Blue Diamonds

„Warum trägst du deinen Ring nicht?"

Montag: 05. November 2018

Das ganze Wochenende lag ich im Bett, da ich noch leicht angeschlagen war. Da ich mich noch immer schwach fühlte, fuhr mich mein Vater heute Morgen zu Arzt, der mich nach zwei Stunden Wartezeit, eine ganze Woche lang krankgeschrieben hat. Das Wochenende hab ich immer wieder mit dem Ring an meinem Finger gespielt, ehe ich ihn ganz von meinem Finger abgenommen habe, da er sich schwer angefühlt hat. Jetzt liegt er in meiner Schublade.

Eingekuschelt liege ich in meinem Bett und schaue auf meinem Laptop Filme auf Netflix. Meine Eltern haben mich vor einer Weile alleine gelassen, um in die Firma zu gehen. Während auf meinem Laptop gerade „Ich – Einfach Unverbesserlich" läuft, bekomme ich einen Anruf. Schnell nehme ich mein Handy vom Nachttisch und lese den Namen von Ayaz abi. Zwar ist er nur ein Jahr älter als ich, trotzdem benimmt er sich wie mein ältester Cousin. Ich drücke auf den grünen Button und halte das Handy an mein Ohr.

„Wie geht es meiner kleinen Cousine?"

„Ich bin nur ein Jahr jünger als du.", schmolle ich, was Ayaz abi zum Lachen bringt. Doch er wird sofort wieder ernst.

„Spaß beiseite. Wie geht es dir?"

„Mir geht es gut. Ich fühle mich nur etwas schwach.", seufze ich in den Hörer. Mir geht es wirklich gut. Mein Herzstechen kommt nur, wenn ich mich zu eilig bewege, aber sonst geht es eigentlich.

„Wollen wir in ein Café gehen?"

Sofort stimme ich begeistert zu und lege auf. Ich fahre meinen Laptop herunter und stehe auf, um mich umzuziehen. Da wir sowieso nur einen Kaffee trinken gehen, ziehe ich mir eine bequeme Jogginghose und ein T-Shirt an, ehe ich in meinen kleinen Rucksack mein Handy und meine Tabletten reintue und die Treppen herunter gehe. Meine Haare habe ich schon zu einem Dutt zusammen gebunden. Im Flur ziehe ich mir meine schwarzen Schuhe, meine Lederjacke und meinen dicken Schal an und verlasse das Haus. Draußen wartet mein Cousin angelehnt an seinem schwarzen BMW. Mein Cousin ist ein Mädchenschwarm mit seinen braunen Locken, Karamell braunen Augen und seinem drei-Tage Bart. Früher wollten meine Mitschüler nur mit mir befreundet sein, um an meine Cousins ranzukommen. Natürlich hatte ich damals schon eine große Klappe und immer gesagt, was mein Cousin mit so welchen Barbies möchte, wenn er eine hübschere kriegen kann. Die waren natürlich nicht sehr begeistert. Langsam gehe ich auf ihn zu und umarme ihn kurz, ehe ich mich auf die Beifahrerseite setze. Er steigt ebenfalls in das Auto und fährt los.

„Wo fahren wir hin?"

„In ein neues Café. Das hat vor ein paar Wochen erst aufgemacht."

Verstehend nicke ich und schaue aus dem Fenster. Ich kenne diesen Weg, den wir fahren. Von hier aus kann man zu Samets Firma fahren. Ich komme nicht drum herum wieder an ihn zu denken, sowie in den letzten zwei Tagen. Sein Verhalten am Freitag geht mir nicht aus dem Kopf. Zuerst droht er mir, fünf Minuten später sehe ich so etwas wie Besorgnis in seinen Augen und was hat eigentlich der Kuss zu bedeuten? Er ergibt einfach keinen Sinn. Anstatt dass ich die Fragen beantwortet bekomme, häufen sich immer mehr Fragen. Was hat es jetzt mit der Verlobung auf sich? Warum hat er dazu gezwungen? Wusste seine Familie, dass er mich dazu zwingt? Meine Eltern haben sich eigentlich sehr gut mit seiner Familie verstanden. Sie scheinen auch ganz nett zu sein, wie mir gesagt wurde. Auch seine Mutter und seine Schwester, die mich nicht zu mögen scheinen.

Seufzend schüttele ich den Kopf und merke wie Ayaz abi mich anschaut.

„Was ist los, Kleine?"

„Abi, ich weiß nicht was ich von diesem Mann halten soll.", ich drehe mich ganz zu ihm und schaue ihn ahnungslos an, während er seine Stirn kauzig zieht, dabei aber immer noch auf die Straße schaut. Plötzlich parkt Ayaz abi das Auto in eine freie Lücke, während ich überrascht rausgucke. Wir sind wirklich in der Nähe von Samets Firma. Verwundert schnalle ich mich ab und steige aus dem Wagen. Wirklich, nicht weit weg von uns, sehe ich den Eingang von der Firma.