„Bist du etwa Laktoseintolerant?"

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Montag: 03. Dezember 2018

Gestern blieb ich den restlichen Tag in dem eingerichteten Wohnzimmer. Zu meinem Glück kam auch niemand rein, um mich zu stören. Ich hätte sowieso mit niemandem geredet. Ehrlich gesagt haben mich Samets Reaktionen tief getroffen. Das würde ich freiwillig natürlich niemals zugeben. Dafür bin ich viel zu stolz. Ich hatte viel Zeit über meine Situation nachzudenken, weil ich nichts anderes zutun hatte. Ich war jetzt die Braut der Zaferoglu. Das heißt jetzt, dass ich auf mich alleine gestellt bin. Ich kann nicht mal auf meinen Mann hoffen, wenn wir schon in den 24 Stunden nach unserer Hochzeit gestritten haben.

Zwar war ich auf dem Sofa gestern Abend eingeschlafen, aber heute Morgen bin ich im Bett aufgewacht, neben mir lag niemand. Wir haben schon 10 Uhr. Das heißt also, dass Samet zur Arbeit gefahren ist. Wahrscheinlich schon länger, da seine Bettseite schon kalt ist. Seufzend stehe ich vom Bett auf und verlasse das Zimmer, um ins Badezimmer zu gehen. Dort erledige ich mein Geschäft, wasche mein Gesicht und Hände und verlasse wieder das Bad. Ich betrete wieder mein Zimmer und hole mir aus dem Schrank Klamotten raus. Ich ziehe den beigen Pullover und den passenden Rock dazu an und setze mich vor meinen Schminktisch. Dann glätte ich meine Haare und schminke mich dezent. Ich liebe es mich zu schminken. Seitdem ich mit 16 gelernt habe wie das geht, habe ich immer Mal mehr probiert, bis ich es besser hinkriege. Ich sprühe noch etwas Parfüm drauf und packe eine kleine Tasche zusammen, ehe ich meine Schuhe anziehe und das Zimmer verlasse. Während ich die Treppen herunter gehe, rufe ich mit meinem Handy ein Taxi. Unten angekommen sehe ich schon meine liebe Schwiegermutter, Eymen und Beyza am Frühstückstisch sitzen. Ich will schon einen wunderschönen Guten Morgen wünschen, als meine Schwiegermutter mich wütend anschaut.

„Wie respektlos, dass eine alte Frau das Frühstück vorbereitet, während die Schwiegertochter bis zum Mittag durchschläft."

„Es ist nicht respektlos. Wie sie schon gesagt haben, bin ich ihre Schwiegertochter und nicht ihr Hausmädchen.", gebe ich ruhig von mir, obwohl in mir drinnen ein Vulkan zischt. Empört schaut sie mich an, setzt sich aber ohne etwas darauf zu erwidern hin. Eymen schaut mich amüsiert an, worauf ich ihm zuzwinkere. Mit ihm werde ich mich auf jeden Fall sehr gut verstehen. Ich nehme mir ein Brötchen und schneide es auf, um es mit Nutella beschmieren, als sich wieder meine Schwiegermutter zu Wort meldet.

„Schlank wird man durch Nutella auch nicht." spie sie mir entgegen, worauf ich mich nicht mehr ruhig halten kann. Das ist wirklich ein heikles Thema bei mir.

„Ich glaube, nicht ich bin diejenige, die auf ihre Figur achten muss!", fauche ich sie an und stehe ruckartig von meinem Platz auf. Empört reißt sie den Mund auf, doch ich nahm einfach meine Tasche und verlasse das Haus. Das werde ich mir nicht länger antun. Draußen atme ich die frische Luft ein und warte auf das Taxi, dass wenige Minuten später auch ankommt. Ich setze mich rein und sage dem Mann die Adresse vom Krankenhaus, worauf er losfährt. Im Krankenhaus möchte ich mir noch eine Woche Urlaub nehmen, damit ich mich einigermaßen an mein neues Leben gewöhnen kann.

Nach einer Zeit stoppt das Taxi vor dem Krankenhaus und ich gebe ihm das Geld. Mich bedankend steige ich aus dem Auto und gehe auf das Krankenhaus zu. Im Gebäude drinnen steige ich in den Aufzug und fahre in den vierten Stock hoch, wo das Büro meines Chefs ist. Ich klopfe an seine Tür und hoffe, dass er gerade anwesend ist. Als ich ein ‚Herein' höre, atme ich erleichtert aus und betrete das Büro. Mein Chef heißt Leonardo Law. Er ist 33 Jahre alt und ist der beste Freund meines jüngsten Onkels Batuhan. Leo sitzt auf seinem Stuhl und schaut mich erwartungsvoll an. Er ist kein Arzt. Seinem Vater gehört die Firma und er ist für die Papiere zuständig, die er verwaltet. Als er mich erkennt, springt er von seinem Stuhl auf und kommt auf mich zu.

„Songül, meine Liebe. Schön dich zu sehen. Herzlichen Glückwunsch zu deiner Hochzeit.", begrüßt er mich und zieht mich in seine Arme, um mich fest an sich zu drücken. Was ich nicht erwähnt habe ist, dass mein Chef Männer attraktiver findet und mich sehr gerne hat.

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