„Er hasst Lügner wie die Pest!"

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Freitag: 12. Oktober 2018

„Das kann doch nicht sein Ernst sein!"

Frustriert fahre ich mir über die über die Haare, ehe ich in mein Auto steige und den Motor starte. Während ich Gas gebe, rufe ich nebenbei Savas Eniste an, der mir vor zwei Minuten eine Nachricht geschickt hat. Ich soll zu seiner Arbeitsstelle kommen. Mehr hat er nicht geschrieben. Mich regt das auf, da ich seinen Chefs nicht begegnen möchte. Ein paar Mal sind wir uns in unserer Firma begegnet und hatten auch Blickkontakt, doch ich bin schnell verschwunden, ehe er etwas sagen konnte. Anscheinend sind sie die neuen Geschäftspartner meiner Familie. Nur wegen Savas abi gehe ich Samet Zaferoglu aus dem Weg. Schließlich können sie mich erpressen, wenn ich meinen Mund aufmache. Savas Enistes Stimme, die aus meinem Handy kommt, holt mich aus meinen Gedanken.

„Hallo?"

„Savas Eniste, warum soll ich jetzt in die Firma kommen?!", frage ich aufgebracht. Ich höre ihn schwer schlucken. Anscheinend hört er, dass ich sauer bin.

„Jetzt beruhig dich erst einmal, Songül. Ich muss dir etwas von Sila geben."

Misstrauisch schaue ich mein Handy an, welches neben mir auf dem Beifahrersitz liegt. Er muss mir etwas von Sila geben? Warum hat Sila mir nicht Bescheid gegeben? Ich hätte es auch von ihr abholen können.

„Mein lieber Schwager, ich verstehe den Grund nicht richtig..."

„Komm einfach, okay?", unterbricht er mich und legt einfach auf. Perplex schaue ich kurz auf das Handy, ehe ich mich wieder auf die Straße konzentriere. Hat Savas Enistes Stimme gerade gezittert? Oder habe ich mich verhört? Seufzend gebe ich mehr Gas, sodass ich, dank meinem schönen Navi, nach zehn Minuten vor einem großen Gebäude parke. Diese Familie muss wirklich wohlhabend sein, da das Gebäude mehr als zehn Stöcke besitzt. Ein großes Schild hängt über dem Eingang mit der Inschrift „Zaferoglu.gmbh". Schon der Name führt dazu, dass mir die blauen Augen wieder in den Sinn kommen. Schnell schüttele ich den Kopf. Hör auf an ihn zu denken, Songül!

Ich straffe meine Schultern und marschiere mit festen Schritten in die Firma rein. Einfach kurz zu Savas Eniste gehen und dann nicht wie weg von hier und den Gedanken an die blauen Augen, die mich noch immer faszinieren. Da ich nicht weiß in welchem Stockwerk mein Schwager arbeitet, gehe ich an die Rezeption, wo ein Mädchen sitzt. Sie schaut mir freundlich an.

„Können sie mir sagen in welchem Stockwerk Savas Keskin arbeitet?", frage ich sie.

„Im zehnten Stock, Büro 24.", antwortet sie mir. Dankbar nicke ich ihr zu und gehe zu den Aufzügen, die ich auf der rechten Seite entdecke. Als der Aufzug kommen, betrete ich es und drücke auf die zehn, worauf sie die Türen schließen und der Aufzug hoch fährt. Ungeduldig tippe ich mit meinem Fuß auf den Boden, bis der Aufzug endlich anhält. Als die Tür sich öffnet, verlasse ich den Aufzug und schaue mich suchend um, auf der Suche nach Savas Eniste oder dem Büro 24. Ich sehe keinen von beiden. Deshalb beschließe ich jemanden zu fragen, der mir helfen kann. Schnell stoppe ich eine blonde Frau, die mich aus ihren blauen Augen anschaut.

„Entschuldigung, können sie mir sagen, wo ich Savas Keskin finde?"

Freundlich wie ich bin schaue ich sie lächelnd an, was aber verschwindet, als sie mich abschätzig von oben bis unten mustert und eine Augenbraue hochzieht.

„Tut mir leid, aber Savas Keskin hat keine Zeit für minderwertige Menschen."

Sie will sich von mir abwenden und an mir vorbei gehen, als ich anfange zu lachen. Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen. Ist das gerade wirklich ihr Ernst? Hat sie mich wirklich als minderwertig bezeichnet? Denkst sie, dass sie in der Position ist, sich hier höher als mich zu sehen? Ich unterbreche mein Lachen und schaue sie finster an. Eine große Wut macht sich in mir breit. Das ist schon die zweite Person innerhalb zwei Wochen, die denkt sie wäre etwas Besseres als ich.

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