22. Schönheit der Haare

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Es dauerte nicht lange, bis wir beide eingeschlafen waren. Obwohl ich bereits in Flos Armen geschlafen hatte und es für mich zumindest nichts "Neues" war neben jemanden eingekuschelt einzuschlafen, war es trotzdem etwas ungewohnt Andy so extrem nah zu sein. Trotzdem konnte man meine Nachtruhe als durchaus erholsam bezeichnen mit der einzigen Ausnahme, dass ich mitten in der Nacht irgendwann einmal vor Schreck aufgewacht war, da ich geträumt hatte, Ina wäre ins Zimmer gekommen, doch Ina hatte um diese Uhrzeit sicherlich genauso friedlich geschlafen wie der Rest des Hauses. 

Und so wachte ich erst um kurz nach Mittag wieder auf. Herzhaft gähnte ich und wälzte mich im Bett leicht hin und her. Erst jetzt fiel mir auf, dass Andy gar nicht mehr neben mir lag, doch da öffnete bereits jemand die Tür und ehe ich überlegen konnte, was ich jetzt machen sollte, war derjenige auch schon eingetreten. Es war Andy - zum Glück. Ich atmete hörbar auf. 

"Guten Morgen!", flötete dieser. "Hab Frühstück gemacht." Er grinste und stellte das Tablett, das er in Händen hielt, auf dem Sofa ab. Ich lächelte noch etwas verschlafen und schlug die Bettdecke zur Seite. "Dass du schon wach bist.", murmelte ich. Andy zuckte mit den Schultern. "Kommt auch mal vor.", meinte er. "Außerdem hab ich geschaut, was der Rest meiner Familie so treibt." Ich griff nach dem Glas Orangensaft, welches auf dem Tablett stand. "Und was macht 'der Rest deiner Familie' so?", fragt ich. Er zuckte mit den Schultern. "Mum ist anscheinend einkaufen gefahren und Ina trifft sich mit irgendwem in der Stadt." Ich runzelte die Stirn. "Mit wem trifft sie sich denn?", fragte ich verwundert. "Keine Ahnung. Sie hat nur gemeint, dass sie in die Stadt fährt, um sich mit jemanden zu treffen."


"Und als verantwortungsvoller Bruder hast du natürlich nicht gefragt mit wem.", meinte ich grinsend. "Hey! Sie ist immerhin 15. Da kann sie schon auf sich aufpassen.", anwortete mir Andy. Ich nickte. "War ja auch nicht ganz ernst gemeint." Andy setzte sich neben mich. "Ich hab dir übrigens auch 'nen Earl Grey gemacht.", meinte er und grinste. "Uhh. Du weißt ja sogar, was ich immer in der Früh trinke, wenn ich bei deiner Schwester übernachte." Er nickte. "Natürlich weiß ich das. Du trinkst das Zeug ja nur schon seit Jahren." 

Gemeinsam bedienten wir uns an der Auswahl an Frühstücksleckerein, die Andy für mich hergerichtet hatte. Er hatte sogar das richtige Müsli für mich herausgesucht. Ich aß ein Stück von dem aufgeschnittenen Apfel. "Also wenn das immer so ist, wenn ich bei dir übernachte, dann muss ich wohl öfter hier schlafen.", scherzte ich. "Für meine Freundin nur das Beste.", meinte Andy. "Apropos: Wie lang gedenkt denn meine Freundin heute eigentlich zu bleiben?" Bei dem Gedanken heute noch heimfahren zu müssen, seufzte ich unwillkürlich. Andy blickte mich mit seinem Hundeblick fragend an.

"Ich hab meiner Mum gesagt, dass ich pünktlich wieder da bin, weil sie Abends unbedingt was für mich kochen wollte.", meinte ich, "Vermutlich sollte mich also bald fertig machen." Andy nickte. "Kann ich bei dir noch duschen? Ich glaube ich stinke immer noch nach Rauch von gestern." ... "Klar. Du weißt ja wo alles ist. Ich räum währenddessen hier auf und mach mich dann auch langsam fertig. Wollt noch bei Benny vorbeischaun und ihn aus'm Bett schmeißen. Wir haben heute nämlich noch ne Wohnungsbesichtigung vor uns.", meinte er. "Uhhh! Wo denn?", fragte ich interessiert. "Fast schon Innenstadt und damit nur noch 'n paar Minuten von dir entfernt." Seine Worte brachten mich zum Strahlen. "Das wäre doch perfekt!", meinte ich. Andy nickte. "An sich ja, aber es gibt ziemlich viele Bewerber und Benny und ich müssen noch schauen, wie wir das mit der Miete machen, weil mein Ausbildungsgehalt alleine nicht reichen wird und der faule Sack arbeitet ja im Moment noch nicht." Ich ließ ein "Hmmm" erklingen und sagte dann: "Wäre trotzdem cool, wenn das klappen würde." Er nickte. "Ne Chance besteht -vor allem wenn Benny seinen Unterhalt bekommt." Ich schaute ihn fragend an. "Sind dem seine Eltern etwa auch geschieden?" ... "Jop." ... "Sag mal, gibt es heutzutage eigentlich noch eine Ehe, die nicht geschieden wird?!", fragte ich entrüstet. Andy zuckte mit den Schultern. "Ich könnte jetzt kitschig sein und sagen 'Wenn wir jemals heiraten sollten, dann könnten wir einen Gegentrend setzten.', aber ich glaube das ist fast schon ein bisschen zu kitschig.", sagte Andy lachend. Ich grinste. "Nö, das ist eher süß, aber ich geh jetzt erst mal duschen und den Zucker wieder abwaschen, den deine Süßheit an mir kleben hat lassen.", meinte ich belustigt, gab ihm einen Schmatzer auf die Backe und verzog mich ins Bad.

Als ich frisch aus der Dusche kam, war Andy bereits fertig für den Tag und seine Haare sahen mal wieder topgestylt aus, obwohl er vermutlich nichts anderes getan hatte, als sie zu kämmen und eventuell ein wenig Haarspry zu benutzen. "Darf ich dein T-Shirt noch mal anziehen?", fragte ich vorsichtig. "Meins riecht noch so nach Rauch.", versuchte ich mich zu rechtfertigen. "Klar.", meinte Andy. "Was is das überhaupt für ne Band?", fragte ich. "Meine." ... "Du hast ne Band?!" ... "Jop. Zusammen mit Benny und 'n paar Freunden." Entgeistert starrte ich ihn an. "Und das ist euer Bandlogo?" Ich zeigte auf das Shirt. Wieder nickte Andy. "Und sowas sagst du mir nicht?!", fragte ich verblüfft. Er zuckte mit den Schultern. "Habs nicht für wichtig gehalten." Er grinste. "Aber jetzt weißt du's ja." .. "Bei Gelegenheit musste mir mal was von euch zeigen. Geht doch nicht, dass ich deine Freundin bin und nicht mal ein Lied  von deiner Band kenne." Andy lächelte. "Nein, dass geht wirklich nicht." Ich wuschelte ihm durch die Haare. "Das nächste Mal sagst du mir das früher.", meinte ich belustigt. "Ich wer dran denken, wenn ich das nächste Mal 'ne Band gründe.", kam es von Andy, welcher kurz den Kopf schüttelte und danach seine Haare wieder hinrichtete. Verdutzt konnte ich Zeuge dessen werden, wie Andys Frisuer sich praktisch wie von selbst richtete.  

"Das ist so unfair.", nuschelte ich. Andy sah auf. "Was?" .. "Du musst nur deinen Kopf ein wenig schütteln und deine Haare etwas glatt streichen und schon siehst du wieder perfekt aus." Andy grinste. Er schien es als Kompliment aufzufassen, wie es schließlich auch gemeint war. "Und ich muss erst meine Haare tausendmal durchkämmen, bis sie nicht mehr zerstrubelt aussehen.", fügte ich seufzend hinzu. "Du siehst so oder so gut aus.", kam es von Andy aufmunternd. Ich zuckte mit den Schultern. "Das sagst du nur, weil wir jetzt zusammen sind.", meinte ich. Andy schüttelte den Kopf. "Nein, weil jemand nicht perfekt sein muss, um hübsch zu sein. Erst recht nicht, wenn es nur um zerstrupelte Haare geht." ... "Ich wusste ja gar nicht, dass du so philosophisch veranlagt bist." Andy zuckte mit den Schultern. "Ich glaube du weißt vieles über mich noch nicht." Er grinste. "Aber jetzt solltest du dich lieber fertig machen." ... "Vielleicht hast du Recht.", antwortete ich sanft lächelnd, drehte mich auf dem Absatz um und ging wieder Richtung Bad, wo sich der Föhn befand. 

Nachdem meine Haare zumindest angetrocknet waren, ich meine Sachen zusammen gepackt hatte und Andy noch half sein Zimmer wieder etwas herzurichten, gingen wir gemeinsam nach draußen. Andy war wieder mit seinem Skateboard unterwegs auf das ich beim besten Willen nicht mehr aufgestiegen wäre. Er drehte gerade noch den Schlüssel im Schloss um, als jemand ein fröhliches "Hallo Andy!", rief. Ich zuckte zusammen, denn ich rechnete damit, dass es sich um jemand handeln musste, der uns nicht hätte sehen sollen. Ein Mann kam auf uns zu. Er hatte dunkle, kurze Haare und einen leichten Bauchansatz.Ich erkannte ihn sofort, obwohl ich ihn schon mindestens zwei Jahre nicht mehr gesehen hatte. Es war Andys Vater.

"Hi Dad.", meinte dieser zur Begrüßung, schien jedoch nicht ganz so glücklich über das unverhoffte Wiedersehen wie sein Vater zu sein. "Ist deine Mutter nicht zuhause?", fragte der Mann lächelnd. Andy schüttelte den Kopf. "Vermutlich einkaufen. Was wolltest du von ihr?" Andys Vater zuckte mit den Schultern. "Eigentlich wollten wir über deinen Unterhalt reden." Andy verdrehte die Augen. "Hast du etwa nicht genug Geld beisammen?" Der Mann schüttelte den Kopf. "Es geht eigentlich nur darum, ob ich ihn dir überweisen soll, jetzt, wo du 18 bist." Andy wurde hellhörig. Das würde vermutlich einige Finanzierungsprobleme lösen können.

"Aber wer ist das hübsche Mädchen da eigentlich? Du hast uns ja noch gar nicht vorgestellt. Deine neue Freundin?" Andys Vater kam auf mich zu und wollte mir gerade die Hand reichen als Andy vor trat. "Du kennst sie. Das ist Anna." Andys Vater kratze sich nachdenklich am Kopf. "Hieß deine letzte Freundin nicht Ena?" Andy seufzte. "Ja, hieß sie, aber mit ihr bin ich seit fast einem Jahr nicht mehr zusammen. Das hab ich dir doch erzählte." Er nickte. "Erinnerst du dich noch an Inas beste Freundin?", versuchte Andy seinem Vater auf die Sprünge zu helfen. "Ahhhh, ja! Natürlich. Das war doch so ne kleine Zierliche! Hatte die nicht so nen leichten Rotstich in den Haaren?" Andy nickte. "Sie steht vor dir.", meinte er. 

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So. Ab morgen bin ich mit Festivalvorbereitung beschäftigt und ich komme erst am Montag wieder zurück. So lange wird es leider KEIN Kapitel geben, dafür seh ich die Zeit als kleine Erholungspause und Inspirationsmöglichkeit :)

Viel Spaß mit dem Kapitel!

Ich freu mich wie immer über Rückmeldung! :3

LG Eure Heide :x 

Verliebt in Floid?! (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt