"Prinzessin Lucía Elena de Garcia von Avenia"
Die Flügeltür öffnet sich und ich trete in den Saal, zu dem mich ein fremder Wächter gebracht hat.
Ich versuche ruhig zu atmen, während ich meinen Kopf gerade halte und meine Blicke über den Saal wandern. Er wirkt wie ein Wohnraum, mit einer großräumigen Sitzecke in der Mitte, die aus Tischen, Sesseln und einem Sofa neben einem steinernen Kamin besteht, der wohl nur im Winter verwendet wird. Etwas weiter links befindet sich vor einem Fenster eine goldene Harfe und ein elfenbeinfarbener Flügel, an dem ein junger Mann sitzt und leise eine Sonate vor sich hin spielt.
Eine leichte Gänsehaut überströmt meinen Körper, bei der wunderschönen Musik, doch in diesem Moment nehme ich die zwei edel gekleideten Personen wahr, die sich in ebendiesem Augenblick erhoben haben und mir langsam entgegenkommen.
"Wir freuen uns, Euch in Carazita begrüßen zu dürfen, Eure Hoheit", begrüßt mich König Mateo und gibt mir einen Handkuss. "Ich hoffe Eure Reise war angenehm?"
"Sehr angenehm, Eure Majestät", antworte ich, mache einen Knicks und richte meine Blicke an Königin Virginia Castilla. Sie sieht wunderschön aus. Ihre Haut ist ein wenig blasser, als die ihres Mannes, sodass ihre leuchtend blauen Augen noch deutlicher hervortreten. Ihr dickes, dunkelbraunes Haar ist zu einem Zopf geflochten und liegt über ihrer Schulter, die in königsblauen Stoff gehüllt ist, der fließend an ihr hinuntergleitet.
"Es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen, Eure Majestät", sage ich und mache erneut einen Knicks.
"Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, mein Kind", sagt sie und lächelt sanft. Doch aus irgendeinem Grund wirkt ihr Lächeln etwas gequält. Fast, als denke sie gerade an etwas sehr Trauriges.
"Ich hoffe, wir können uns die Formalitäten abgewöhnen und uns gemäß der anstehenden Geschehnisse beim Namen nennen?"
Hat sie das eben etwa tatsächlich gesagt? Ich schnappe überrascht nach Luft.
"Selbstverständlich –", setze ich an, zögerlich, welche Anrede nun die geeignetste wäre.
"– Königin Virginia"
Sie lächelt und greift nach meiner Hand. "Ich freue mich, dass wir das gegenseitige Feindbild durch die Hochzeit bald in die Vergangenheit bringen können", sagt sie etwas leiser und streicht mit einem Finger vorsichtig über meine Hand.
"Wo wir auch bereits beim eigentlichen Grund Eures Besuches sind, Prinzessin Lucía", wechselt König Mateo schlagartig das Thema.
Plötzlich wird mir kalt. Erst jetzt wird mir klar, woran das liegt: Die Musik hat abrupt aufgehört zu spielen und aus den Augenwinkeln kann ich König Mateo erkennen, der in Begleitung des jungen Mannes auf uns zu kommt.
"Prinzessin Lucía", sagt er und bleibt vor mir stehen, "darf ich Euch meinen Sohn und Thronfolger Prinz Santiago Álvaro Castilla vorstellen?"
Das Erste, was ich wahrnehme, sind zwei meerblaue Augen, umrahmt von unzähligen schwarzen Wimpern und auf einmal überkommt mich die Sehnsucht, ihre Farbe in mich aufzunehmen, damit ich sie immer in meinem Gedächtnis behalte.
Ihr Träger besitzt dieselben dunkelbraunen Haare wie seine Mutter, nur dass sie schulterlang und mit einem Band zu einem Zopf zusammengebunden sind. Genau wie die Soldaten trägt auch er eine königsblaue Uniform, die von mehreren goldenen Medaillen geziert wird. Eine typische Staatsrobe.
"Es ist mir eine große Ehre, Euch kennenzulernen, Prinzessin Lucía"
Unwillkürlich durchfährt mich ein weiterer Schauer, während er meine Hand langsam an seinen Mund legt und sie vorsichtig küsst.
![](https://img.wattpad.com/cover/158422739-288-k887996.jpg)
DU LIEST GERADE
Die Grenzen zwischen uns *abgeschlossen*
Roman d'amour„Es ist mir eine große Ehre, Euch kennenzulernen, Prinzessin Lucía" Unwillkürlich durchfährt mich ein weiterer Schauer, während er meine Hand langsam an seinen Mund legt und sie vorsichtig küsst. Mein Atem stockt. „Die Ehre ist ganz meinerseits"...