9. Erinnerung

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Kunst ist ein Spiegel der unser Innerstes reflektiert. Das war es woran sie glaubte und das was sie sah, wenn sie seine Bilder betrachtete war wahrscheinlich, das was zu dieser Erinnerung führte.

Ein zögerliches Klopfen hallte durch das Haus. Erst leise, dann laut.
Träge machte er sich auf den Weg.
Alkohol im Blut.
Seine Sicht war schwammig und es war schwierig die Tür auszumachen. Nach mehreren Versuchen fand er dann den richtigen Weg.
Seine Hand fand seinen Kopf, der viel zu schwer an seinem Körper zog.
Er tat es immer wieder, dabei sollte er mittlerweile in einem Alter sein in dem er endlich wisse, wo seine Grenzen liegen.
Er schob die Klinke nach unten.
Wie ging die Tür nochmal auf?
Drücken?
Ziehen?
Endlich ging sie auf.

Vor ihm stand ein Mädchen. Sie hielt einen Karton in der Hand. Taschen stapelten sich neben ihr. Etwas abergläubisch schaute er sie an.
Noemi war tatsächlich gekommen.
Es war merkwürdig.
Merkwürdig wie alle Umstände zu diesem Ereignis führten.
Und noch merkwürdiger, dass alles so schnell ging.

"Ist das deine Antwort?"

Sie nickte zögerlich. Worte wollten nicht aus ihrem Mund kommen. Ihr Nacken schien sich zu verhärten und ihre Kehle schnürte sicz zu.
Hatte sie Angst? Angst vor dem Ungewissen? Oder Angst vor ihm?
Er hatte zwar noch nichts vorbereitet, doch das hinderte seine Hände nicht daran ihr hinein zu helfen.

Gerade als er den letzten Karton hineinzog fing es an zu schütten. Der Regen schien zu schreien, während sie in Stille verharrten. Weder er noch sie wussten etwas zu entgegnen, also ließen sie einander Raum. Er trug ihre Sachen hoch ins Zimmer und sie begang ihren Weg durch die Wohnung.

Es war recht komisch für zwei Fremde sich so ohne weiteres auf einmal ein Leben zu teilen. Und als sie durch die Wohnung strich, wurde ihr klar wie viel fremder er ihr noch war.

Bilder mit Gesichtern, die sie nicht kannte. Gegenstände, die sie noch nie berührt hatte.
Bücher, von denen sie noch nie etwas gehört hatte.
Gemälde, welche eine Welt zeigten, die sie sich nie erträumen könnte.

Würde alles mit der Zeit etwas Vertrautheit annehmen?

"Was sagt eigentlich deine Familie dazu?"

Sie war bei ihm im Raum angekommen.

"Ich bin schon länger nicht mehr Minderjährig, weißt du?"

Es war ein komischer Versuch ein Gespräch anzufangen. So misslungen wie die Beziehung zu ihrer Umgebung. So komisch wie die Distanz zwischen Beiden. Und so lief auch dieser Anlauf schief.

Ihr letztes Versprechen ~ KEANAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt