48. Winter und Herbst

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Leise brummte Fuyu auf, als sie wieder zu Bewusstsein kam.
Sie atmete einmal tief aus und faste sich an ihren pochenden Kopf.
,,Was zum...?", flüsterte sie vor sich her, als sie ihre Augen öffnete und es trotzdem dunkel blieb.
Schnell versuchte sie sich an die letzten Ereignisse zu erinnern.
Wo war sie?
Sie stand in einen dunklen Raum.
Wie ist das passiert?
Und wo sind ihre Kameraden!?
Sie waren im Versteck, gerade dabei zu fliehen....Sie wollte Shin holen und dann sah sie Aky mit einem Vampir.... Und dann war da diese Stimme und Shin hinter ihr....

Ihr Herz Stockte, ihre Augen weiteten sich augenblicklich. Ihre Hand, die sie zu bewegen versuchte, blieb an Ort und Stelle. Sie rüttelte dran, hörte schon das Geraschel von Ketten. Spürte den Schmerz an ihren Handgelenken. Sie wurde also an beiden Handgelenken wohl gefesselt. Selbst so, dass sie sich nicht mal hinsetzen konnte. Aber wie?
Der Schmerz und ihr Instinkt sagen ihr, dass sie nicht ins Gras gebissen hat. Sie zwang sich daran sich zu erinnern. Ein Mann... Ja genau...sie wurde gerettet. Ein Mann war plötzlich vor ihr, hatte sich vor ihr geworfen und wurde verletzt....
,,Du bist wach, nicht?", hörte sie aus dem Dunkeln eine Stimme. Aus einer Regung wollte sie zu ihren Gürtel greifen, wo eigentlich immer ihre Fächer waren, doch dabei vergaß sie die Ketten. Ihre Augen verengten sich verärgert und sie blickte in die Richtung von der die Stimme kam. Vermutete zumindest, das dort die geheimnisvolle Person war. Sie wollte Abstand schaffen, spürte aber schon die Wand hinter ihr.

,,Ich frag dich das nur ein mal, wer bist du und wo sind wir?!", ihre Stimme ungewohnt laut hallte sie an den Wänden ab. ,,Mein Name ist Shun Kagema. Eigentlich weißt du das auch, Fuyu.", antwortete er ihr auch mal. Kurz hörte sie ein leises Zischen, als der Raum auch schon mit Licht beflutet wurde. Ein Licht von einer Kerze und das eines Streichholzes. Jetzt konnte sie auch die ganze Gestalt von ihn erblicken. Seine rotleuchtenden Augen trafen ihre, verrieten ihr also sofort, dass ein Vampir vor ihr stand. Sie spürte sofort wie sich ihr Körper anspannte, sich bereit machte für jede einzelne Bewegung, die ihr Gegenüber möglich machen könnte. ,,Dein Herzschlag wird schneller.", hörte sie ihn ein bisschen belustigt sagen, seinen Kopf schieflegte, um zu verdeutlichen, dass er nicht verstand wieso.
Sie schluckte. ,,Beim Namen des Vampirkönigs würde es jedem passieren.", gab sie mit obszöner Stimme zu. Sie hatte schon am Anfang Bedenken daran, ob sie es nun doch lebend hier heraus schaffen würde. Doch jetzt, selbst gefesselt und entrüstet und dies vor einer Kreatur, die sie ganz sicher nicht allein besiegen kann...

,,Und was kommt nun? Mein Tod?"

Das war das einzige, das Fuyu heraus brachte. Langsam beruhigte sie ihren Atem und ihre Muskeln entspannten sich wieder. Nie hätte sie gedacht, dass diese Worte ihren Mund verlassen würden. Aber bei dieser chancenlosen Situation. Ohne Waffen und dabei wusste sie nicht mal, ob er der einzige Vampir hier war.
Wenn nicht war es sowieso gelaufen. Sie schnaubte kurz. Sie hätte doch gerne das Ende des Krieges miterlebt. Am liebsten den Sieg mit ihren Freunden miterlebt. Mit Shin gefeiert. Nur mit ihm Zeit verbracht.

Ihre Augen schlossen sich, als ihr Gegenüber näher zu kommen schien. Seine Hand schon nach ihr ausstreckte, ihr wohl den Wunsch gewährte. Sie spürte, wie seine Hand ihren Hals näher kam. Sie spürte den kleinen Druck auf ihrer Kehle.
Es wäre also gleich vorbei.
Doch die Hand verweilte nicht lange an ihren Hals, sie wanderten zu ihren Kinn und hielt es mit strengem Griff. Sofort öffneten sich Fuyus Augen, erblickten roterleuchtete Augen, in denen sich zu ihren Erstaunen dieses mal keine Freude und Faszination, die er ihr das erste mal schenkte, sondern Rage.
Ihre Gesichter ganz nahe.
,,Nachdem ich dich gerettet habe, soll ich dich jetzt umbringen wollen?" sie hörte ihn ein leise amüsiert lachen. Ja, ihr Gegenüber war ein Mann mit schwarzen Haaren, die Merkmale von ihren Retter. Aber wieso sollte ein Vampir ihr helfen?

,,Nein, dieses Mal bleibst du bei mir, Fuyu."

Ihr Kinn wurde nach vorne gezogen, durchbrach somit den Abstand zu ihren Gegenüber. Fuyus Augen weiteten sich sofort, als sie etwas gegen ihre Lippen spürte. Sie kannte dieses Gefühl. Nur dies mal war es anders. Die Lippen, die sich auf ihre legten waren eher kühl, nicht wie Shin's warme, sie waren eher samt, nicht wie die rauen von Shin und sie waren ihr auf irgendeiner Weise vertraut. Sie kannte dieses Gefühl schon, nicht wie beim ersten Mal mit Shin. Sie vergaß selbst kurz, das diese Person vor ihr, nicht die war, die sie liebt.

Als ich dich wieder traf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt