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Als die letzte Falle zugeschnappt hat, laufe ich zurück zu Liu und verschaffe ihm kurz eine Pause, in dem ich meinen Rücken zum Blocken eines Angriffes hernehme. Ich keuche auf, als ich den Schmerz spüre. Das brennen breitet sich sofort ein wenig aus und ich spüre das Blut, dass aus meinem Rücken austritt und meine Kleidung tränkt. "Komm!" rufe ich, schnappe mir Liu's Hand und wir laufen so schnell wir können. Weg von den Wesen, die nicht so schnell wie wir sind. Ich verkneife mir meine Schmerzlaute und renne mit Liu einfach nur weiter in den Wald hinein. Nicht zu den anderen, die kämpfen.

"Wo willst du hin?! Die anderen kämpfen und du willst dich verpissen?!" knurrt er und ich bleibe stehen, bevor ich mich keuchend umdrehe und lächle. Obwohl ich in meinem Stand wackle, als hätte ich zu viel gesoffen. "Jetzt... ist der Wald... erwacht..." flüstere ich und kann im nächsten moment ein Ohrenbetäubendes Gebrüll hören, dass den Erdboden beben und alles rundherum erschüttern lässt. Ich sinke auf die Knie und stütze mich erschöpft ab. Doch der Schmerz und das Adrenalin halten mich zumindest so weit auf trab, dass ich nicht umkippe. "Geht doch..." hauche ich und spüre im nächsten augenblick, wie etwas schweres neben mir landet.

Langsam sehe ich auf und lächle noch weiter. "Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann!" sage ich und habe allein durch diese erscheinung wieder Kraft getankt. Es ist das Katzenartige Tier, dass ich vor einem Jahr schoneinmal hier getroffen habe. Damals war er noch kleiner und ist jetzt zu einem starken und vor allem großen Kater mit einer wunderschönen Mähne geworden. Seine große und raue Zunge schleckt mir über mein Gesicht und ich fange an zu kichern, ehe ich mich an seiner Mähne hochziehe. Als wäre das ein Signal, legt er sich auf den Bauch und macht sich ganz flach.

Ich sehe zu Liu. "Kommst du? Lange werde ich nicht mehr so gut drauf sein und ich will den Sieg noch miterleben!" sage ich und seine grünen Augen wandern zwischen mir und dem Kater hin und her. "Beweg deinen Arsch, Woods!" knurre ich ungeduldig und er setzt sich zögernd in bewegung, bevor er sich hinter mich setzt. "Das ist doch echt nicht dein ernst, oder?" fragt er und der Kater steht auf, bevor er wieder brüllt und ich mich umsehe. Aus dem dickicht kommen immer mehr Tiere. Manche klein, andere groß. Aber alle haben sie eines gemeinsam. Sie werden kämpfen!

Der Kater setzt sich in bewegung und sein Laufen ist das angenehmste, was ich seit langem gespürt habe. Der Gang ist weich und die Körperwärme beruhigt mich. "Woher wusstest du das?!" ruft Liu und ich drehe meinen Kopf, bevor ich grinse. "Ich habe es nicht gewusst, sondern gehofft! Slendy meinte einmal, dass der Wald alles angreift, was nicht zu uns Creeps gehört!" sage ich und drehe mich wieder nach vorn. Mir wird langsam schwindlig und Kopfschmerzen setzen ein. Doch ich ignoriere es und im nu sind wir am Waldesrand angekommen, an dem immer noch ein verzweifelter Kampf tobt.

Der Kater bleibt stehen und legt sich auf den Boden, damit wir absteigen können. Ich bleibe wacklig stehen und kraule ihn unter seinem Kinn. "Zeigt es den Bastarden und passt auf meine Familie auf, ja?" flüstere ich und er stupst mich mit seiner großen Nase an, bevor ich aus seinem Weg trete und er ein weiteres Ohrenbetäubendes Brüllen von sich gibt. Alles erstarrt für einen moment. Die schwarzen Wesen und die Creeps. Ich kann eine extrem große und furchteinflößende Gestalt erkennen, die zurückgezogen im Wald steht und alles beobachtet. Sich aber nicht einmischt, sondern nur zusieht. Wie im Kino.

Aus der entfernung kann ich so etwas wie Münder auf seinem Körper erkennen und Hörner wachsen aus seinem Schädel. Er trägt einen Umhang. Aber für mehr Details bin ich einfach zu weit weg. Ich werde aus meiner kleinen Starre gerissen, als ich die Kampflaute höre. Die Wesen des Waldes haben sich in das Kampfgetümmel gestürzt und man kann deutlich sehen, dass wir nun die Oberhand haben. Als ich nach vorne falle, werde ich von Liu aufgefangen und er legt meinen Arm um seine Schulter. "Wage es ja nicht, jetzt umzukippen!" zischt er und ich sehe ihn neckisch an. "Tun das die Frauen nicht immer, wenn du in den Raum kommst?"

Er verdreht die Augen und wir bleiben einfach auf unserem Platz stehen. Unschlüssig, was wir jetzt machen sollen. "War das Plan A 2?" fragt er und ich nicke langsam. "Und Plan A 1 waren die Fallen?" Wieder nicke ich und er sieht mich fragend an. "Aber wieso zuerst die Fallen?" Ich schnaube amüsiert. "Sie es taktisch." fange ich an und schlucke meinen Schmerz einfach runter. "Ausdünnung. So viele wie möglich ausschalten." erkläre ich kurz und er nickt. "Verstehe. Aber wieso mussten sie zuerst alle ausgelöst werden?" Ich sehe ihn an, bevor ich wieder nach vorn sehe.

"Wer schickt seine Rettungsmannschaft schon freiwillig in vermientes Gebiet?" frage ich nur und er zieht eine Augenbraue hoch. "Dein ernst?" Ich nicke grinsend und sehe dann im Augenwinkel, wie von hinten einer der Kreaturen kommen. So schnell es geht, schubse ich Liu auf die Seite und hole meine Klinge hervor, bevor sie fast im selben Atemzug, im Hals des Wesens verschwindet. Doch ich kann mich nicht wirklich darüber freuen. Denn irgendwas ist in meinem Bauch und als ich hinuntersehe, steckt eine dolchartige Waffe in meiner linken seite und Blut tritt aus. Als ich meine Klinge rausziehe, sinkt das Wesen auf den Boden. Genau wie ich.

Mein Atem ist verschnellert und ich sehe in den Himmel hinauf. Liu kommt zu mir und sieht auf mich hinunter. Will das Messer raus ziehen! "Nein!" bringe ich raus und halte ihn auf. "Lass... es drinn!" presse ich zwischen meinen Zähnen hervor und entspanne mich. Stattdessen fange ich an zu lachen. "Fuck... Dachte echt... das ich... anders... abtrete!" flüstere ich und Liu sieht mich ernst an. "Klappe halten! Du schaffst das! Ich habe noch niemanden erlebt, der sturer als du ist! Nicht einmal Jeff!" knurrt er und ich schmunzle. Jeff, ich hoffe, du überlebst den scheiß!

Die Welt um mich herum wird schwummrig. Die vielen kleinen stich und schnittverletzungen sind kein Problem. Aber die große an meinem Rücken und die Stichwunde in meinem Bauch, sind nicht gerade das beste. "Sera!" ruft Liu und ich kann ihn kaum hören. Es klingt, als wäre alles wie durch Watte. Seine Stimme, die Kampfgeräusche. Einfach alles. Ich kann meine Augen nicht länger offen halten. Mit aller macht versuche ich, wach zu bleiben! Aber es geht nicht mehr. Immer weiter entfernt sich alles und alles um mich herum wird schwarz. Ich habe keine Zweifel. Ich habe alles getan was ich konnte, bevor das Arschloch kam und mich abstach.

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt