17. Erinnerung

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Trotz ihres verhältnismäßig kleinen Körper, besaß ihre Figur etwas äußerst weibliches.
Sie war nicht zierlich, sondern geformt und ihre Haut weich. Auch wenn ihr Gesicht nicht frei von Unreinheiten war, strahlte es doch etwas schönes aus. Ihre großen sanften Lippen, ihre Stupsnase und ihre ruhigen aber eher kleinen Augen, waren vielleicht nicht das allgemein anerkannte Bild von Schönheit, doch hatten etwas das Idan einfach nicht vergessen konnte. Die Kontraste zwischen ihrer weißen Haut, ihren warm roten Lippen, den braunen Haaren und blauen Augen, zogen ihn in ihren Bann. Alles war unvollkommen und weil es das war und sie es doch nicht versuchte zu ändern, konnte er es nicht ignorieren. Sie wurde nie als eine Schönheit betrachtet, trotzdem war sie in seinen Augen, das faszinierendste geworden, dass er je gesehen hatte.

In seinen Armen unter Angst und der Hitze verlor sie das Bewusstsein, sodass es auch an ihm lag sie wieder anzuziehen und ins Bett zu legen. Doch auch wenn sie schwerer war als sie aussah, hatte Idan keine Schwierigkeiten. Das einzige was ihm Schwierigkeiten bereitete waren Ihre Augen und deren enttäuschter Ausdruck, welchen er immer dann sah, wenn sich seine Lidder schlossen.

Aus irgendeinem Grund wollte er das nicht.
Etwas in ihm fühlte sich verkehrt bei dem Gedanken, dass sie ihn jetzt hasste. Sie hatte schon immer Angst vor ihm gehabt, Das wusste er, aber Hass und Angst sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Angst kann man überwinden, aber tiefsiztender Hass wird sich niemals in Liebe umwandeln.

Liebe?

Ah er verstand.
Er rieb sich die Stirn mit der Hand.
Das war es also, das er wollte. Warum? Was brachte ihm ihre Liebe?
Ach ja... so würde er sie völlig besitzen, nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Sinn, Verstand und Willen.
Doch seid wann war er so besitzergreifend?
Ah er verstand.
SIE war die wirkliche Ursache.

In dem Moment fiel im ein, dass Noemie ein paar Briefe in ihrer Hand gehalten hatte. Er zog sich trockene Sachen an und holte die Briefumschläge von draußen rein. Sofort bemerkte er, dass einer von ihn geöffnet war. Er laß den Inhalt und schmunzelte über seine lächerliche Familie. Ihre Förmlichkeit war etwas heuchlerisches, das er noch nie verstanden hatte.

Während er durch die anderen Umschläge blätterte fiel im einer besonders auf. Der Vorname war derselbe, aber ihr Nachname hatte sich geändert. Dieser Fall war noch lächerlicher als der seiner Familie. Ohne den Brief auch nur zu lesen zeriss er ihn und verbrannte die Seiten.

All diese Menschen waren sowie so nur eingeladen, weil es seine soziale Stellung so verlangte und weil er gerne mit diesen dummen Wesen spielte. Ginge es nach ihm gäbe es noch nicht mal eine Zeremonie. Doch nun veranstaltete er eine große Feier, die genau wie alles an ihrer Beziehung ein großer Irrtum war. Nichts davon spielte eine Rolle. Allerdings fand Idan es zu umständlich nicht nach dem Lauf der Welt zu handeln. Er war nicht so idiotisch wie sie, die immer irgendwie gegen den Strom schwam ohne es überhaupt zu verstehen. Und obwohl er nicht so idiotisch war wie sie, war er ebenso allein - nur das er dabei nicht einsam war.

Als er am nachmittag erneut nach ihr sah, war sie immer noch am schlafen. Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet. Er war sich nicht mehr sicher, ob er vorhin richtig gehandelt hat. Doch da es nun in der Vergangenheit lag beschäftigte er sich nicht mehr damit. Denn was passiert ist, ist passiert.

Er nahm ein Tuch und tupfte ihre Stirn ab, fast liebevoll. Etwas überfordert ging er in die Küche und kochte heißes Wasser auf, gab Brühe dazu und stellte es beseite. Als es einwenig abgekühlt war, füllte er etwas von der Flüssigkeit in eine kleine Schale und ging wieder in sein Schlafzimmer.
Vorsichtig weckte er sie auf und half ihr sich ein Stück auf zu setzen.

"Kannst du essen?"

Er hielt ihr die Schüssel hin, doch sie lehnte es kopfschüttelnd ab. Ebenfalls kopfschüttelnd fing er an ihr die Suppe Löffel für Löffel zu geben. Er sah ihre zitternden Hände. All das tat er nur, weil sie sein neues Meisterwerk werden würde und dazu müsste sie erstmal leben und viel mehr muss dazu die Zeremonie in 7 Tagen stattfinden.

"Was hast du dir dabei gedacht?"

Sie nahm Luft und wollte antworten, lies die Worte jedoch wieder fallen. Er sah sie selten sprachlos. Normalerweise biss sie sich auf die Lippen um ihm nicht zu antworten.

"Nichts"

Bringt sie etwas heißer hervor.
Sie hatte keine Kraft um mit ihm zu argumentieren. Also ließ sie sich wieder zurück in Bett sinken und fiel erneut in einen tiefen Schlaf.

Manchmal hätte er gerne gewusst, was sie dachte und wovon sie träumte, wenn sie die Augen schloss. Allerdings wusste er bei all dem, das er sie nie fragen würde. Ihre Beziehung war nicht von solch einer Art und würde es wahrscheinlich auch niemals sein.

Ihr letztes Versprechen ~ KEANAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt