25. Moment

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Idan hat schon ein paar mal versucht mit Noemie zu reden, nach dem sie sich gestritten hatten. Doch sie lässt ihn einfach nicht an sich ran.

Manchmal wenn wir uns streiten und es nicht sofort klären dann beginnt sich dort ein Spalt zu öffnen, der ganz allmählich immer größer wird.

Idan hatte mit dieser Distanz zwischen ihm und anderen noch nie ein Problem gehabt. Bis jetzt. Es stört ihn diese Sache ungeklärt im Raum zu haben. Es stört ihn, das dort eine Lücke zwischen ihnen klafft.

"Jetzt hör mir doch mal zu Noemie.."

Wenn er sie so anspricht, dann weiß sie er meint es ernst.

"Schau mich bitte an."

Sie reagiert nicht.

"Noemie schau mich an!"

Sie dreht sich um.
Er hat halt zu viel gewalt über sie.

Idan musste noch nie versuchen seine Gefühle zu zeigen oder zu erklären. Er musste sich noch nie öffnen. In jeder Beziehung davor, war es seinen Partnerinnen scheinbar nie wichtig gewesen. Sie diskutierten nicht mit ihm. Sie stritten wenn nur, aber es störte nie jemanden wenn man es ungeklärt ließ. Nur Noemie will es immer ganz genau wissen. Sie will ihn verstehen. Sie will sein Inneres sehen. Ihre Beziehung beruht eben nicht auf Interessen sondern auf Prinzipien und Erfahrungen. Sie sind Gegenspieler.
Sie sind nicht einfach nur ein Paar.

"Vergiss es einfach Idan."

"Das tu ich ganz sicher nicht."

"Warum nicht?!"

"Weil ich nicht mit deinen Gefühlen spiele. Ich will dich und deine Träume ernst nehmen."

Schweigen.
Noemie hat Gewissensbisse.
Warum hat sie nicht eher mit ihm geredet?
Warum nur ist sie immer so stur?
Warum verschweigt sie jedes mal das Wichtige?

"Tut mir leid."

Sie fängt an zu weinen.

Heillos überfordert nimmt Idan sie in den Arm.

"Hör endlich auf dir so viel Gedanken zu machen."

Er streicht ihr über den Rücken.
Seine Hand zieht eine warme Spur unter ihre Haut.

"Ich hab mir halt noch nie mit jemanden zusammen Gedanken über die Zukunft gemacht."

Idan ist es unangenehm.
Sein Gesicht nimmt Farbe an während er gesteht.

"Ich.. So meinte ich das alles gar nicht.. Meine Träume sind eh noch so weit entfernt. Ich weiß gar nicht ob sie überhaupt erreichbar sind."

Inzwischen hat sie sich beruhigt.
Sie genießt seine Ruhe.
Seinen Herzschlag an ihrem Ohr.

"Was du schaffst oder auch nicht. Ist ganz allein von dir abhängig. Das ist ganz allein deine Entscheidung."

Manchmal findet sie es etwas unfair, wie er all die schweren Sachen so einfach löst und ausdrückt. Oft sagt sie dann, dass er es nicht verstehe. Dabei weiß sie ganz genau, sie versteht es nicht. Sie will es nicht verstehen.

Idan bringt sie immer ein Stück weiter.

"Ich weiß."

Er zeigt ihr immer mehr vom Leben.
Sie zeigt ihm immer mehr von Gefühlen.
Und zusammen wachsen sie als Individuum.
Ein Individuum das nur durch die in ihm geweckten Gefühle vollständig werden konnte. Etwas das sie selbst nicht schafften.

"Danke."

Noemie stellt sich auf Zehenspitzen.
Zieht Idans Kopf runter.
Küsst ihn.
Ganz von sich aus.
Frei von Angst.
Vollkommene Liebe treibt jegliche Angst aus.

Leider vertreibt sie nur nicht all unsere kleinen oder großen Schäden im Kopf.

Ihr letztes Versprechen ~ KEANAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt