"Du bist wahnsinnig...!" ruft nun Jane und ich lege den Kopf schief. "Das fällt dir erst nach einem guten jahr auf?" frage ich und sie schüttelt den Kopf. "Der Plan war zu unsicher! Es hätte so viel schief gehen können!" Ich lächle und nicke. "Es hätte. Ist es aber nicht, weil ich und auch Liu unsere Leben riskiert haben, um eure Hintern zu retten! Auch, wenn es bei Liu eher unfreiwillig war." Ich sehe zu ihm und grinse schief. "Tut mir echt leid deswegen!" Doch er zuckt nur mit den Schultern. "Als ob ich dich da alleine hab rein gehen lassen können."
Dann grinst er breit und sieht mich herausfordernd an. "Nur ich darf ich umbringen!" meint er und ich blicke genau so zurück. "Das einzige was du killst, sind meine Nerven!" erwiedere ich und wir fangen gleichzeitig an zu lachen. Unser Verhältnis hat sich um 180 Grad gedreht, ist aus dem lich gekrabbelt, in dem es versunken ist und tanzt jetzt vor lauter Freundschaft und Verbundheit walzer auf dem Tisch. Der Kampf hat uns zusammengeschweißt wie Soldaten, die zum ersten mal im Einsatz sind. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Und er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann.
"Wow... Wir haben hier das neue Traumpärchen!" ruft LJ ein wenig sarkastisch und sowohl Liu, als auch ich sehen ihn langsam an. Allein unsere Blicke scheinen auszureichen, um ihn einzuschüchtern, denn er hebt abwehrend die Arme. "Ist schon gut! Ich habe nichts gesagt!" meint er und ich schüttle nur den Kopf, bevor ich aus dem Fenster sehe. Draussen scheint die Sonne und ich würde jetzt verdammt gerne nach draussen. Die Sonne mal nach sieben Tagen endlich wieder auf meiner Haut spüren. Auch, wenn ich normalerweise ein Stubenhocker bin. Aber wenn man gezwungenermaßen drinnen hockt, ist es auch wieder beschissen.
Wieder vergehen einige Tage, bis ich endlich wieder normal gehen und auch laufen kann. Meine Wunden brauchen zwar noch ein bischen, bis sie komplett verheilt sind, aber sie lassen zumindest normale bewegungen zu. Wir sind wieder zurück in die Villa gezogen, die überraschenderweise nichts abbgekommen hat. Die toten Körper der Kreaturen sind alle verschwunden und nur das getrocknete Blut unserer eigenen Leute ist noch hin und wieder auf dem Boden sichtbar. Dunkel und eingetrocknet. Und auch fast verschwunden. Es ist wieder ein beinahe normaler Alltag eingekehrt. Die Creeps gehen töten oder ihrer anderen Hobby's nach und sind wieder normal.
Ausser einer, der seit dem Tag bei Trender irgendwie komisch ist. Jeff verhält sich nun zu mir, als wären wir nicht mehr, als bekannte. Es tut verdammt weh, dass wir nicht mehr reden können und seine Anwesenheit fehlt mir auch. Die Umarmungen. Einfach alles an ihm. Nachdem ich mit Clocky darüber geredet habe hat sie zuerst nur gelacht und mich dann ernst angesehen. Meine Diagnose: Liebe. Die einzige Heilung: Sagen was los ist und ihm zeigen, dass er mir mehr bedeutet als nur ein Bruder oder Freund. Einfacher gesagt, als getan. Das waren ihre eigenen Worte und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr stimme ich ihr zu.
Es kann sein, dass ich mich in Jeff verknallt habe. Wir haben viel durchgemacht. Auf und ab's durchlebt. Und doch waren wir am ende für den anderen da. Aber jetzt? Jetzt liegt alles zerbrochen auf dem Boden, was wir uns über ein Jahr lang aufgebaut haben. Ich schlucke und richte mich in meinem Bett auf, als ich meine Entscheidung gefasst habe. Mehr oder minder entschlossen stehe ich auf, nehme mir eine meiner Jacken und gehe aus meinem Zimmer. Ich habe nicht mal Schuhe oder Socken an, da es noch warm genug ist. Es ist Herbst, einer der wenigen sonnigen Tage und die Jacke ist eigentlich reiner selbstmord.
Aber ich mag sie. Also laufe ich in einer kurzen Hose, einem Top und der Jacke rum. Meine Haare habe ich wieder so kurz geschnitten, dass man sie zwar durchwuscheln kann, aber sie mir nicht in mein Gesicht hängen. Mein Weg führt mich durch das Wohnzimmer, in dem BEN mal wieder zockt und Sally aufmerksam daneben liegt und zusieht. "Aber nicht zu lange!" sage ich und gebe dem blondhaarigen einen sanften Kuss auf die Seite seiner Stirn. "Mom! Jetzt nicht!" murrt er und sieht weiterhin auf den Bildschirm. Ich muss grinsen und sehe dann zu Sally.
Diese hat sich aufgesetzt und sieht mich groß an. "Und du solltest dein Zimmer aufräumen, junge Dame!" sage ich, bevor ich auch ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn gebe und sie sich ein wenig maulend wieder hinlegt, um BEN zuzusehen. Kichernd schüttle ich den Kopf und gehe dann zur Haustüre, um wieder raus zu gehen. Es ist ein relativ schöner Tag! Aber es ist nicht nur der schöne Tag, wieso ich mich aus meiner kleinen Höhle traue. Sondern auch, um etwas zu klären, aus der Welt zu schaffen und wenn nötig, mit einem gebrochenem Herzen zurück zu kommen.
Langsam und zielstrebig gehe ich über die Wiese vor der Villa zum Waldrand und betrete diesen. Die Blätter und Äste unter meinen Füßen sind trocken und knacken bei der geringsten belastung. Es hat schon lange nicht mehr geregnet und alles ist trocken und brandgefährdet. Liu hat mir erzählt, dass es einen Ort in diesem Wald gibt, an dem sich Jeff gern aufhält, um einfach nur zu entspannen und seinen Gedanken nachhängen zu können. Er befindet sich ein wenig tiefer im Wald und ist eigentlich nur ein großer umgefallener Baum, auf dem es sich aber anscheinend verdammt gut sitzen und nachdenken lässt.
Nach einigem suchen, da die wegbeschreibung von Liu jetzt nicht unbedingt die besten sind, finde ich den Ort und kann auch Jeff schon von weitem erkennen. Sein weißer Hoody sticht einfach raus und ist unübersehbar. Eine weile beobachte ich ihn, da er mich scheinbar noch nicht bemerkt hat. Nachdenklich sitzt er auf dem Stamm. Sein Rücken an eine aufrechtstehende Wurzel gelehnt. Sein Blick geht einfach in das nichts und ein Bein ist angezogen, während das zweite auf der anderen seite einfach so runter hängt. Die Sonne lässt seine schwarzen langen Haare glänzen. "Komm raus. Ich weiß dass du da bist, Sera."
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Another Life
FanfictionSera hat einen Freund, den sie noch nie zuvor gesehen hat. Dennoch weiß dieser alles über sie. Was sie in wirklichkeit macht. Wie sie Leute manipulieren kann. Und was wirklich hinter ihren Aktionen steckt. Die beiden treffen sich immer in einer Höhl...