„Wo bleibt denn die Höflichkeitsform, Darling?"

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Montag: 24. September 2018

Gähnend erwache ich aus meinem schönen Schlaf und stehe von meinem Bett auf. Müde marschiere ich ins Bad. Dort erledige ich mein Geschäft, wasche mir die Hände und mein Gesicht und putze meine Zähne. Dann gehe ich wieder in mein Zimmer zurück und stelle mich vor meine Kleiderwand. Mein Schlafzimmer ist sehr groß und besitzt in der Mitte ein großes Bett. Zwei Türen führen in ein Badezimmer und in eine Kammer, wo meine Kleider hängen. Mein Zimmer ist das einzige in der oberen Etage mit meinem Badezimmer und meiner Kammer, da ich das einzige Kind meiner Eltern bin.

Aus meiner Kleiderwand nehme ich mir einen blauen Rock und eine weiße Bluse, die ich anziehe. Zudem ziehe ich meine weißen hohen Schuhe an. Dann packe ich mir eine kleine Tasche zusammen, kämme meine Haare und verlasse mein Zimmer. Da es gerade erst sieben Uhr ist, sind meine Eltern noch am Schlafen, weshalb ich versuche leise zu sein, doch schon meine hohen Schuhe machen Geräusche. Ich verlasse das Haus und steige in den BMW meines Vaters ein. Da ich noch kein eigenes habe, muss ich solange eins der anderen Autos verwenden. Ich starte den Wagen und fahre los. Eigentlich bin ich Krankenschwester in einem Krankenhaus, aber da ich viele Überstunden gemacht habe, durfte ich eine Woche Urlaub machen. Ich bin seit einem Jahr Oberschwester, weil ich in meiner Ausbildung sehr gut abgeschnitten und einen guten Eindruck hinterlassen habe. Da ich aber keine Person bin, die einfach im Haus sitzen kann, arbeite ich diese Woche in einer Firma. In meiner Jugend habe ich in der Firma „Breitford" gearbeitet, da ich mein eigenes Geld verdienen wollte. Ich hasse es von irgendjemandem Geld anzunehmen, selbst wenn es meine eigenen Eltern sind. Da ich in den letzten Jahren fleißig gearbeitet habe, arbeite ich gleichzeitig im Büro und an den Maschinen. Es kommt immer darauf an, ob Arbeiter gebraucht werden.

Nach 20 Minuten komme ich vor der Firma an und parke auf dem großen Parkplatz. Die Firma hat zwei Gebäude, eins auf der rechten und eins auf der linken Seite. In dem großen Gebäude auf der linken Seite arbeiten größtenteils Männer an Maschinen, während in dem kleinen Gebäude auf der rechten Seite nur Frauen arbeiten. Ich arbeite auf beiden Seiten, doch heute eher im rechten Gebäude, da viele Mitarbeiter im Urlaub sind. Freudig betrete ich das Gebäude und werde sofort von zwei Armen umschlungen. Lachend schlinge ich meine Arme um den breiten Körper.

„Vorsicht, Adem."

Adem Karatas, ein 25-jähriger Mitarbeiter und ein sehr guter Freund von mir. Wir arbeiten schon seit vier Jahren zusammen. Da ich aber nicht festangestellt bin, sehen wir uns nur selten.

„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Kleine."

Lächelnd lösen wir uns voneinander. Er legt seinen Arm um mich und führt mich zu den anderen Mitarbeitern, die ich auch begrüße. Insgesamt sind es zwar acht Frauen, aber fünf von ihnen sind im Urlaub. Deshalb wurde ich auch angerufen und gefragt, ob ich arbeiten möchte, was ich natürlich sehr gerne bestätigte. Mit mir zusammen sind noch Reyhan abla, eine 45-jährige Frau, Türkan abla, die im Büro arbeitet und Draga, eine 35-jährige Slowenin, die immer flucht und dabei sehr lustig aussieht. Als ich mir meine Arbeitsklamotten angezogen habe, fangen wir drei an zu arbeiten. Breitford ist eine Firma, die Autoteile herstellt. Mein Kumpel Adem macht die Inventur der ganzen Teile und wenn er einmal Zeit hat, hilft er uns, damit wir schneller voran kommen. Ich setze mich auf einen Stuhl und beginne meinen Auftrag.

* * *

Mit einem undefinierbaren Laut strecke ich vier Stunden später meine Arme in die Luft und stehe von meinem Platz auf. Wegen meinem Auftrag sitze ich die ganze Zeit über auf meinem Stuhl und irgendwann krümmt sich mein Rücken, da ich ihn nicht mehr gerade halten kann. Meine Arme dehnend wollte ich in den Pausenraum gehen, als ich mehrere Männer in Anzügen am Eingangstor erblicke. Verwundert starre ich sie kurz an, ehe ich mit den Schultern zucke und die Umkleiden betrete. Da ich keine feste Angestellte bin, darf ich nur fünf Stunden arbeiten. Die letzte Stunde arbeite ich dann im Büro, um meinen Papierkram zu erledigen. Im Pausenraum ziehe ich mich schnell um und kämme noch einmal meine Haare. Dann gehe ich raus und begegne Adem, der mich besorgt anschaut.

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