„Darf ich euch vorstellen? Unsere Tochter Merve Ela Keskin."

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Montag: 25.November 2019

Leidend streiche ich mir über den Bauch, als ich in den Aufzug steige und hoch in die Chefetage fahre. Ich habe das Gefühl, dass ich Muskelkater von Samstag habe. Mein Körper schmerzt einfach. Eigentlich brauche ich eine Pause, aber die Firma kann ich jetzt nicht im Stich lassen. Am Samstag wurden 500 Tausend Euro gespendet, was Dennis und seine Kollegen nutzen werden, um die weiteren Gebäude für die Waisenhäuser zu bauen. Hoffentlich reicht das auch.

Der Aufzug bleibt stehen und ich steige aus. Heute müsste auch Savas Eniste wieder kommen. Das vereinfacht mir die Arbeit hier wahrscheinlich.

„Guten Morgen, Frau Zaferoglu. Warten sie..."

„Guten Morgen, Selin. Sind das die Dokumente für die neue Ware, die heute kommen soll? Lass uns ins..."

Selin wollte mich noch aufhalten, doch ich ignoriere das, konzentriere mich auf die Blätter und betrete das Büro. 

„...du solltest noch wissen, dass Songül yenge...", höre ich Eymens Stimme und schaue überrascht hoch, um zu sehen, mit wem er über mich spricht. Sofort blicke ich in blaue Diamanten. Davor wollte mich Selin also warnen. Ihr Boss ist also zurückgekehrt und Eymen hat ihm gerade den Zustand der Firma erklärt.

„Kannst du nicht klopfen? Du bist hier nicht im Hause deines Vaters, wo du rein und raus gehen kannst, wie du willst."
Gerade erst zwei Sekunden da und schon bringt er mich auf die Palme. Der Zorn macht sich langsam in meinem Inneren breit. Meine Hände balle ich zu Fäuste und zerknittere dabei die Dokumente in meiner Hand. 

„Selin, begleite sie heraus. Sie hat in diesem Büro nichts zu suchen."

Jetzt reicht es mir aber! Anscheinend hat Eymen ihm noch nicht alles gesagt. Selber Schuld! Die Wut ist wieder in meinem Körper. Aufgebracht stampfe ich auf ihn zu und hole mit meiner Hand aus. Die Ohrfeige kam wohl unerwartet, denn Samets Gesicht fliegt mit einer Wucht zur Seite. Selin und Eymen keuchen hinter mir erschrocken auf, während ich am ganzen Körper zittere und ihn wütend anstarre. 

„Du verdammtes Arschloch! Während du schön deinen Urlaub gemacht hast und einfach verantwortungslos verschwunden bist, habe ich versucht diese verdammte Firma zu retten, weil dein Bruder überfordert war!", fauche ich ihn laut an, und hätte mir am Liebsten vor Wut die Haare ausgerissen. Er dreht seinen Kopf wieder in meine Richtung und beißt die Zähne zusammen, während wir uns wütend anstarren. 

„Dein Verhalten war so enttäuschend! Einfach alles hinter sich lassend und dabei seine Familie alleine lassen. Ich hoffe, dir ist bewusst, dass du diese Firma hättest verlieren können, aber anscheinend scheint dir das Egal zu sein.", wütend drehe ich mich um, war aber noch nicht fertig. „Dein Vater wäre wirklich enttäuscht gewesen."

Weit komme ich nicht, denn Samet packt mich am Handgelenk und dreht mich zu sich. Seine Berührungen verbrennen meine Haut, sodass ich mich schnell löse und hoch in seine Augen blicke. Seine Maske sitzt perfekt, keiner würde ahnen, dass hinter diesem Gesicht, dieser Emotionslosigkeit, ein unglaublich verletzter Mann steckt. Seine blauen Augen schauen mich getroffen an. Meine Worte haben ihn wohl erreicht. Das ist gut. So merkt er, dass ich es wirklich ernst meine.

„Fass mich nicht an. Du hast kein Recht dazu!"

Ganz plötzlich wird mir wieder unglaublich schwindelig und ich kann nicht anders, als mich an Samets Hemd festzukrallen, als ich zu schwanken beginne. Schwarze Punkte tauchen vor meinen Augen auf. Plötzlich spüre ich zwei starke Arme um meinem Körper, die mir halt geben. Blinzelnd versuche ich die Schwärze loszuwerden und schaue dann hoch in blaue Augen, die mich besorgt anschauen. Kurz stocke ich, als ich die Wärme seiner Augen wahrnehme, ehe mir dann wieder schwindelig wird und die Welt um mich herum schwarz wird.

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