Schnell checkte ich, ob ich alles dabei hatte (Schlüssel - Check. Handy - Check. Geldbeutel - Check.). Ich hatte alles, schloss die Tür hinter mir und sperrte ab. Bevor ich das Treppenhaus hinunter stürmte, blickte ich noch einmal kurz auf mein Handy Display. Anna sollte um kurz nach 10 am Hauptbahnhof ankommen und das bedeutete, dass ich noch knapp eine halbe Stunde Zeit hatte. Das sollte reichen. Obwohl es erst halb zehn war, war ich schon seit Stunden wach und es würde mich nicht wundern, wenn ich heute sogar früher wach war als meine Schwester, aber an Schlaf war letzte Nacht nicht zu denken.
Ich hatte mein Auto eine Straße weiter geparkt. Die Karre war zwar annähernd so alt wie ich, aber sie tat noch ihren Dienst und das reichte mir. Musste ja kein Lamborghini vor meiner Haustür stehen. Außerdem könnte ich mir als einer, der mit 21 gerade mal aus der Probezeit raus war, nicht einmal die Versicherung für das Teil leisten, geschweige denn die eigentliche Karre.
Die Autofahrt vertrieb ich mir mit etwas Musik, doch irgendwie konnte ich kein Lied bis zu Ende hören. Nach nicht mal der Hälfte des Lieds schaltete ich unwillkürlich weiter. Zugegeben, ich war ziemlich hibbelig drauf. So hibbelig war ich nicht einmal vor dem Auftritt bei ZDF Login, was im Prinzip mein erster größerer TV-Auftritt darstellte. Die Aufregung als ich damals ins Studio gefahren bin, war NICHTS im Vergleich zu dem, was ich gerade durchstand. Trotzdem versuchte ich mich irgendwie zu beruhigen. Tief ein- und ausatmen. Es war nur deine Schwester. Es war NUR deine Schwester. Denk dran, Flo! Anstatt an Anna und unser baldiges Wiedersehen zu denken, versuchte ich mich auf die Straße zu konzentrieren. Da Samstag war und nicht gerade Rush Hour herrschte, ging es mit dem Verkehr und ich kam gut durch die Stadt bis zum Hauptbahnhof, wo ich mein Auto auf einen Parkplatz in der Nähe abstellte.
Danach ging ich gedankenlos und mit weichen Knien Richtung Eingang Hauptbahnhof. Hatte ich jetzt eigentlich mein Auto abgesperrt? Ich versuchte mich zu erinnern. Fuck. Nein, hatte ich nicht. Ich schaute auf meine Uhr. Genug Zeit hatte ich noch, also lief ich wieder zurück und sperrte ab. Mensch Flo. Du bist echt total durch 'n Wind...
In der Bahnhofshalle angekommen suchte ich auf den Anzeigetafel nach dem richtigen Gleis und schaute gleich, ob es vielleicht eine Verspätung gab. Anna hatte nix geschrieben, aber die schlief vermutlich die Zugfahrt über durch. Da würde sie vermutlich nicht mal merken, wenn ihr Zug eine Stunde auf derselben Stelle stand, aber die Anzeigetafel verriet nichts über eine eventuelle Verspätung, weshalb ich davon ausging, dass kurz nach zehn als Ankunftszeit noch stand.
Da ich noch etwas Zeit hatte und mich auf einmal so fühlte, als würde ich gleich umfallen vor Müdigkeit, ging ich zum nächst besten Laden, der Kaffee in seinem Sortiment führte. Wenige Minuten später stand ich mit meinem frisch erworbenen Kaffee, der mir etwas zu mild vorkam, am richtigen Gleis und wartete. Obwohl ich kaum auf einer Stelle stehen bleiben konnte, versuchte ich trotzdem irgendwie cool zu bleiben. Ich wartete und schlürfte meinen Kaffee.
"Geile Videos!", kam es von irgendwoher. Ich drehte mich um, um zu sehen, woher und erkannte einen jüngeren Typen, ebenfalls mit einer Cap ausgestattet, der mir zunickte. "Danke.", meinte ich. "Was machst'n hier?", fragte der Junge und kam ein paar Schritte näher. "Warten.", antwortete ich und nahm noch einen Schluck. "Coole Cap", fügte ich hinzu. Der Junge grinste vom einem zum anderen Ohr. "Danke", meinte er stolz. "Darf ich fragen, ob ich eventuelle ein Autogramm bekomm." Ich nickte. "Kein Problem. Hast 'n Stift dabei?", fragte ich. Er nickte, zog einen Kuli aus seiner Jackeninnentasche und reichte ihn mir. "Wohin?" Der Junge zog einen Ärmel seiner Jacke hoch und krempelte ihn um. "Am besten da. Hab jetzt leider kein Papier dabei.", antwortete er und zeigte auf seinen Unterarm. Ich nickte. "Kein Problem."
Nachdem er sein Autogramm hatte, verschwand er und ich blickte wieder gedankenlos in der Gegend herum. Angespannt wartend auf die Ankunft des richtigen Zugs. Mir schwebten Liedfetzen durch den Kopf." I am nothing to you, but flesh bound in pity and waste - A dislocated voice - from your memory that screams in the night" Es war eins der vielen Lieder, deren Link mir Anna einst geschickt hatte und das mich jetzt nicht mehr los ließ. Es erinnerte mich immer an diese paar Minuten. Diese paar Minuten, die Anna und ich einst verbracht hatten. Diese paar Minuten, in denen wir uns so nah schienen. A dislocated voice - from your memory that screams in the night.
Warum hatte ich damals abgebrochen? "Weil es nicht richtig war.", erklang eine Stimme in meinem Kopf. Und ich musste einsehen, dass diese Stimme leider recht hatte. Es war nicht richtig, es ist nicht richtig und es würde nie richtig sein.
Von meinem Kaffee war längst nichts mehr übrig mit der Ausnahme des Pappbechers, den ich in der Hand hielt. Ich seufzte. In letzter Zeit drehten sich meine Gedanken immer um das eine Thema. Ich blickte auf mein Handy. Keine SMS. Laut Handyanzeige, müsste der Zug jeden Augenblick einfahren. Trotzdem stapfte ich zum nächsten Mülleimer und entsorgte den nervigen Pappbecher. Danach begab ich mich wieder zur gleichen Stelle.
In der Ferne sah ich, wie ein Zug anrollte. Ich konnte jedoch noch nicht erkennen auf welches Gleis er zusteuerte, doch je näher er kam, desto sicherer wurde ich mir, dass es der richtige war. Cool bleiben, Flo.
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Ich glaub langsam, dass ich zu viel Zeit hab.. so häufig wie ich ein Kapitel schreibe ;D
Aber das ändert sich auch wieder, wenn ich wierder Schule hab ._.Vielleicht habt ihr es schon erraten. Das Lied is von meiner Lieblingsband bzw. dessen Leadsänger und sein Soloprojekt. Eigentlich gehören sie zu den Horrorpunkern, aber das Lied ist rein akustisch und deshalb auch etwas für die, die nicht so auf Punkriffs stehen ^-^
Vielen Dank für die ganzen Genesungswünsche! Es geht mir bereits ein wenig besser :)
LG Eure Heide :x
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Verliebt in Floid?! (LeFloid FF)
FanfictionLeFloid als Halbbruder zu haben ist schon ziemlich cool, bringt aber auch einige Probleme mit sich, besonders, wenn man so wie Anna ein paar Problemchen damit hat seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu haben. Doch was soll man sagen? Wo die Liebe...