Kapitel 46

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Als ich meine Augen wieder öffnen kann, ist meine Sicht zunächst trüb, als würde ich durch Milchglas blicken. Es ist dunkel um mich herum, lediglich von einer Stelle über mir scheint fahles Licht zu kommen.

Ich versuche mich aufzusetzen, als ein scharfer Schmerz durch meinen Kopf fährt und ich stöhnend zusammenzucke. Ganz ohne mein Zutun wandert meine Hand an meinen Bauch.

"Habt Ihr gut geschlafen, Eure Hoheit?"

Die Stimme, die in diesem Augenblick ertönt ist so hart, dass sie meinen gesamten Körper in Gänsehaut einhüllt. Ich blinzle und versuche meine Sicht zu verbessern, doch es gelingt mir einfach nicht.

"Einem Albtraum, aus dem man nicht aufwacht, ähnelt es eher", bemerke ich kalt, während ich mit meinen Augen die Person fokussiere, die auf mich herabblickt.

Beinahe betäubt von den Schmerzen, die durch meinen Kopf fahren, schaffe ich es nun doch endlich, mich aufzusetzen und gegen die Wand hinter mir sinken zu lassen. Anscheinend befinde ich mich in einem der noch stehenden Häuser.

"Ihr habt mich verfolgt", sage ich und fokussiere den Mann vor mir. "Was in Gottes Namen wollt Ihr von mir? Habt Ihr mein Leben nicht schon genug zerstört?"

Ein dunkles Lachen ertönt aus seinem Mund. "Ich habe dein Leben zerstört?", wiederholt er. "War es nicht eher umgedreht?"

Gleichgültig schüttle ich den Kopf. "Wenn Ihr Euren schlecht durchdachten Plan meint, den ich durchkreuzt habe", sage ich und kneife die Augen zusammen, als ein weiteres Stechen durch meinen Kopf fährt, "dann kann ich nur sagen, dass ich keinerlei Mitleid für Euch empfinde."

"Es war ein schlechter Plan", gibt er mir überraschenderweise recht.

Ich hebe den Kopf. Meine Sicht ist nun ein wenig besser, sodass ich mittlerweile das Gesicht meines Gegenübers genau erkennen kann.

"Tatsächlich eine wahre Aussage. Und das aus Eurem Munde.", bemerke ich tonlos.

"Respektlos, selbst wenn sie auf dem Boden liegt"

"Wenn ich mich recht erinnere, wolltet Ihr über Euren schlechten Plan reden"

Eine Weile liegen seine Blicke ruhig auf mir, ehe er mir den Rücken zudreht und langsam auf- und abläuft. "Das Problem an meinem Plan war eine einzige Sache", sagt er plötzlich und dreht sich zu mir um. "Und zwar die Schwäche meines Sohnes."

"Von welcher Schwäche redet Ihr?", will ich wissen, während er mit wenigen Schritten auf mich zukommt.

"Du", sagt er. "Die Liebe zu dir hat ihn blind für alles andere gemacht. Er hat mich verraten."

"Nein", erwidere ich. "Er hat seine eigenen Entscheidungen getroffen. Er ist seinem eigenen Willen gefolgt, anstatt Euch zu gehorchen!"

Ein trockenes Lachen entfährt ihm. "Wie konnte ich nur glauben, du wärst leicht zu kontrollieren?" Er schüttelt den Kopf. "Du bist zu willensstark für meinen Plan gewesen. Mein Sohn ist zu schwächlich gewesen." Er hebt den Kopf und sieht mich an. "Wieso nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?"

Seine Stimme lässt nichts Gutes erahnen. Ich schlucke und sehe ihm in die grauen Augen. Bilde ich es mir ein oder haben sie sich tatsächlich verdunkelt?

"Ihr sprecht in Rätseln"

Seine Blicke wandern zu etwas, das sich hinter ihm befindet. "In wenigen Augenblicken wird mein Sohn durch diese Tür kommen", sagt er so plötzlich, dass ich zusammenzucke.

"Doch ihn kann ich für meinen Plan nicht weiter gebrauchen", spricht er weiter. "Santiago ist als Herrscher unbrauchbar. Ich habe erkannt, dass wenn mein Plan aufgehen soll, dann nur mit mir als Herrscher."

Die Grenzen zwischen uns *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt