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Für einen moment zögere ich. Aber wenn er eh schon weiß, dass ich da bin, dann bringt das ganze versteckspiel nichts! Ich trete aus dem Schatten eines kleinen Baumes heraus und sehe hoch zu ihm. "Was willst du." Seine Stimme ist genau so kalt wie sein Blick, den er mir nun zu wirft und ich sehe auf die Seite. "Ich... wollte mit dir reden." sage ich leise und weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Sein verhalten ist nun noch schlimmer als sonst und ich habe keine Ahnung, wie lange ich das noch aushalten kann. Von seinen Blicken eingefroren zu werden.

"Dass spucks aus und lass mich wieder in ruhe. Wer hat dir überhaupt gesagt, wo ich bin?!" Blickkontakt bekomme ich im moment nicht hin. "Liu hat-" "Ah! Liu! Der große und tolle Kerl!" knurrt Jeff nun sarkastisch und ich sinke ein wenig in mich zusammen. "Jeff... ich-" "Für dich gibt es kein Jeff! Geh zurück zu Liu! Ihr seid doch eh das Traumpaar!" zischt er und ich runzle meine Stirn, bevor ich erst checke, was hier ab geht und mit leicht ungläubigen Blick zu ihm hoch sehe. "Kann... Kann es sein Jeff, dass du eifersüchtig bist?" frage ich und er erstarrt für einen moment.

Doch dann wird er wütend. "Worauf sollte ich eifersüchtig sein?! Hm?! AUF WAS?!" brüllt er nun und ich trete einen Schritt zurück. Mein Blick wird ebenfalls kalt. "Weißt du... vielleicht sollte ich wirklich gehen. Liu hasst mich wenigstens nicht und behandelt mich wie einen Menschen." Ich drehe mich um und gehe ein Stück, bevor ich stehen bleibe. "Sogar Angel behandelt mich besser als du. Fucking ANGEL!" rufe ich und laufe dann einfach los. Tränen strömen über mein Gesicht und meine Sicht verschwimmt. Fast automatisch laufe ich nicht zur Villa, sondern in einen anderen Teil des Waldes, den ich auch gut kenne.

Weinend breche ich vor einer Höhle zusammen. Es ist nicht die Höhle, durch die ich zu Trenderman und wo auch sonst hinkommen würde. Es ist die Höhle eines alten Freundes, der nun besorgt maunzend hervor kommt und um mich herum schleicht. Immer wieder stupst er mich an und legt sich dann irgendwann im Kreis um mich herum. Sein Kopf an meinem und immer wieder leise maunzend. Was man ihm bei seiner größe gar nicht zutrauen würde. Und schon bald höre ich weiteres gemaunze, dass aus der Höhle gejagt kommt und sich zu uns gesellt. Während ich einfach nur meinen Tränen freien lauf lasse.

Der Kater, der auch beim Kampf geholfen hat, hat eine eigene Familie, die mich auch gut aufgenommen hat. Das weibchen sieht mich nicht als bedrohung, sondern eher als kitten und die drei übrigen sind ihr kleiner Nachwuchs, die mich als teil der Familie akzeptiert haben. Ja, es ist einiges passiert. Tröstend leckt mir das Weibchen, dass ich 'Nala' getauft habe, über das Gesicht und legt sich dazu, während die kleinen einfach nur spielen. Der große heißt 'Simba', wie in König der Löwen. Meine Tränen versiegen langsam und das schluchzen reduziert sich auf ein minimum. Zum glück.

Ich lege meinen Kopf auf Simba's riesige Pfote und spüre, wie er seinen Kopf auf meinen Körper legt. Langsam hebe ich eine Hand und kraule ihn unter seinem Kinn. Fast augenblicklich schließt er die Augen und fängt zum schnurren an. Die Vibrationen übertragen sich auf mich und bringen mich nun entgültig runter. Nala bringt ihren großen Kopf herunter und auch sie kraule ich, bis sie das schnurren anfängt. Es lenkt mich ab und lässt mich entspannen. Und nachdem ihre kleine kraulstunde beendet ist, sind auch die kleinen wieder zur Ruhe gekommen und liegen nun ausgepowert bei Nala, um wenn nötig zu trinken oder einfach nur zu schlafen.

Es ist friedlich und ruhig. Nur das atmen der großen Katzen ist zu hören und hin und wieder das schlafmaunzen der kleinen. Jetzt schaltet sich mein Hirn wieder ein und es fängt an, über das geschehene nachzudenken. War es das richtige? Habe ich mich richtig verhalten? Hätte ich es anders lösen können? Soll ich es Clocky sagen? Würde das mit uns überhaupt funktionieren? Und wieso bin ich erst jetzt drauf gekommen, dass Jeff eifersüchtig ist? Ich meine, wenn man nicht eifersüchtig wäre, hätte er anders reagiert. Niemand kann mich, eine Person, die mit Psychologie überlebt hat, in der hinsicht überrumpeln.

Simba hebt nun seinen Kopf und dreht ihn. Auch Nala wird langsam unruhig und steht sogar auf. Ihre Ohren und ihr Schweif peitschen unsicher und nervös hin und her und Simba tut es ihr gleich. Die kleinen wachen auf und sind ersteinmal verwirrt. Mit einem leisen schnauben bringt Nala Simba dazu, eines der kitten in sein Maul zu nehmen und es in die Höhle zu bringen. Nala nimmt ebenfalls eines und ich schnappe mir das letzte, bevor ich es ebenfalls in die Höhle schleppe. Umsonst werden solche starken Tiere nicht nervös und verstecken den Nachwuchs!

Ich packe mich selbst einfach zu den kleinen und sowohl Nala, als auch Simba, stehen vor uns. Zwischen uns und dem Höhleneingang. Sera? Komm bitte da raus. Ich bin es nur. Slendy! Verwirrt runzle ich die Stirn. Was macht er hier? Wie hat er mich gefunden? Komm bitte einfach raus. Ich beisse mir auf meine Lippen und wische mir noch einmal über meine Augen, bevor ich aufstehe und zu Simba und Nala gehe. "Alles gut. Er ist ein Freund!" flüstere ich und gehe langsam an den beiden vorbei auf den Höhlenausgang zu. Nala maunzt noch einmal besorgt, doch ich schüttle nur den Kopf und trete in das Tageslicht.

Slenderman tritt ebenfalls aus dem Wald heraus auf die kleine Lichtung und ich verschränke die Arme. "Was gibt's denn?" frage ich und versuche meine Stimme nicht zittern zu lassen. Jeff's Aktion tut einfach zu sehr weh und ich muss mir wohl im klaren werden, dass das für immer unbeantwortete Gefühle sein werden. Wortlos legt mir Slenderman eine Hand auf die Schulter und er portet uns in die Villa. Als ich mich umsehe, runzle ich die Stirn. "Wessen Geburtstag habe ich bitteschön vergessen?" frage ich misstrauisch und bekomme dann einen Schlag von Clocky auf den Hinterkopf. "Deinen, du verdammte Nuss!"

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt