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Erschrocken reisse ich die Augen auf und erstarre. Halte sogar die Luft an! Mein Herz beginnt zu rasen und mein Kopf produziert Szenarien und mögliche Lösungen. Alles in mir schreit Flucht. Will hier weg. Doch ich wehre mich gegen diesen, schon fast übermenschlichen Drang und schließe kurz meine Augen, bevor ich mich mit dem Rücken zu dem Ort drehe, von der die Stimme gekommen ist, die ich schon wochenlang nicht gehört habe. Die Bettdecke ziehe ich bis zu meinem Hals und sehe gegen die Wand. Es ist plötzlich so kalt hier drinn geworden und man könnte meinen, dass man gleich weiße Atemwölkchen sieht.

"Kleine..." Seine Stimme klingt verletzt und auch anders, als ich sie kennengelernt habe. "Ich... Es tut mir leid, okay?!" Ich rolle mich noch ein wenig ein und beisse mir auf meine Lippen. Ich atme tief ein und runzle dann die Stirn. Wieso zur hölle riecht es nach Blut? Der eisenhaltige Geruch liegt schwer in der Luft und lässt mich nachdenken. "Hast du gerade jemanden umgebracht?" frage ich und es herrscht kurz stille. "Nein." kommt leise als antwort und ich richte mich auf, ehe ich die Bettdecke auf die Seite schmeiße. "Lüg mich nicht an. Es riecht nach Blut."

Als nun keine Antwort kommt, setze ich mich auf den Bettrand und mache meine Nachttischlampe an. Das Licht flackert ersteinmal, bevor die Lampe mein Zimmer in einem warmen Licht erstrahlen lässt. Meine Augen müssen sich erst an die helligkeit gewöhnen, ehe sie den Kerl erblicken. Mein Atem stockt und mein herz stolpert für einen moment. Er ist Blutüberströmt. An sich nichts unübliches für einen Mörder. Doch das Blut kommt von ihm, so weit ich das beurteilen kann! "Was... ist passiert?" hauche ich und bleibe noch kurz starr, bevor ich aufspringe und mein Gesicht entschlossen wird. Ich habe mich in einer Millisekunde dafür entschieden, ihm zu helfen.

Ohne auf irgendwas von ihm zu achten, sei es fluchen oder sonst irgendwas, schnappe ich mir sein Handgelenk und zerre ihn auf mein Bett. Dort zwinge ich ihn dazu, sich hinzulegen. "Und jetzt hör mir gut zu. Ich bin medizinisch ein wenig angehaucht. Meine Familie ist es, um genau zu sein. Aber du musst die Klappe halten, klar? Meine Mutter hat einen verdammt leichten Schlaf!" sage ich und er sieht mich einfach nur überrascht an. "Wieso... hilfst du mir?" Ich verziehe mein Gesicht und richte mich auf. "Hab ich nicht gesagt, dass du die klappe halten sollst?"

Mit diesen Worten gehe ich zur Türe, mache diese auf und schleiche mich raus. Leise schließe ich sie und gehe auf Zehenspitzen in die Küche. Dort hole ich undurchsichtige Müllbeutel, Küchenpapier und aus dem Kühlschrank einen Kühlbeutel. Dann nehme ich mir noch eine Kiste, in die ich alles packe. Aus dem Badezimmer hole ich Handtücher, trocken und nasse, Waschlappen, den gesamten Medizinschrank, den ich einfach abheben und in die Kiste packen kann und desinfektionsmittel. Und jetzt kommt der schwierige Teil. Mein Vater arbeitet wie ich im Krankenhaus und lässt für die heimischen Gefilde hin und wieder mal was mitgehen. Und das brauche ich jetzt!

Also drücke ich die Klinke langsam runter und höre schon das laute schnarchen. Bitte, BITTE lass ihn jetzt nicht aufwachen! Stumm betend, schleiche ich mich fast lautlos um sein Bett herum und knie mich dann hin, um die Kiste unter seinem Bett hervor zu holen. Diese kratzt über den Holzboden und das Schnarchen verstummt. Mit weit aufgerissenen Augen drücke ich mich auf den Boden und halte die Luft an. Fuck. Scheiße. Mist. AH! Stumm warte ich auf eine regung. Doch mehr, als das knarzende Bett meines Vaters höre ich nicht, als er sich umdreht und weiter schnarcht.

Leise atme ich tief ein und aus, bevor ich die Kiste vollständig hervor hole und mich über die Schätze meines Vaters hermache. Dank dem Fakt, dass mein vater nicht mit meiner Mutter in einem Zimmer schläft und das er immer sein Fenster offen hat, kann ich durch die Straßenlaternen etwas sehen. Ich suche mir eine Schere, Pflaster, Nadel und Faden und auch noch extra Tupfer mitsamt Pinzette heraus und packe das alles in meine Kiste, bevor ich diese wieder schließe und unter das Bett schiebe. Danke Paps...! Dann schleiche ich mich wieder aus dem Zimmer, schließe die Tür und gehe in mein eigenes.

Der Kerl liegt halb bewusstlos auf meinem Bett und ich schließe auch hier die Tür, ehe ich mit der Kiste zum ihm gehe. "Ausziehen! Dann kann ich sehen, wo du überall verletzt bist!" befehle ich und seine Augen finden meine. "Ich soll..." er schließt kurz die Lider, bevor er mich schwach ansieht. "strippen?" Ich verdrehe die Augen und greife unter seinen Hoody. "Komm jetzt! Ich lass dich hier nicht in meinem Bett verrecken! Wie soll ich das den anderen erklären?" knurre ich nur und ziehe das weiße Oberteil hoch. Unter diesem hat er nichts und mit ein wenig anstrengung, haben wir es ausgezogen. Und was ich sehe, gefällt mir nicht so sehr.

"Das wird weh tun!" sage ich nur und atme tief durch, ehe ich ihm ein Handtuch gebe. "Reinbeissen und still sein!" Ein leichtes nicken und flatternde Lider sagen mir, dass er wahrscheinlich eh bald bewusstlos daliegen wird. Mit aller Kraft, die ihm noch inne steckt, steckt er sich das Handtuch in seinen Mund und ich nicke, ehe ich das Desinfektionsmittel über ein anderes Handtuch kippe und seinen Oberkörper großflächig und für einen moment zur Hölle auf Erden in sachen brennen mache. "Still!" zische ich, als er sich keuchend aufbäumt.

Wenigstens kann ich jetzt sehen, was alles los ist. Ich stehe auf und mache das große Licht an, ehe ich mich wieder zu ihm Knie. "Du wirst in Ohnmacht fallen, wegen den Schmerzen. Das ist normal. Lass es zu! Dann kann ich dich behandeln, ohne dass du rumzuckst!" erkläre ich kurz und wische wieder über die Wunden, da sie nicht aufhören wollen zu bluten. Als ich wieder Desinfiziere, höre ich ein weiteres keuchen und dann erschlafft sein Körper. Gut. Er ist bewusstlos. Jetzt kann ich mich daran machen, ihn zusammen zu flicken! Mit schon fast geübten Handgriffen desinfiziere ich meine Instrumente und mache mich daran, meine erste Operation durchzuführen.

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt