"Ihr seht absolut atemberaubend aus, Eure Hoheit" Sofias Augen funkeln, während sie den langen Schleier vorsichtig auf meinem gelockten Haar befestigt.
Mit etwas gemischten Gefühlen blicke ich auf mein Spiegelbild. "Ich danke dir"
"Seine Hoheit wird sprachlos sein"
Vermutlich mehr als sprachlos. Es wäre ein Wunder, wenn er während der nächsten Stunden überhaupt ein angemessenes Wort mit mir wechselt
Die Türe hinter mir wird geöffnet und eine Wache gefolgt von Francisco betreten das Zimmer und verbeugen sich.
"Die Majestäten von Avenia sind soeben eingetroffen, Eure Hoheit", informiert er mich und lächelt mir unbemerkt zu.
"Ich danke Ihnen", antworte ich und erwidere sein Lächeln, auch wenn es mich traurig macht, meine Eltern erst heute sehen zu können.
"Ihr müsst hinunter, Eure Hoheit"
Ich nicke. "Danke für deine Hilfe, Sofia. Du darfst gehen."
Sie verbeugt sich tief vor mir und verlässt mein Schlafzimmer mit schnellen Schritten durch die Flügeltür. Doch anstatt, dass ihre Schritte bis in den Korridor weiterzuhören sind, herrscht auf einmal fast unheimliche Stille unter all dem Trubel, mit dem ich heute bereits konfrontiert wurde.
Und keine zwei Sekunden später ertönen erneut Schritte, diesmal jedoch andere Schritte, nicht die von Sofia.
Meine Blicke wandern auf die Frau, die im Türspalt, wenige Meter vor mir steht.
Schlagartig setzt mein Herz für einen Wimpernschlag aus. Meine Hände beginnen unnatürlich zu zittern und wie von selbst tragen mich meine Füße zu ihr.
"Mamá", schluchze ich und werfe mich in ihre Arme.
"Schscht", murmelt sie und streicht mir beruhigend über den Kopf.
Ich sehe sie ungläubig an. "Was tust du hier? Ihr solltet unten beim Empfang sein."
"Und meine geliebte Tochter verpassen?" Sie sieht mich strahlend an. "Du bist wunderschön, mein Schatz. Ich hätte das Kleid nicht besser aussuchen können."
"Ich wünschte, du wärst dabei gewesen", sage ich leise. "Ich ich weiß nicht, ob die Hochzeit eine gute Idee ist -"
"Ich weiß, Lucía" Liebevoll streicht sie mir über die Wange. "Du wirst dich an dein neues Leben gewöhnen. Ich bin mir sicher, dass Prinz Santiago nur das Beste für dich will."
Hin und her gerissen sehe ich hinaus aus dem Fenster, von dem aus ich den geschmückten Garten erblicken kann. Ich wünsche mir so sehr, den Mund zu öffnen und mit ihr über alles reden zu können, doch es würde ihr das Herz zerbrechen. Auch wenn es mir mehr als schwerfällt, aber ich kann sie nicht noch unglücklicher machen. Nicht heute und nicht an diesem Tag.
Ich schlucke. Vielleicht... vielleicht wird unser Verhältnis nach heute besser, denke ich mit einem kleinen Hoffnungsschimmer, als von unten auf einmal die Musik erklingt.
"Wir müssen hinunter", sage ich und streiche mein Haar zurecht.
Meine Mutter führt mich an ihrer Hand durch den Korridor und die Treppen hinunter in das Erdgeschoss. Der Weg zum Ballsaal ist mit weißen Schleifen und einer Unmenge von Blumen kunstvoll geschmückt und je näher meine Mutter und ich dem Ballsaal kommen, desto lauter ertönt die Streichmusik.
"Papá", flüstere ich, als ich ihn wenige Meter vor den geöffneten Saaltüren erblicke und falle ihm in die Arme.
"Du siehst bezaubernd aus, Lucía", sagt er und streicht mir übers Haar. "Dein Land ist so stolz auf dich."
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Die Grenzen zwischen uns *abgeschlossen*
Romance„Es ist mir eine große Ehre, Euch kennenzulernen, Prinzessin Lucía" Unwillkürlich durchfährt mich ein weiterer Schauer, während er meine Hand langsam an seinen Mund legt und sie vorsichtig küsst. Mein Atem stockt. „Die Ehre ist ganz meinerseits"...