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Ich stehe auf und lege eine Hand auf seinen Kopf. "Also doch kleiner Bruder! Ich bin nämlich älter als du!" sage ich triumphierend und grinse breit. Das ich nun alles in meinem vorherigen Leben hinter mich lasse und nun nie existiert haben werde, wenn Slenderman fertig ist, fällt einfach mal hinten runter. BEN sieht mich mit einer schnute an. "Was? Echt? Wie alt bist du?" Ich sehe kurz in die Runde der anwesenden Männer und knie mich dann zu dem blondhaarigen hinunter. Dann lehne ich mich zu seinem Ohr und flüstere leise in dieses: "Ich bin 19!", bevor ich zufrieden wieder aufstehe.

"Ach mist..." brummt BEN, bevor Slenderman sich nicht nur gedanklich räuspert, sondern in echt. Wir müssen nun los. Ich habe noch einiges zu tun, wenn man die gedanklichen Manipulationen mit einspannt. Und Sera muss sich auch in ihrem neuen zuhause einrichten! Im nächsten Augenblick wird mir meine aktuelle Situation wieder bewusst und ich werde ernst. "Das wars also mit diesem Leben, hm?" bringe ich raus und spiele die starke. Etwas anderes habe ich auch nie gekonnt. Schauspielern. Emotionen, Situationen. Aktionen. Habe ich jemals meine wahren Gefühle gezeigt, oder war das alles nur kalte und berechnende psychische scheiß Schauspielerei?

Komm her, mein Kind. Meint Slenderman und ich nicke, bevor ich zu dem großen Mann gehe. BEN folgt mir gleich und auch wenn ich nicht weiß wieso. Ich habe das Gefühl, ihn irgendwie beschützen zu müssen. Das erste mal teleportieren könnte auf den Magen gehen! Ich warne dich nur gerne vor! Ich nicke wieder. Diesmal mit geschlossenen Augen. Ich spüre, wie jemand meine Hand nimmt und sehe überrascht auf diese hinunter. BEN sieht mich frech grinsend an und zwinkert mir zu. Das zaubert mir ein grinsen auf mein Gesicht und ich knie mich kurz hin, ehe ich BEN wie ein Kleinkind hoch nehme und auf meine Hüfte setze.

"He! Ich habe gesagt, dass ich nicht wie ein Kleinkind behandelt werden will!" ruft er und ich fange an zu lachen. "Also soll ich dich wieder runter lassen?" frage ich herausfordernd und es ist für einen moment still, bevor er seine Arme um meinen Hals legt und seinen Kopf auf die seite dreht. "Wenn ich schon hier oben bin, dann streng dich nicht noch mal extra an..." murmelt er und ich schüttle lächelnd den Kopf, bevor ich ihn noch einmal richtig festhalte und dann Slendermans Hand auf meiner Schulter spüre. Es geht dann los!

Ich schließe meine Augen und drehe meinen Kopf zu BEN, der anscheinend nichts dagegen hat, dass ich so nah bin. "Schon vorbei!" ruft EJ und ich öffne meine Augen, nachdem ich meinen Schwindel einigermaßen unter Kontrolle gebracht habe. Ich drehe meinen Kopf nach links und rechts und bin verwirrt. "Ein... Wald?" frage ich leise und weiß nicht, was ich davon halten soll. Es ist ein gruseliger und düsterer Wald. Der Himmel ist mit grauen Wolken verhangen und die Bäume sind eher in dunklen Farben gehalten. Dunkelgrün, dunkles Braun, und so weiter. Über dem Boden wabern einige Nebelfetzen und es knackt hier und dort.

"Keine sorge! Es wird besser!" meint BEN und ich sehe ihn an, bevor ich den anderen folge. EJ geht normal hinter Slenderman her, der den verletzten Jeff trägt. Wir gehen über knackendes, altes und morsches Holz, überqueren Lichtungen, bei denen ich Angst hätte, dass Serienmörder oder Albtraumgestalten auftauchen würden, wenn nicht schon welche bei mir wären und ich weiß nun wieder, wieso ich Wälder nicht ganz so prickelnd finde. Hin und wieder raschelt ein Gebüsch oder ich zucke zusammen, als sich ein Vogel selbstständig macht und flatternd von einem Baum wegfliegt. Krähen machen diesen Ort auch nicht unbedingt besser.

Ich bin froh, dass ich BEN so nah bei mir habe. Zwar fühle ich mich nicht unbedingt sicherer, aber es ist meiner meinung um einiges besser, wenn man jemanden hat, der sich nicht gruselt. Und BEN lässt sich tiefenentspannt von mir tragen. Als ich im Augenwinkel etwas huschen sehe, zucke ich wieder zusammen. "Was... war das?" flüstere ich und bleibe stehen. Natürlich sollte man das nicht tun und in Horrorfilmen wird ständig dieser Fehler begangen, sich von der Gruppe zu trennen. Was auch ich nun tue. Aber Neugierde und so. "Sera?" fragt BEN und ich lasse ihn auf den Boden. "Ich... muss mir was ansehen!"

Langsam gehe ich auf den Fleck zu, an dem ich diesen schwarzen Schatten gesehen habe. "Sera...? Das ist keine gute Idee!" ruft BEN nun, doch ich gehe weiter. Neugierig und voller wissensdurst. Als es wieder im Gebüsch raschelt, bleibe ich stehen und knie mich hin. Ich locke das Ding, was auch immer es ist, wie eine Katze. Strecke sogar meine Hand aus und warte mit einem lächeln. Im nächsten moment werde ich von etwas auf den Boden geschmissen und große, krallenartige Klauen halten mich auf dem Boden fest. Meine Gesichtszüge entgleisen und meine Augen werden riesen groß.

Über mir steht ein Wesen, von dessen existenz ich nicht einmal wusste. Große, Raubtierartige Augen. Gelblich schimmernd. Schlitzartige Pupillen, die nun groß wie Teller sind. Ein großer und behaarter Kopf mit Ohren, die dem eines Pumas ähneln. Die großen und langen Fangzähne tropfen vor Speichel und sind leicht gelblich verfärbt. Ähneln einem Löwenzahntiger. Ein leises knurren entkommt seiner Kehle und mir schlägt übel riechender Atem entgegen. Die Klauen drücken in meine Arme, verletzen mich aber nicht. Das Fell ist von eine wunderschöner schwarz-braunen Musterung durchzogen. Wie die, einer wilden Katze. Der Schwanz ähnelt dem, eines Schneeleoparden. Lang und ziemlich wuschlig. Und wahrscheinlich auch für das gleichgewicht.

Die Pfoten, mit den ausgefahrenen krallen, sind rein schwarz. Die Klauen sind weiß und verdammt groß. Alles in allem, habe ich hier ein Katzenähnliches, aber um einiges größeres Tier vor mir. Es dürfte mit bis zu meiner Hüfte gehen, wenn ich stehe. Wenn nicht sogar ein wenig höher. "Sera! Ich hole schnell die anderen! Warte!" ruft BEN, doch ich lege nur den Kopf in den Nacken. "Ich schaff das schon!" entgegne ich sicher und sehe wieder zu dem großen Kopf hoch. Die Augen sehen mich furchteinflößend an. Die Zähne sind auch nicht gerade Harmlos und das knurren hilft auch nicht wirklich.

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt