Andy fing an zu grinsen. "Ich nehm hier all meinen Mut zusammen um dich zu küssen und das Einzige, was du erwiderst ist 'Ähm'?" Sein Lächeln wurde noch breiter und ich verstand nicht ganz weshalb, denn hätte ich gerade jemanden geküsst und dessen einzige Reaktion wäre ein idiotisches "Ähm" gewesen, wäre ich vermutlich vor Scham im Boden versunken "Was soll ich denn sonst sagen?", fragte ich vorsichtig, weil ich trotzdem nicht ganz abschätzen konnte, ob Andys Grinsen nicht doch eventuell aus Enttäuschung und einer damit verbunden 'Abwehrrektion' entstanden war oder einfach nur von echtem Sinn für Humor herrühte. Er zuckte mit den Schultern. "Wie wärs mit: 'Das war schön' oder 'Du küsst gut'?" Bedröppelt blickte ich ihn an. "Jetzt schau nicht so, als wärs das erste Mal für dich.", meinte er belustig von meinem Verhalten. Doch, irgendwie war es das erste Mal für mich. Das erste offizielle Mal...
"Doch ... schon irgendwie.", antwortete ich und Andys Grinsen verschwand schlagartig. "Ich dachte du hättest schon mal mit jemanden rumgemacht oder so, weil du bei diesem Spiel doch nicht antworten wolltest.", kam es verdutzt von ihm. Auch wenn Andy Recht hatte und ich ihn nur ungern anlog, schien es mir doch so, als sei das einer dieser Situation, die ohne Notlüge nicht auskamen, denn wäre ich ehrlich, würde Ina früher oder später dahinter kommen, dass mein erster Kuss bereits Monate zurück lag, und mich letztendlich so lange ausquetschen, bis sie wusste mit wem ich meinen eigentlichen ersten Kuss hatte und ich wusste bereits jetzt, dass sie die Antwort nicht erfreuen würde. "Ich hab mich halt geschämt.", murmelte ich und hoffte, dass es irgendwie glaubhaft rüberkam. Andy blickte zu mir. "Wieso?" Ich zuckte mit den Schultern. "Es war halt peinlich.. mit 14 noch nie einem Jungen irgendwie näher gekommen zu sein..", brabbelte ich vor mich hin. Wenn man es wirklich genau nahm, dann war das nicht mal eine Lüge, denn ja, ich fand es irgendwie immer ein wenig beschämend eine der wenigen aus meiner Jahrgangsstufe zu sein, die noch keinen Freund gehabt hatte und Flo war im Prinzip auch keine Junge mehr sondern eigentlich schon ein Mann, was die Sache zwischen mir und ihm nur noch unnötig komplizierter machte, war sie schließlich schon kompliziert genug wegen unserer Verwandtschaft.
Etwas auf schüchtern tuend blickte ich auf. Andy grinste nicht mehr. Stattdessen schien er nachdenklich geworden zu sein. "Sorry.", meinte er dann, "Hätte ich das gewusst ... dann wäre ich das ganze anders angegangen.." Er verstummte wieder und auch ich schwieg. "Ich kann verstehen, wenn du die letzten Minuten vielleicht lieber vergessen willst.", unterbrach er die Stille und schaute dann zu mir. Unsere Blicke trafen sich und wieder verfing ich mich in seinen kristallblauen Augen, die mich aus irgendeinem Grund an dieses wunderbare, dunkelblaue, reine Eis, wie man es nur in den tiefsten Gletscherspalten im tiefsten Gebirge abgeschottet von der Zivilisation fand, erinnerte, doch dann wendete er seinen Blick wieder von mir ab und der Bann, der mich an seine Augen gefesselt hatte, fiel von mir. Mit einer Hand strich er sich seine blond gefärbte Haarsträhne aus dem Gesicht. Noch nie hatte Andy auf mich so gefühlvoll gewirkt. Ich merkte, dass ich eine ganz andere Seite von ihm kennenlernte, die nichts mit dem immer munteren und aufbrausenden Andy zutun hatte, denn ich bis dato kannte.
"Sie einfach zu vergessen wäre der falsche Weg.", flüsterte ich schon fast. Meine zu Beginn noch zum Teil gespielt zurückhaltende Zaghaftigkeit war echter Unsicherheit gewichen. Für gewöhnlich kam ich mit wirklich vielen Situationen zu Rande, doch in dieser hatte ich keinen Plan, was ich tun sollte, geschweige denn sagen. Stattdessen beobachtete ich, wie Andys Mundwinkel leicht nach oben zuckten.
"Andy?", fragte ich, nachdem er nichts erwiderte, "Darf ich fragen warum? Ich mein.. Das mit dem Kuss.." Ich brach mitten im Satz ab. Mir fehlten genauso wie ihm die richtigen Worte um auszudrücken, was ich eigentlich meinte, doch Andy schien trotzdem zu wissen, was ich ihn fragen wollte. Wieder zuckte er mit den Schultern. "Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, weiß ich es ehrlich gesagt nicht." Er schwieg. "Sorry. Manchmal bin ich ein ziemlicher Idiot.", versuchte er sich für etwas zu rechtfertigen, wofür er sich eigentlich nicht hätte rechtfertigen müssen. "Anna? Du bist einfach die aufregendste Person, die ich kenne.. Du bist nicht so wie die meisten Mädchen in deinem Alter. Du scheinst immer du selbst zu sein und das fasziniert mich irgendwie." Ich war buff.
Ich hätte praktisch alles als Antwort erwartet -Spaß, Neugier, Verknalltheit etc-, doch sein Worte waren komplett aus meinem Raster gefallen. "Hab ich dir mit meinen Worten und Taten jetzt schon wieder die Sprache verschlagen?", fragte Andy und jetzt lächelte er wieder ein wenig. Ich nickte nur. "Wo wir eh schon bei Geständnissen aller Art sind: Ich wollt dir schon länger mal sagen, dass ich deine Augenfarbe echt cool finde. Fand aber immer, dass das 'n bisschen blöd rüberkommen könnte.", meinte er jetzt etwas breiter grinsend. "Blau hat doch jeder.", erwiderte ich etwas zögerlich, da ich noch immer nicht wusste, wie ich mit dem zuvor Gehörten umgehen sollte. "Schon, aber nicht dieses Blau. Deins ist irgendwie so ein Mischmasch aus Grau und Blau." Ich zuckte mit den Schulter. Ich fand meine Augenfarbe nicht halb so faszinierend, wie die von ihm selbst.
"Kommst du am Freitag trotzdem mit?", fragte Andy völlig unvermittelt. "Ich mein mit zu Benny." Ich nickte. "Aber als normale Freundin, ok?" Andy grinste. "Ist in Ordnung. Hauptsache du bist mit dabei. Vielleicht überlegst du es dir ja doch noch anders.", meinte er zwinkernd. Ich seufzte. "Was is?", fragte Andy. "Selbst wenn, dann bist du immernoch der Bruder meiner besten Freundin.", gab ich von mir. Er nickte. "Ja und? Is doch nix dabei." ... "Und was, wenn wir dann irgendwann nicht mehr zusammen sein sollten, dann sehen wir uns trotzdem noch ständig, wenn ich bei Ina bin." Er zuckte mit den Schulter. "Dann müssen wir halt zusammen bleiben. So einfach." Wieder grinste er und ich konnte nicht umhin auch zu lächeln, doch dann wurde er wieder ernst. "Anna, ich hab dich echt gern und das vorher war nicht nur aus bloßer Neugier oder dergleichen... Überlegs dir wirklich noch mal."
Und das war ich es, was ich tat. Innerhalb von Sekunden. Flo war unerreichbar und das würde er auch in Zukunft bleiben. Es brachte also nichts ihm hinterherzutrauern und doch noch zu hoffen, selbst wenn er jetzt zumindest nicht mehr vergeben war, aber auch das würde sich sicherlich bald wieder ändern. Flo war kein Einzelgänger. Er war ein Beziehungsmensch und ich in gewisserweise auch. Hatte ich mir nicht immer gewünscht einen Freund zu haben? Jemand, an dem man sich festhalten konnte, wenn die Welt um einen herum in Schutt und Asche gelegt wurde. Jemand mit dem man Zärtlichkeiten austauschen konnte und in dessen Nähe man sich geliebt fühlte. Dass Flo diesen Platz hätte erfüllen können, stand für mich außer Frage, doch könnte nicht auch Andy zumindest versuchen diesen Platz einzunehmen und zu erfüllen, wenn ich ihm diese eine Chance geben würde? Vermutlich schon, doch was ist mit deinen Gefühlen, Anna? Willst du wirklich mit jemanden zusammen sein, bei dem du dir nicht sicher bist, ob er für dich mehr als nur ein Freund ist? Wolltest du nicht immer auf die "perfekte" erste Liebe warten? Doch, das wollte ich, aber diese Chance blieb mir schließlich verwährt und ich wollte schließlich irgendwann einmal zu leben anfangen. Ich konnte nicht bis in alle Ewigkeit auf etwas warten, das nicht stattfinden würde. Ich musste selbst etwas für mein Glück tun und Andy war womöglich der erste Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht hatte ich diese starken Gefühle, die ich für Flo empfand beziehungsweise empfunden hatte -schließlich waren sie ja zumindest ein wenig abgeflaut- nur deswegen nicht bei Andys Kuss gespürt, weil sie nunmal noch für Flo verbucht waren, aber vielleicht würden sie sich Stück für Stück sozusagen auf Andy "umschreiben" lassen.
"Ok.", sagte ich schließlich. Andy blickte mich verwundert an. "Was 'ok'?", fragte er. "Ok, ich habs mir anders überlegt." ... "So schnell?" Ich nickte. "Unter einer Bedingung: Wir sagen Ina erstmal nichts davon." Andy nickte. "Damit komm ich klar." .. "Und ich behalt mir vor, dass ich sofort Schluss machen darf, wenn ich merkte, dass es nicht klappt und du hast es zu akzeptieren. Ohne Streit oder dergleichen." Wieder nickte Andy. "Aber dann darf ich das auch." Ich zuckte mit den Schultern. "Von mir aus." ... "Also sind wir jetzt ... zusammen?", meinte Andy und schaute mich verwundert an. "Ja." Andy grinste wie ein Honigkuchenpferd und auch ich musste grinsen. Damit war ich ganz offiziell zum ersten Mal vergeben!
-------------
Und? Ist es das, was ihr erwartet habt? :D
Oder seid ihr mit euren Vermutungen am Ziel vorbei geschossen? :)
Schreibt mir doch mal, was ihr euch gedacht hättet ;)Ich hab nun endlich wieder Zeit zum Schreiben, schließlich muss ich nur noch am Mittwoch meine Präsentation halten und dann ist der Stress auch ersteinmal vorbei ^-^
LG Eure Heide :x
DU LIEST GERADE
Verliebt in Floid?! (LeFloid FF)
FanfictionLeFloid als Halbbruder zu haben ist schon ziemlich cool, bringt aber auch einige Probleme mit sich, besonders, wenn man so wie Anna ein paar Problemchen damit hat seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu haben. Doch was soll man sagen? Wo die Liebe...