Es war Freitag! Freitag Nachmittag um genauer zu sein und ich stand vor meinem Kleiderschrank, um mir ein Outfit für heute Abend auszusuchen. Es war einer der wenigen Moment in meinem Leben, wo ich mich genauso fühlte, wie sich viele Frauen jeden Tag fühlen: "Was soll ich nur anziehen?!"
Die schwarze Jeans standen fest, doch was für ein Oberteil? Vielleicht mal etwas figurbetonteres? Besaß ich sowas überhaupt? Ich wühlte in meinen T-Shirts herum. Hatte ich nicht irgendwo auch ein paar Tops? Manchmal wäre es doch etwas praktischer ein wenig mehr Ordnung zu halten. Letztendlich entschied ich mich doch für ein T-Shirt von Blitzkid, welches ich extra aus den USA bestellen hatte müssen, da der Merchandise meiner Lieblingsband nur dort erhältlich war. Nach dem mein Outfit feststand und ich mich umgezogen hatte, band ich ich mir noch meine mittlerweile fast wieder brustlangen Haare (Ich war mit ungefähr zwölf auf die Idee gekommen, dass mir schulterlange Haare auch stehen würden, was sie jedoch nicht taten und weshalb ich sie seit dem wieder wachsen ließ), welche farblich gesehen einen leichten Kupferstich hatten -vermutlich hatte ich diesen von meinem Opa geerbt.
Ich hatte mit Andy ausgemacht, dass wir uns um 17 Uhr an der Bushaltestelle in der Nähe von Bennys Haus treffen würden, denn diese schien sich etwas näher an der besagten Partylocation zu befinden. Andy würde ebenfalls mit dem Rad kommen und gemeinsam wollten wir dann zu der Brücke fahren, wo Benny feierte. Ich war mehr als nur ein bisschen aufgregt. Es war das erste Mal, dass ich zu einer Feier ging, wo ausschließlich Ältere dabei wären und Alkohol fließen würde. Außerdem würde ich bis auf Andy keinen kennen. Ich hatte Benny zwar schon einmal gesehen, doch noch nie mit ihm gesprochen und gerade ich war jetzt auf seine Feier miteingeladen.
Bevor ich losfuhr, packte ich noch schnell ein wenig Übernachtungskram in meine Tasche: Zahnbürste, Zahnpasta, Schlafsachen zum Anziehen und zur Sicherheit, falls es heute Abend kalt werden würde, auch noch eine Sweatshirtjacke. Irgendwie bezweifelte ich jedoch, dass ich die Sachen bis auf die leichte Jacke brauchen würde.
Auf dem Weg zu Andy ging mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: War er wirklich 'der Richtige'? Oder sollte ich vielleicht lieber warten, bis ich von Berlin wieder zurück war und etwas Abstand bekommen hatte und mich dann entscheiden, ob ich wirklich mit Andy zusammen sein wollten? Ich weiß, dass es im Prinzip keinen 'Richtigen' gibt, aber es gab zumindest Menschen, bei denen es sich richtig anfühlte und in dieser Frage war ich mir bei Andy noch nicht ganz sicher, doch etwas in meinem Hinterkopf erinnerte mich daran, dass ich mir vorgenommen hatte, heute einfach einmal nicht nachzudenken und alles auf mich zukommen zu lassen. Und das war für mich auch weiterhin der Plan.
Die Radfahrt war anstrengender als gedacht. Für gewöhnlich fuhr ich schließlich mit dem Bus und nur dann mit dem Rad, wenn der Bus nicht fuhr, oder ich ihn mal wieder verpasst hatte. Außerdem hatte man von mir zu Inas Wohnort die ganze Zeit über richtig beschissenen Gegenwind. IMMER! Jedes Mal, wenn ich mit dem Rad fuhr hatte ich Gegenwind und es schien auf seltsame Art und Weise auch keinen Unterschied zu machen, ob ich von Ina aus zu mir fuhr oder andersherum.
Etwas ausgepowert kam ich also bei der Bushaltestelle an, wo Andy bereits wartete. "Hey." Er grinste. "Hi.", gab ich etwas außer Puste von mir. "Willste erst ma kurz verschnaufen, ehe wir weiter fahren?", fragte Andy freundlich und ich nickte dankend. "Ist schließlich noch 'n ganz schönes Stück, das wir vor uns haben.", fügte er hinzu. Ich seufzte, stieg von meinem Rad ab und stellte es neben das von Andy. "Du hast ja tatsächlich dein Board zuhause gelassen.", meinte ich. Er zuckte mit den Schultern. "Klar. Hab ich doch gesagt." Ich ging ein paar Schritte auf Andy zu, welcher bereits erwartete, dass ich ihn begrüßte. "Hi, nochmal.", meinte ich und umarmte ihn. "Hey...", füsterte Andy schon fast und ich merkte an seiner Stimme, dass er mich vermisst hatte. Er vergrub liebevoll seinen Kopf in meinen Haaren und ich legte den meinen auf seine Schulter. Entgegen meiner Befürchtungen fühlte es sich nicht falsch an.. nur irgendwie ungewohnt. Ich atmete tief ein und aus.
"Du riechst gut.", gab ich verwundert von mir. Wir lösten uns aus unserer Umarmung. "Gefällts dir?" Ich nickte und Andy schien sich offensichtlich über meine Reaktion zu freuen. "Hab ich gestern extra noch gekauft.", meinte er grinsend. Ich lachte. Das schien mal wieder typsich.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er nicht wie sonst immer seine typischen Skaterjeans und ein Bandtshirt trug, sonder ein schlichtes schwarzes Hemd, dass ihm aber verdammt gut stand und ausnahmsweise mal eine dunkelblaue Jeans ohne Löcher oder Ausfransungen. Mist, hätte ich mir doch mein Top anziehen sollen, dachte ich mir und kam mir auf einmal ein wenig ungepflegt in meinen legeren Anziehsachen vor.
"Krieg ich noch 'n Kuss bevor wir weiterfahren?", fragte Andy vorsichtig. Irgendwie musste ich etwas lächeln. Diese zaghafte Zurückhaltung schien nicht ganz zu Andys allttäglichem Auftreten zu passen, trotzdem war es irgendwie süß. "Klar.", meinte ich und gab ihm einen sanften Kuss, jedoch nur auf die Backe. Trotzdem grinste Andy etwas verschmitzt und ich meinten einen Hauch von Röte in seinem Gesicht zu erkennen. "Also, wollen wir jetzt zur Feier?", fragte ich. Er nickte. "Folg mir einfach." Andy schnappte sich sein Rad, stieg auf, wartete noch auf mich, ehe er losfuhr, und alle Schüchternheit schien wieder verflogen zu sein.
Wir radelten noch ein wenig weiter ortseinwärts, ehe wir nach links abbogen und uns wieder vom Zentrum entfernten. Irgendwann jedoch hatte ich vollkommen die Orientierung verloren und folgte nur noch Andy und seinem Rad. "Ist nicht mehr weit.", meinte dieser nach ein paar Minuten Fahrt. Ich nickte und folgte ihm weiter. Er hatte mir zwar erzählt, dass der Platz sich irgendwo unter einer Brücke befinden sollte, doch wo genau sich diese befinden sollte, war mir schleierhaft. Ich wusste von keiner einzigen Brücke in der näheren Umgebung.
Nach einer Weile verließen wir die geteerten Straßen und fuhren auf einem Schotterweg weiter, wo sich ringsherum nur noch Felder befanden. "Da vorne ist es.", kam es von Andy. Ich runzelte die Stirn, denn obwohl es noch fast taghell war, konnte ich nichts erkennen. "Wo?", fragte ich. "Warte, gleich siehst du es! Nur noch ein paar Meter." Wir fuhren eine leichte Erhebung nach oben. Ich schnaufte ein wenig, doch dann staunte ich nicht schlecht. Hinter dem Hügel ging es ganz schön bergab. Der Schotterweg schlängelte an einem ziemlich steilen Hang einige Meter nach unten. Wir folgtem den Weg, fuhren jedoch auf Grund der starken Steigung vorsichtiger. Vielleicht 100 Meter weiter konnte ich die Brücke erkennen. Sie begang irgendwo hinter dem Hang und endete auf der anderen Seite des "Tals", wenn man es so nennen wollte, denn im Grunde war es nur eine etwas tiefere Kuhle. "Was ist das für 'ne Brücke?", fragte ich verwundert. "Ne Zugbrücke. Schien wohl billiger zu sein 'ne Brücke zu bauen, als den Boden hier um 5 Meter anzuheben." Ich nickte und verstand, warum die Jungs diese Brücke zum Feiern nutzten. Sie war einige Meter hoch, mindestens zwei Meter breit und bot darunter mehr als genug Platz. Von der Ferne aus sah ich bereits zwei Autos, die darunter parkten, ein paar Menschen, die herum wuselten und Bierkästen schleppten und ein kleines Lagerfeuer, konnte ich auch erkennen. Wie konnte es sein, dass ich in all den Jahre noch nie etwas von dieser Brücke gehört hatte und das obwohl sie nicht gerade klein war?! Vor lauter Staunen war ich stehen geblieben.
Andy grinste, als er sah, dass ich offensichtlich von dieses Location begeistert war. Es war wirklich perfekt. Es lebten keine Menschen in der näheren Umgebung, die man mit der eigenen Musik hätte stören können und selbst wenn es regnete, hatte man durch die Brücke ein Dach über den Kopf, auch wenn man sich dann vielleicht ein wenig wie ein Obdachloser fühlte, aber das war mir im Moment egal. "Wollen wir weiter?", fragte Andy. Ich nickte und mit einem leichtem Kirbbeln im Bauch fuhren wir weiter.
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So :) Habs auch wieder geschafft was zu schreiben :3
Viel Spaß damit! :)Eure Heide :x
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Verliebt in Floid?! (LeFloid FF)
FanfictionLeFloid als Halbbruder zu haben ist schon ziemlich cool, bringt aber auch einige Probleme mit sich, besonders, wenn man so wie Anna ein paar Problemchen damit hat seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu haben. Doch was soll man sagen? Wo die Liebe...