Kapitel 10

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"Die Krönungszeremonie ist für nächste Woche angesetzt. Die Adeligen ganz Carazitas und der Nachbarländer werden anwesend sein, daher erwarte ich eine tadellose Repräsentation meines Landes, von Euch, Prinzessin Lucía." König Mateo bleibt mit dem Rücken zu mir stehen und sieht aus dem gigantischen Fenster, von welchem aus man in das Tal blicken kann.

"Ich verstehe, Eure Majestät"

"Nein", sagt er abrupt und dreht sich genauso plötzlich um. Seine Augen funkeln mich düster an. "Ihr versteht es nicht! Seit einem Monat seid Ihr mit meinem Sohn verheiratet und nichts ist geschehen!"

Unverständlich schüttle ich den Kopf. "Ich kann Euch nicht ganz folgen, Eure Majestät Was hätte denn geschehen sollen?"

Ein höhnisches Lächeln entsteht auf seinem Gesicht und er geht ein paar Schritte auf mich zu, bis er nur noch einen Meter von mir entfernt ist. Seine plötzliche Nähe lässt mir einen eiskalten Schauer über die Haut fahren, sodass ich unbemerkt einen Schritt zurückweiche.

"Euer Vater hat wahrlich nicht übertrieben, als er mir versicherte, wie fromm Ihr seid, Prinzessin Lucía"

Ich zucke zusammen. "Was hat mein Vater mit alledem zu tun?", will ich wissen.

"Prinzessin Lucía, seit einem Monat glaubt die ganze Welt, Ihr habt die Liebe Eures Lebens geheiratet. Denkt Ihr nicht, dass es allmählich an der Zeit wäre... Neuigkeiten zu verkünden?"

Auf einmal wird mir speiübel und ich mustere ihn aufmerksam. "Von was für Neuigkeiten sprecht Ihr genau, Eure Majestät?"

"Stellt Euch doch nicht dümmer, als Ihr seid!", zischt er mich an und kommt noch einen Schritt auf mich zu, sodass uns lediglich wenige Zentimeter trennen. Er lächelt mich an. "Eine noch unberührte Frau wie Ihr, sollte kein Problem damit haben, einen männlichen Nachfolger zu zeugen, nicht wahr?"

Heiß kochend strömt mein Blut durch meine Adern. Wie kann er etwas Solches von mir verlangen? Wie kann er über etwas Dergleichen mit mir auf eine so erniedrigende Weise reden? Wie kann er mich wie einen wertlosen Gegenstand behandeln, der ihm lediglich einen männlichen Thronfolger gebären soll? Weiß er überhaupt, wen er hier vor sich stehen hat? Ich bin mir sicher, mein Vater wusste von alledem nichts. Niemals hätte er ansonsten dieser Heirat zugestimmt. Nicht unter solchen Voraussetzungen...

Doch ich kann nicht behaupten, dass ich es nicht von Anfang an gewusst habe: König Mateo ist auch nicht anders, als der König, der für den Barrierekrieg verantwortlich gewesen ist!

Wütend funkle ich König Mateo an. "Nähert Euch mir noch einen Schritt", flüstere ich, "und Euer Sohn wird bereits heute der König von Carazita sein."

Abrupt hält König Mateo inne, räuspert sich scheinbar verlegen und geht einen Schritt zurück. "Ich denke, Ihr habt mein Anliegen verstanden, Prinzessin Lucía"

"Ich denke meines habe ich auch deutlich ausgedrückt, Eure Majestät", erwidere ich tonlos und drehe mich um, bleibe dann jedoch stehen und hole Luft. "Sollte ich ein weiteres Mal eine solche Begegnung mit Euch erfahren, Eure Majestät, bleibt mir wohl leider nichts anderes übrig, als die Wahrheit dieser – wie nannte Euer Sohn es? – Verbindung für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen."

Stille durchdringt den Thronsaal und kurz glaube ich, König Mateo würde ihn verlassen, als meine Hand blitzschnell zu meiner Schulter jagt und seinen Arm festhält, mit dessen Hand er mich eben packen wollte.

Er gibt einen überraschenden Laut von sich, ehe ich mich langsam umdrehe und ihn mustere. "Wagt es nicht einmal, König Mateo", sage ich ohne die vom Protokoll festgelegte Anrede. "Ihr habt keine Ahnung, wie mich mein Vater ausgebildet hat. Ich habe gelernt mir selbst zu helfen." Meine Hand umgreift seinen Arm ein wenig fester, ehe ich ihn abrupt fallen lasse, meine Blicke jedoch nicht von ihm nehme.

Die Grenzen zwischen uns *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt