts zurück zukehren!

Mittlerweile war es stockdunkel geworden und Victoria fiel es immer schwerer wach zubleiben. Zum gefühlt hundertsten mal kontrollierte sie die Nadel des Kompass... Bald geschafft, bald geschafft... Sie zitterte. Lange würde sie nicht mehr durchhalten. Ihre Lippen waren inzwischen blau gefroren und spröde. Ihr Medaillon spendete nur geringfügige Wärme, viel mehr gab es ihr Trost. In der Dunkelheit glaubte sie in der Ferne Lichter wahrzunehmen...

Hogwarts! Sie war am Ziel!

Victoria begann mit dem Sinkflug. Vor ihr thronten die dunklen Mauern des Schlosses. Sie hatte es geschafft! Sie war zu Hause!

Hart kam Victoria auf dem Vorhof vor dem großen Eingangsportal auf dem Boden auf. Einige Sekunden blieb sie reglos liegen. Aufstehen... sie musste aufstehen... langsam versuchte sie aufzustehen, wobei ihre gefühllosen Beine immer wieder nachgaben. Ihre Knie schlotterten und sowohl ihre Haare, als auch ihre Augenbrauen und Wimpern waren vereist.

Sie packte ihren Koffer und ihren Besen und schritt taumelnd auf das Eingangsportal zu. Kraftlos schleppte sie sich vor die Tür der großen Halle. Von drinnen klang das klirren von Besteck und murmelnde Gespräche der Schüler und Lehrer die da geblieben waren.

Abendessen... Victoria taumelte. Leichte Essensgerüche drangen aus der Halle. Essen... Hunger... Wann hatte sie das letzte mal etwas gegessen? Reiß dich zusammen... Schwarze Flecken tanzten in ihrem Gesichtsfeld und ihr war übel... Victoria stieß die Tür auf... die Gespräche verstummten... so kalt... Sowohl die Lehrer, als auch die wenigen Schüler starrten sie wortlos an. Victorias Blick glitt über die Reihe der Lehrer.

Professor McGonagall und Professor Dumbledore waren überrascht aufgestanden. Lupin und Snape sahen sie geschockt, über ihr plötzliches auftauchen, an, während die Professoren Sprout, Flitwick und Trelawney unsichere Blicke austauschten.

>>Ich wusste, dass das passieren wird! Ich wusste sie wird kommen! Ich habe es gesehen... In meiner Kristallkugel!<< hauchte Trelawney aufgeregt. Eine Welle der Übelkeit überkam Victoria und sie zitterte so stark, dass es mehr einem schütteln gleich kam.