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Als ich wieder in die schimmernden gelben Augen sehe, fange ich an zu lächeln und hebe meinen Kopf, da der rest meines Körpers an den Boden gepresst wird. "Du bist ja ein kuscheliges und süßes Kätzchen!" sage ich und stupse mit meiner Nase gegen einen der langen Zähne. Das knurren verstummt augenblicklich und aus den zurück gelegten Ohren werden neugierig aufgestellte. "Du hattest doch nur Angst vor mir, oder?" frage ich weiter in einem sanften und doch bestimmten Ton und richte mich langsam auf, denn das Tier weicht Schritt für Schritt zurück. Irgendwann habe ich meine Arme frei und sehe kurz auf diese hinunter, ehe ich eine Hand hebe.

Diese strecke ich dem Tier entgegen und lächle weiter. "Willst du sehen, ob ich schmecke?" frage ich nun und es sieht mich etwas verwirrt an. Als wisse es nicht, was es von meiner reaktion halten solle. Doch nach einer weile des bloßen anstarrens, kommt es langsam auf mich zu und schnuppert an meiner Hand. Die leicht feuchte Nase streicht dabei über meine Haut und hinterlässt einen feuchtigkeitsfilm auf jener. Als ich meine Hand kurz bewege, zuckt das Tier zurück und stellt seine Nackenhaare wieder auf. Ich sehe es verdutzt an, bevor ich auf meine Hand sehe und diese senke.

"Keine sorge! Du könntest mich eher umbringen, als ich dich!" erwiedere ich nun und lege lächelnd den Kopf schief. Irgendwie will ich, dass mir das Tier vertraut, was auch immer es ist. Ob es so gesund ist? Wahrscheinlich nicht. Ob es mich interessiert? Wahrscheinlich genau so wenig. Zögerlich, kommt es wieder näher und schnuppert in der Luft, ehe es auf mich zu kommt und nun auch meinen Kopf beschnuppert. Ich halte still und schließe meine Augen, während das Wesen um mich herum schleicht und plötzlich stehen bleibt, als hätte es etwas gerochen, was ihm nicht gefällt.

Doch als ich meine Augen öffne, sieht es mich starr an und schleckt mir dann über das Gesicht. Perplex, über das plötzliche vertrauensverhältniss, runzle ich die Stirn und ächze überrascht, als er sich auf mich legt! Ein klein wenig überfordert, sehe ich auf das verdammt große, katzenähnliche Wesen auf meinem Schoß. Wie es sich räkelt und mir den Bauch entgegenstreckt. Doch dann fange ich an zu schmunzeln und beginne damit, das überaus weiche Bauchfell durchzukraulen. Für einen moment zuckt es noch zusammen, bevor es anfängt zu schnurren und sich noch einmal extra lang macht. Wie eine richtige Katze eben.

Während ich also das Fell bearbeite und die sehr große Katze es sich gut gehen lässt entdecke ich, dass ich hier einen Kater vor mir habe. "Du großes, schnurrendes Fellbündel!" rufe ich amüsiert und fange an zu kichern, als das Schnurren noch lauter wird. Ich fühle mich wohl und das ist eine riesen große Ablenkung, die ich gerade brauche. Doch als ich ein räuspern höre, erstarren wir beide und sehen gleichzeitig in die Richtung. EJ hat seine Arme verschränkt, Slenderman hat einen leicht genervt aussehenden Jeff auf den Armen und BEN sieht auch nicht wirklich begeistert aus, während sie uns alle anstarren.

"Ähm... Hey?" sage ich mit leichten Schuldgefühlen und lege dem Kater dann eine Hand auf den großen Schädel. Mein Blick geht ebenfalls zu dem Kater und ich stupse ihn mit meiner Nase an. "Ich glaube, Spielzeit ist vorrüber, oder?" murmle ich und es ist, als würde er irgendetwas meckern, als er vor sich her brummt. Seufzend schiebe ich ihn leicht von mir runter und er steht von selbst auf, bevor ich es ihm gleich tue. "Kann ich ihn behalten?" frage ich und wende mich Slenderman zu. Doch dieser schüttelt den Kopf. Seine stimme ist ernst und auch ein wenig besorgt.

Das ist eigentlich eines der gefährlichsten Tiere in diesem Wald! Wieso es zu dir einen so guten Kontakt hat, weiß ich nicht! Außerdem haben wir smile dog von Jeff. Das würde nur schief gehen. Niedergeschlagen, lasse ich die Schultern hängen und sehe auf den Kater, der sich leicht schräg hinter mir hingestellt hat. Seine gelben Augen mustern diejenigen, die sich schon fast wie ein schutzwall aufgebaut haben. Die runden Ohren spielen ein wenig nervös hin und her. Der schwanz zuckt leicht. Ich knie mich hin und lege eine Hand auf seinen großen Kopf, während ich die andere unter sein Kinn packe.

"Dann geh wieder in die Wildniss, mein süßer... Wenn er nein sagt, dann heißt das nein." flüstere ich ihm zu und er sieht mich für einen moment fragend an, bevor er seine Augen schließt und mir dann quer über das gesamte Gesicht leckt. "Ich fands auch toll, dich kennen zu lernen!" erwiedere ich lachend und wische mir den schmodder aus dem Gesicht, bevor ich ihn ein letztes mal kraule und dann wieder aufstehe. Meine Schritte sind langsam, aber dennoch bestimmt und ich gehe auf die wartenden Leute zu. Ohne mich umzudrehen und es mir vielleicht noch einen ticken schwerer zu machen, als es eh schon ist.

"Ich habe mir sorgen gemacht! Weißt du wie das war?! Das Vieh springt plötzlich auf die zu und-" ab da schalte ich bei BEN ab und lasse ihn weiterreden, bevor ich seufze und ihn wieder hochnehme. Alleine deswegen, damit er weiter meckern kann, während wir uns auf den Weg machen, in die Villa zu gehen. Als BEN endlich fertig ist, sehe ich ihn schief lächelnd an. "Tut mir leid... Aber ich bin nunmal von haus aus so extrem neugierig und selbst, wenn es dunkel ist... Ich fürchte, dass ich ein Horrorfilmklischee auf Beinen bin!" sage ich und er schüttelt nur genervt den Kopf.

Da gesellt sich EJ zu uns und ich sehe zu ihm. "Hast du eine Ahnung was abgegangen ist, als du nicht mehr hinter uns warst?" fragt er und ich runzle die Stirn, ehe ich langsam den Kopf schüttle. "Slenderman wurde ausnahmsweise mal leicht nervös und Jeff ist fast ausgetickt! Beide haben sich selbst noch ein wenig hochgeschaukelt, bevor ich dann angefangen habe, euch zu suchen!" erklärt er und ich beisse mir schuldbewusst auf die Lippen. Jetzt fühle ich mich wirklich schlecht. Na toll. Den weiteren weg, verbringen wir schweigend und immer wieder spüre ich die Blicke der anderen auf mir. Als wollten sie alle sicher gehen, dass ich nicht noch einmal abhaue.

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt