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Ich wasche die Wunden so gut es geht aus, sehe mir an, ob etwas lebensgefährliches erwischt wurde und nähe alles zusammen. Immer wieder muss ich mir meine Hände abwischen und neu desinfizieren, weil es zu viel Blut ist. Ich dachte nicht, dass man noch blasser werden kann. Aber anscheinend schon, denn ich habe ein hoffentlich noch lebendes Beispiel vor mir. Der Atem von ihm geht flach und auch das flattern der Lider zeigt mir, dass er noch lebt. Nach den großen Wunden, kümmere ich mich um die kleineren und weniger gefährlicheren. Schnitt- und Platzwunden, Abschürfungen und so weiter. Es ist ziemlich viel.

Nach ein paar Stunden wickle ich alles in Verbände und klebe Pflaster über die Stellen, die keinen Verband brauchen. Auch Sprühpflaster kommt zum Einsatz. Und ich glaube, dass er spätestens jetzt in Ohnmacht gefallen wäre. Erschöpft von dem allen, räume ich alles auf und schmeiße sie unten in die Mülltonne. Von aussen könnte man meinen, dass es normaler Hausmüll ist. Und nicht blutdurchtränkte Laken und so weiter. Mit aller anstrengung, beziehe ich das Bett neu und lege die Decke über den schlafenden Kerl. Dann dusche ich mich selbst, ziehe mir neue sachen an und setze mich vor das bett.

"Das war ein hartes Stück arbeit...!" hauche ich und lehne mich gegen das Bett. Meine Konzentration geht gerade flöten. Zum glück habe ich Urlaub und meine Eltern kommen nicht in mein Zimmer. "Ach Fuck..." murmle ich und zwinge mich nocheinmal zum aufstehen. Schlurfend, gehe ich zur Türe und schließe ab. Die kommen doch eh immer dann rein, wenn ich es nicht brauchen kann! Gähnend, gehe ich zurück zum Bett und mache die Jalousie runter. Schließlich wird es gerade hell und das zusammenflicken hat länger gedauert, als gedacht. Völlig fertig, lege ich mich einfach auf den Boden und mache meine Augen zu. Eingeschlafen, bin ich im nu.

Mein Schlaf ist eigentlich wunderbar! Währen da nur nicht die Stimmen, die mich aufgeweckt hätten. Warte... Stimmen? MEHRZAHL?! Blitzschnell richte ich mich auf und reisse meine Augen auf. Doch ersteinmal sehe ich doppelt, da ich mich zu schnell aufgerichtet habe. Ich brauche einen moment, bis ich wieder normal sehen kann. Währenddessen haben die Stimmen aufgehört, zu reden und ich mache meine Augen auf. Ich habe mit einer normalen Person wie meinen Eltern gerechnet. Die die Tür irgendwie aufgekriegt hätten und mich nun fragen würden, wer der Kerl in meinem Bett wäre. Oder Putin. Irgendjemand normales halt.

Nicht Slenderman. Ich kenne nicht viele Creepypastas. Um genau zu sein, ist Slenderman der einzige! Aber immerhin. Ohne groß nachzudenken, springe ich auf, schnappe mir die Schere von gestern und stelle mich zwischen ihm und den Kerl, den ich mühevoll zusammengeflickt habe. "Lass uns in Ruhe, Slenderman! Ich habe dir nichts getan und der Kerl hinter mir hoffentlich auch nicht! Also hau ab!" zische ich und muss eingestehen, dass so ein Adrenalinschub am morgen KEINE Kummern und Sorgen vertreibt. Ich bin entschlossen zu sterben, wenn es sein muss. Woher ich diese plötzlichen Heldenhaften wandlungen habe... Ich habe keine Ahnung und will es auch gar nicht wissen.

Doch der große weiße Mann im Anzug hebt nur die Hände und schüttelt den Kopf mit dem fehlendem Gesicht. Ich habe nicht vor, dir oder Jeff weh zu tun. Also beruhige dich wieder, mein Kind. Ich halte eine Hand an meinen Kopf und schüttle diesen. Was sollte das? Ist er in meinem Kopf? Doch ich beruhige mich schnell wieder und starre Slenderman an. "Was willst du dann und wer zur Hölle ist 'Jeff'?" Im nächsten moment spüre ich eine Hand an meinem unteren Rücken und erschrocken springe ich einen Schritt auf die Seite, ehe ich nach hinten sehe.

Der Kerl scheint wach und auch munter zu sein. "Erschrick mich noch einmal so und ich vergesse, dass ich dich zusammengeflickt habe und werde ein paar neue Wunden hinzufügen!" zische ich wütend und sehe dann wieder zu Slenderman. "Du bringst weder mich noch ihn um?" Ein stummes nicken kommt als antwort und ich seufze. "Verrückter kann es eh nicht mehr werden..." murmle ich und knie mich zu dem verarzteten Kerl hinunter. "Lass mich mal die Wunden sehen!" überraschend ruhig, nehme ich die Schere in den Mund und ziehe die Bettdecke weg. Ich will die Schere immer bei mir haben. Vertrauen, tue ich Slenderman nicht wirklich.

"Ich bin übrigends Jeff, falls es dich noch interessiert." meint der Kerl und ich brumme nur ein: "M-hm...", bevor ich mir die Wunden ansehe. Die Verbände wickle ich vorsichtig ab und nicke zufrieden. "Es wird noch eine weile dauern, bis du wieder normal Morden kannst. Aber bis dahin musst du dich ausruhen! Das heißt keine Morde, keine Kämpfe und eigentlich nur Bettruhe mit vielen Schmerzmitteln!" sage ich und binde die Verbände wieder um ihn herum, ehe ich die Decke wieder über ihn schmeiße. "Warte mal kurz." Ich stehe auf und gehe zur Kiste von gestern.

Dort hole ich das ganze Medizinkästchen hervor und mache es auf. Meine suchenden Hände finden das, was ich gesucht habe und holen es heraus. Mit dem Schmerzmittel in der Hand, gehe ich zurück und halte es ihm hin. "Morgens, Mittags und Abends jeweils eine mit Wasser schlucken und davor was essen!" erkläre ich ihm die Einnahme und gebe sie ihm. "Und wenn ihr euch unterhaltet, dann bitte still!" Ich runzle die Stirn und lege dann den Kopf schief. "Warte... wenn Slenderman nur per Gedanken mit jemandem spricht..." Ich denke einfach nur laut und sehe dann zu Jeff. "Wer war dann vorhin da? Ich habe mehr als eine Stimme gehört!"

"Das hat jetzt aber ein wenig gebraucht, oder?" kommt eine Stimme aus meinem Kleiderschrank und dieser geht auf. Heraus tritt ein braunhaariger Kerl mit blauer Maske und generell schwarzer bis dunkelblauer Kleidung. Schwarze Flüssigkeit kommt aus den schwarzen Augenhöhlen seiner Maske und fließt hinunter. "Übrigends eine tolle Sammlung an BH's hast du! Ich preferiere ja eher welche ohne-" weiter kommt er nicht, denn er muss einer Schere ausweichen, die an der Stelle vibrierend in meinem Schrank stecken bleibt, an der vor ein paar Sekunden noch sein Kopf mit dieser verdammten blauen Maske war.

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt