1. Begegnung

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Erinnerungen sind etwas so zerbrechliches. Sie sind wie Bilder, die man nur auf einer einzigen kleinen SD-Karte speichern kann ohne sie jemals auf einem anderen Speichermedium festzuhalten. Fährt man mit einem starken Magneten darüber, sind sie gelöscht, einfach so. Wie als hätte man es nie erlebt, so als wäre alles nur ein Illusion. Ein wages Déjà vu.

Ihre Augen öffnen sich.
Die weißen Wände, der hohe Schrank mit den Glastüren und das blaue Bettlaken. Alles sieht so neu aus, wie noch nie gesehen.
Ein Mann mit langen Wimpern und zarter Haut schläft an das Bett gelehnt. Unmittelbar neben ihrer Hand. Langsam streichelt sie seine langen dunkelblonden Strähnen. Sie zählt die Sommersprossen in seinem Gesicht, verliert sich langsam in seinen Details, während ihr etwas großes entgeht. Sie kennt ihn nicht. Sie weiß nicht wer er ist, noch wer sie ist. Völlige Leere und doch macht es ihr keine Angst. Es ist viel mehr befreiend und irgendwie aufregend, da jeder Eindruck neu ist.

"Hast du dich endlich beruhigt?"

"Wer bist du?"

"Noemie bitte.. Das hatten wir doch gerade erst."

Der Mann mit der dunkeln Stimme bemüht sich ruhig zu bleiben.

Irgendwie kühl.

Noemie. So heißt sie also.

"Was mache ich hier?"

Genervt reibt sich der Mann mit den Sommersprossen seine Schläfen.

"Ich mach dir was zu essen okay? Nimmst du noch mehr ab ist das schlecht für meine Arbeit."

Er verlässt den Raum. Aus irgendeinem Grund hatte er seine Schuhe noch an, so als hätte er es eilig.

Langsam setzt sie sich auf, schaut in den Spiegel. Ein unbekanntes Gesicht. Und trotzdem ein Lächeln. Vorsichtig geht sie aus dem Raum raus, versucht sich zu orientieren. Die Treppe runter. Dann links?
Oder doch eher Rechts?

"Was machst du da? Du sollst doch liegen bleiben."

Keine Antwort.
Alles war so interessant und unberührt.

"Wer bist du?"

Fragt sie ihn erneut.

Ein Klopfen an der Tür unterbricht ihre Unterhaltung und erweckt dafür neue Fragen.

Gereizt öffnet der Mann mit den Sommersprossen die Tür. Hinter der Tür sieht sie ein weiteres fremdes Gesicht. Beide sahen sich irgendwie ähnlich nur das der eine viel älter wirkte und dazu noch gut aussehender war.

"Was machst du hier Ciel? Gerade ist es ziemlich ungünstig."

Die Hand des Mannes dessen Namen anscheinend Ciel ist, drückt die Tür immer ein Stück weiter auf.

"Sag mir nicht, was ich zu tun habe. Als sie vorhin das Telefon einfach aufgelegt hat, hab ich mir wirklich Gedanken gemacht über mein kleines dummes Brüderchen."

Gute Miene zu bissigen Worten mit einem harten Unterton.

"Wie ist ihr Zustand? Stabil?"

Ciel fasst sie vorsichtig an, als wäre sie eine zerbrechliche Vase. Etwas verwirrt über ihr Lächeln weicht er zurück.

"Wenn man das Stabil nennen kann.."

Murmelt der immer noch unbekannte Mann, während er seine Stirn reibt.

Ihr Lächeln stirbt.

"Du hast mir noch nicht verraten wie du heißt? Und was ich hier mache?"

"Nicht jetzt Noemie."

Beim zweiten Mal war der Name schon ein Stück weit bekannt.

"Wovon redet sie Idan?"

Ihr letztes Versprechen ~ KEANAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt