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Ich starre ihn nur wütend an und richte mich wieder auf. Eine gewisse Spannung legt sich über das gesamte Zimmer und ich sehe, wie dieser Kerl aus seiner Hoodytasche ein Skalpell holt. Nervös lecke ich mir über die Lippen und bleibe aber stehen. Angst brauche ich hier nicht zu zeigen. Ansonsten bin ich tot! Also lasse ich mein Genick knacken und lächle ein wenig. "Als ob ich Angst vor einem Skalpell hätte. Ich kenne die Stellen, die es tödlich machen und da kommst du nicht so schnell ran!" Hoffe ich! Das letzte füge ich nur gedanklich hinzu und bin der Meinung, dass es schon irgendwie passt.

STOP! Dieses gedankliche anbrüllen erschreckt mich so sehr, dass ich nach hinten schrecke und knapp neben Jeff auf das bett falle. Mit großen Augen sehe ich Slenderman an, der wiederum den Kerl mit der Maske ansieht und sie scheinbar gedanklich diskutieren. Mein Herz rast und ich rutsche nach hinten. Dabei ignoriere ich Jeff's Oberschenkel, über die ich rüberklettere, ohne dabei Slenderman oder den anderen Kerl dabei aus den Augen zu lassen. "Hey, kleine! Alles in ordnung?" fragt er leise und ich sehe ihn kurz an, bevor ich langsam den Kopf nach links und rechts drehe.

Im nächsten moment spüre ich, wie er sich mühevoll aufsetzt und das Bett fängt an zu knacksen. Bedenklich, wenn ich das hinzufügen dürfte. Doch anstatt irgendwas anderes zu sagen, schlinge ich meine Arme um Jeff und vergrabe mein Gesicht an seiner Halsbeuge. Ich schlucke noch einmal, bevor ich es mir erlaube, mein Herz zu beruhigen. "Ich hab das noch nie gesagt..." murmle ich und mache eine kurze Pause, um mir das, was ich sagen werde, bewusst zu machen. "Aber ich habe gerade verdammt nochmal schiss und Panik!" Meine Finger krallen sich in seinen Rücken und ich schließe meine Augen, bevor ich mich noch ein wenig an ihn drücke.

"Dir wird nichts passieren..." erwiedert Jeff genau so leise und legt seine Arme mit leisen fluchen auf meinen Rücken. Dass er kein Oberteil an hat, ist mir eigentlich relativ egal. Die wärme, die er abgibt, beruhigt mich. Der Fakt, dass jemand da ist ebenfalls und dass es auch noch jemand ist, dem ich vertraue, macht die Sache irgendwie besser. Klar, es war ein beschissener Abschied. Aber trotzdem bin ich froh, dass er da ist. "Es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin!" flüstere ich und entspanne mich langsam aber sicher. Das ich hier einen Mörder umarme, ist mir egal.

Ich lehne mich komplett an ihn und atme erleichtert aus. Es ist eigentlich gar nicht so schlimm, körperliche berührungen. Angenehm und beruhigend. "Es wird alles wieder gut, in ordnung kleine?" flüstert er und ich nicke, bevor ich mich aufsetze und ihn ansehe. "Nenn mich Sera. Das glaube ich, bin ich dir schuldig!" erwiedere ich und er nickt, bevor er auf die Seite sieht. "Eigentlich bin ich dir viel mehr schuldig, weißt du das?" meint er und ich lege den Kopf schief. Ich sitze breitbeinig auf seinem Schoß und runzle die Stirn. Die anderen beiden scheinen immer noch zu diskutieren.

Nach einer weile des stillen wartens, sieht Jeff mich endlich wieder an. "Du hast mir das Leben gerettet!" sagt er schlicht und ich lege meinen Kopf in den Nacken, um an die Decke zu sehen. Wenn er wüsste, dass ich alles nur provisorisch gemacht habe und ich keinen dunst hatte, was genau ich mache! Ein Glück auf Arztserien und dass ich in der Arbeit einiges gefragt habe! "Sera?" Ich zucke zusammen und blicke wieder runter auf Jeff, der mich etwas musternd ansieht. Doch ich fange nur an zu lächeln. "Kein Problem! Ich bin froh, dass du am leben bist!"

Im nächsten moment spüre ich einen leichten klaps auf meinem Hinterkopf und drehe meinen Kopf nach links, zu den beiden anderen. Ich sehe, dass Slenderman eine seiner Tentakel zurückzieht, die aus seinem Rücken wachsen. Wie konntest du ihn nur als Versuchskaninchen hernehmen? Die Stimme in meinem Kopf ist bedrohlich und ich ziehe nur eine Augenbraue hoch. "Lass mich raten. Ich hätte ihn gar nicht versorgen dürfen!" grummele ich nur und klettere vorsichtig von Jeff hinunter, um ihm nicht noch mehr schmerzen zu bereiten, als er eigentlich eh schon hat. Hat er eigentlich schon die Schmerzmittel genommen, die ich ihm gegeben habe?

Ich stehe auf und verschränke meine Arme. "Und jetzt lasst mich mal kurz Sherlock spielen!" Sage ich und hebe einen Finger. "Ich weiß ein bischen was über dich, Slenderman. Darunter fällt, dass du per gedankenübertragung sprichst, dich teleportieren kannst und auch die Standorte deiner Schützlinge ausfindig machen kannst. Du bist aber erst ziemlich spät hier aufgetaucht! Das heißt, dass du Jeff nicht hast früher finden können und DAS wiederum sagt mir, dass er ohne meine Amateurhafte hilfe verblutet und somit gestorben wäre oder mindestens eine Infektion hätte, wenn er das glück gehabt hätte, bis zu deinem eintreffen nicht gestorben zu sein!"

Etwas stolz und vorallem kämpferisch, hebe ich mein Kinn und warte auf eine Antwort. "Du hast ja doch was in deinem Schädel!" meint der braunhaarige und etwas überheblich blicke ich ihn an. "Du aber gleich nicht mehr, wenn du mir einen scharfen Gegenstand gibst und dich nur sekundenbruchteile langsamer bewegst!" knurre ich und füge gedanklich hinzu: Wenn ich das wieder hinkriege. Ich wusste nicht, dass ich das werfen von solchen Dingern überhaupt kann! Meine Aufmerksamkeit widme ich wieder Slenderman, der nun langsam auf mich zukommt. Innerlich ermahne ich mich, keine Angst zu zeigen. Raubtiere spüren es, wenn du Angst hast.

Ich spanne mich an, als er seine Hand hebt und reisse überrascht meine Augen auf, als die Hand auf meinem Kopf landet. Sanft und nicht strafend. Du bist ein interessantes kleines Mädchen, weißt du das? Ich verkneife mir einen kommentar wegen dem 'klein' und sehe nur zu ihm hoch. Er passt nicht ganz in mein Zimmer, weswegen er ein wenig in die Knie gegangen ist, um seinen Kopf nicht anzuschlagen. "Interessant genug, um am leben gelassen zu werden?" frage ich und sein Daumen fängt an, über meine Haare zu streichen. Das kommt drauf an, wie du dich nun entscheiden wirst!

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt