44. Silvesternacht

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,,Wir gehen heute noch raus. Du kannst mir dann, wenn du sie siehst, deine Geliebte vorstellen, Jayden"

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Ein Diener ganz in seinem Element wartete. Er wartete auf seine Majestät und seinen Bruder schon seit geraumer Zeit im Eingangsbereich. Wie immer war er in dieser Zeit vor der großen Eingangstür, mit graden Rücken, Kinn hoch und sein Brustkorb rausstemmend. Er war fast der einzige Bedienstete im ganzen Schloss, wurde vom König selbst befohlen hier zu bleiben und die beiden Geschwister nach Mitternacht zur Stadt zu kutschieren. Er tat wie befohlen und wartete nur noch auf eine der zwei Hoheiten. Es wunderte ihn sehr, als der König raus aus den Gemächern ging. Schon seit vielen Jahren setzte der Schwarzhaarige keinen Fuß außerhalb des Schlosses, verzog sich stets entweder in den Thronsaal oder in seine privat Gemächer. Nur selten bekam die Dienerschaft ihn zu besuch und sprach mit ihnen.

Der Butler arbeitete schon lange in dem Schloss. Diente schon der ersten und der daraufkommenden Generation, sah viele Könige und Königinnen, fürchtete sie gar. Die strenge Herschafft unter ihnen, das aufkommende Leid, der Krieg gegen die Schwarzkünstler. All diese Ereignisse waren ihm bis in die Knochen eingeprägt wurden. Er dachte, mit den letzten Mordanschlag auf das Königspaar wäre es endlich friedlich mit den neuen König, damals grade erst 19 Jahre alt, und das in Menschen-Jahren. Er hatte damals Mitleid mit den Neunzehnjährigen gehabt. Nach dem mysteriösen Mord an seinen Eltern, ganz alleine auf sich gestellt mit seinen Bruder, die Last einer ganzen Gattung auf sich tragend. Und dennoch, als die Urnen, in der die Asche seiner Mutter und Vater, anordnungsgemäß in die Erde des Schlossgartens gegeben werden sollte, lies er befehligen, dass man die Asche in die damalige Menschenstadt in die Kirchenerde eingraben solle. 

Eine Schande

Für jeden Reinblütler ist es eine Schmach Gotteshaus zu betreten.
Dort friedlich den Rest der Zeit zu verweilen. Damals hatte der junge Herr das mit gleichgültigen Blick gemacht und hat den Laufburschen mit den Urnen den Rücken gekehrt. Der Schwarzhaarige wurde damals schnell als König akzeptiert, auch vom Butler. Nie hatte er Krieg angefangen, alles so hingerichtet, das Vampire unentdeckt und in Ruge ihre Nahrung zu sich nehmen konnten, kein Mensch durfte dabei sterben, wenn doch, wurde man verurteilt.
Die Regentschaft hinter diesem König fürchtete er nicht. Genoss sie selbst sehr. Und doch gab es heute Krieg. Und jetzt schauderte es ihn, wenn er den Herrscher begegnete.  
Wieso? Damals wollte der König nie ein solches Ereignis.
Was? Was hat ihn dazu gekehrt so eine Tat zu vollbringen.
Was genau? Was genau war geschehen als er vor langer Zeit das erste mal wieder raus gegangen ist?

Weiter konnte der Butler aber nicht denken, sah schon wie die zwei jungen Prinzen die Treppe runter stiegen. Er öffnete sperrweit die Tür, blieb am Rand stehen und verneigte sich, als sie bei ihm vorbei kamen. Wartete auf das Schaudergefühl, die nur eine Angst zeigte. ,,Eure Hoheiten, alles ist bereit gestellt.", sagte er lediglich. Er wagte einen Blick auf die beiden. Shun Kagema, der König. Von Aussehen aber her, würde man ihn nicht als den König schätzen. 
Als Gewand bloß ein engelsweißes offenes Hemd aus Kaschmir, das ein bisschen zu groß wirkte aber angegossen passte.
Darunter ein sanftes schwarzes Shirt. Um seinen Hals eine feine, große Silberkette, die mal seinen Urahnen gehörte, damit doch etwas ausgefallenes aus seinem Aufzug bot. Seine Hose schwarz, wie die Nacht.
Der lange, weinrote Königsmantel 
zeigte so wie auch die Kette, dass er trotz seiner Klamotten, adelig war. Und zum Schluss die goldene Krone, die zeigte, das er auf jeden Fall der König war. Stattlich, ruhig,  gut gebaut mit seinen breiten Schultern, blasser Haut dazu der Kontrast mit seinen schwarzen Haaren und zum Schluss, seinen roten Augen. Die damals so kalten, gnadenlosen Augen sahen ihn nicht mehr mit Gefühlslosigkeit gefüllt.
Die Angst, die sonst immer in ihn aufkeimte, lies einen Brief mit den Titel "Ade" zurück. Er fühlte Glück. ,,Louis." Holte ihn eine leise Stimme in die Realität zurück.
Der jüngere Herr, Jayden sein Name. Der junge Herr war nicht so wie vor ein paar Monaten so edel und pompös gekleidet. Nein, er zog solche Gewänder schon lange nicht mehr an. Ihn Schmückte, so wie bei seinen Bruder, eine schwarze Hose seine Beine, oben trug er ein pechschwatzes, zugeknöpftes Hemd, eine kleine Goldkette zierte seinen Hals und auch er trüg einen Königsmantel, der aber kürzer war als Shuns. Ein etwas lauter, schöner Jüngling, anmaßend, verspielt, und auch in den Monaten ist die Furcht, die der Butler für ihn empfand, verschwunden. Er erkannte den kleinen, frechen, arroganten Schnösel nicht wieder. ,,Mein Bruder ist schon eingestiegen, wir sollten beide auch." Sagte Jayden mit ruhiger Stimme. Ohne auf den Bediensteten zu warten, ging er schon mal zur Kutsche.
,,Jawohl!", kam es noch vom Butler, als er sich auch vorne auf die Kutsche setzte und die Zügel der Pferde festhielt. Noch ein Nicken von den Weißhaarigen bekam er, bevor dieser in der Kutsche verschwand. 

Als ich dich wieder traf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt