6. Begegnung

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Draußen angekommen bleibt sie stehn. Sie weiß eigentlich gar nicht, warum sie weggelaufen ist. Aber als sie sich nach rechts und links umsieht und bemerkt, dass sie gar nicht weiß, wohin sie gehen soll, bemerkt sie wie sinnlos das alles ist.

Idan kommt hinter ihr aus der Tür raus.

"Alles okay?"

"Warum machst du das alles?"

"Ich will dir helfen dich zu erinnern."

"Was soll ich noch machen?"

Verwirrt schaut Idan in ihre Augen. Tränen bilden sich.

"Ich versteh nicht so ganz."

"Egal was ich versuche. Ich kann mich nicht an ein Leben als Noemie erinnern. Ich bin nicht sie und sie wird auch nicht zurück kommen. Ich verstehe ja noch nicht mal, warum sie mich erschaffen hat."

"Du musst dir einfach etwas mehr Zeit geben."

"Hier geht es nicht um Zeit... Du verstehst das einfach nicht."

"Tu ich auch nicht."

Emi weint.
Idan will das nicht. Idan weiß selbst nicht warum und was er da gerade tut, aber er konnte nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. Sie fängt laut an zu schluchzen.

"Was wenn? Was wenn ich wirklich nicht Noemie bin? Was wenn ihre Erinnerungen nie zurück kommen? Was.. Was wenn.."

"schhh.. Alles wird gut."

Sanft streicht Idan ihr über den Kopf.
Emi krallt sich in seine Kleidung.

Gefühle sind neu für sie. Etwas unberechenbares. Aber sie weiß schonmal - weinen ist etwas hässliches.

Ein knurrender Magen unterbricht den merkwürdigen Moment.

"Hast du Hunger?"

Emi lacht als sie in Idans rotes Gesicht schaut.

"Sollen wir essen gehen?"

Sie hält seine Hand so selbstverständlich.
Idan ist völlig gefangen von ihrer offenen Art. Emi und Noemie sind ein und dieselbe Person? Und doch so gegensätzlich.
Aber man erkannte gewisse Ähnlichkeiten. An ihrer Ehrlichkeit oder bestimmten Eigenarten, wie dem knabbern auf der Unterlippe. Was bedeutet es jetzt ihre Hand zu halten? Ist es wirklich in Ordnung? Nutzt er ihre neue Art aus? Was wenn sie doch nicht ein und dieselbe Person sind?

Idan schüttelt den Gedanken ab.
Emi lässt seine Hand gehen, als auf einmal ein beklemmendes Gefühl ihr die Luft nahm. Die Hand, die sie nie halten konnte. Eine Hand nach der sie sich so gesehnt hat. Unfair. Du bist unfair. Das sind nicht ihre Gedanken. Ein stechender Schmerz zieht durch ihren Kopf als sie versucht die Stimme auszublenden. Sie hat kein Recht seine Hand zu halten. Und er bemüht sich auch nicht erneut ihre zu nehmen. Ihr Magen zieht sich merkwürdig zusammen. Vielleicht der Hunger. Aber normal fühlte sich dS anders an. Das hier war ein Gefühl, das sie noch nicht kannte.

Wieder im Auto fahren sie die Straße entlang auf der Suche nach einem guten Restaurant. Idan ist anspruchsvoll. Gegen jedes der Lokale gab es etwas einzuwenden. Da war er schon mit Eve.
Im nächsten hat er Schluss gemacht mit Victoria. Und dann gab es da ja auch noch die peinliche Sache mit Cass.
Als Emi ihren Namen hört zuckt sie zusammen. Es gefällt ihr nicht wie Idan ihren Namen ausspricht. Es gefällt ihr generell nicht wenn er über all diese Frauen redet. Aber es tut weniger weh als noch mehr von Noemie zu erfahren.

"Es muss ja viele Frauen geben die mich hassen. Ach wobei du bist es ja der Ihnen das Herz gebrochen hat."

Schnippisch. Ja sogar etwas scharfzüngig.

Noch etwas worin Idan Emis ähnlichkeit mit Noemie bemerkte. Ihre Schlagfertigkeit und dieses schnell gereizte Temperament.

"Als ich dich das erste mal getroffen habe dachte ich übrigens nicht, dass du temperamentvoll bist."

Schon wieder.

"Tz. Ich und temperament.. keine Ahnung wovon du redest."

Sie wirft die Hände in dir Luft.

"Gibt es irgendeinen Ort an dem du noch nicht mit einer deiner nervigen Ex warst?!"

"Du tust ja so als hätte ich hunderte davon."

"Ich? ICH tue so?"

"Ja tust du."

Idan kann sich sein Lachen nicht verkneifen. Mit Noemie hat er nie so gestritten oder viel mehr Diskutiert. Sie war meist schon nach den ersten 2 Äußerungen bedient.

"Lach nicht."

Diese Unreife, etwas kindische Art brachte Idan immer mehr zum Lachen. Dadurch konnte er einfach ehrlich sein. Und trotzdem stirbt etwas in ihm während er so fröhlich mit ihr zusammen ist. Beinahe als betrügt er sich selbst. Das Gefühl wächst und wächst bis sie nach dem Essen wieder nach Hause kommen und er mit schwerem Herzen in sein Bett fällt.

Ihr letztes Versprechen ~ KEANAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt