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Einige Monate vergehen. Ich lerne, dass der unbekannte, der mich nun übrigends hasst wie die Pest, Liu heißt und Jeff's Bruder ist. Die Vorstellung unserer beiden... nennen wir es 'sturköpfigen' Persönlichkeiten, ist zum Glück fast harmlos ausgegangen. Lässt man den Fakt ausser acht, dass ich jetzt eine neue Narbe habe, die meine linke Augenbraue am äußeren drittel teilt und mich aussehen lässt, als wäre ich verdammt gefährlich. Liu hat dafür ein blaues Auge und einen Gebissabdruck von mir auf seinem rechten Arm. Ich hatte meine Waffe zur der Zeit an Toby gegeben, da dieser sie sich ansehen und austesten wollte.

Slenderman ist nicht gerade glücklich über den Fakt, dass ich Liu am anfang verletzt habe und EJ nun wieder arbeit hatte, da er uns beide verarzten musste. Wann immer es sein könnte, dass Liu und ich aufeinander treffen, da er nun auch hier wohnt, ist einer der anderen zur Stelle und stellt sicher, dass wir uns nicht wieder umbringen. Mein Training ging auch wieder weiter und ich bin jetzt schon gar nicht mal so schlecht. Zwar töte ich nicht freiwillig, kann mich aber jetzt verteidigen, wenn es hart auf hart kommen sollte. Durch die Schmerzunempfindlichkeit von Toby konnte ich auch einiges ausprobieren.

Inzwischen bin ich ein Jahr hier. Habe keine Probleme mehr wegen meiner Familie oder meiner Freunde. Natürlich habe ich noch gefühle für sie. Und manchmal habe ich ihre Gesichter vor meinem inneren Auge! Aber ich bekomme keine Herzschmerzen mehr, wenn ich an sie denke. Wenn ich wieder vor ihren Häusern stehe oder einsteige, da ich inzwischen selbst weiß, wie man hier weg kommt. Ich muss nur an einen Ort mit einem Wald denken, zu dem ich will. Dann gehe ich durch eine Höhle, die hier in der nähe der Villa ist und schon komme ich zu diesem besagten Ort.

Umgekehrt ist es genau so. Slendy hat mir die Fähigkeit gegeben, dort hin zu gehen, wo ich will. Was die anderen nicht haben. Aber er meinte, wenn ich schon sonst nichts aussergewöhnliches habe, dann sollte ich dies hier bekommen. Im ersten moment war ich verdammt eingeschnappt! Aber ich habe schnell eingesehen, dass er recht hatte und die Fähigkeit dankend angenommen. Es ist fast wie das Teleportieren. Nur, dass ich eben die einschränkung mit den Wäldern habe. Liu und ich können uns immer noch nicht riechen. Aber wir bringen uns zumindest nicht mehr um, wenn wir uns auf dem Gang sehen.

Es klopft an der Tür an meinem Zimmer und ein leises: "Sera?" kommt durch die Tür. Ich gähne nur und sehe zur Tür. Habe ich lust auf besuch? Schulterzuckend, setze ich mich auf. "Was gibt's, Sally?" Langsam geht die Tür auf und ihr brauner wuschelkopf kommt zum Vorschein. "Ich hatte einen Albtraum..." flüstert sie und sofort werde ich sanft. Ich habe inzwischen wirklich die Mutterrolle von BEN und Sally übernommen, finde es aber nicht so schlimm. "Komm her, schätzchen." sage ich und die kleine kommt mit ihrem Teddy auf mich zugerannt. Ehe ich mich versehe, hängt sie an meinem Hals und drückt mich fest.

Ich seufze und stehe auf, während ich sie auf meiner Hüfte halte. "Na komm. Wir bringen dich wieder zum schlafen, ja?" Es ist mitten in der Nacht und einer der wenigen Nächte, in denen kaum einer der Creeps töten gegangen ist. Sie sind selten, kommen aber hin und wieder mal vor. Leise gehe ich mit Sally über den Gang und streiche ihr beruhigend über den Rücken. "Waren es wieder diese bösen Männer?" frage ich und ein nicken kommt als antwort. Das träumt sie in letzter Zeit immer wieder. Von vielen Männern, die uns alle töten wollen und es auch fast schaffen.

"Du weißt hoffentlich, dass man mich nicht so leicht umbringt, oder?" meine Stimme klingt ein wenig scherzhaft und wieder nickt sie. "Aber ich will trotzdem nicht, dass du stirbst! Was, wenn ich wieder diese Albträume habe und du bist nicht da?" ich drücke sie an mich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. "Was habe ich über diese was-wäre-wenn dinge gesagt?" Sally schnieft. "Mach das nicht, weil es sonst noch schlimmer wird..." murmelt sie und ich nicke. "Und? Habe ich recht?" frage ich und wieder entkommt ihr ein schniefen. "Aber-" "Sally. Lass es." unterbreche ich sie bestimmt und gehe in ihr Zimmer.

Dort lege ich sie in ihr Bett und decke sie zu. "Und jetzt schlaf, meine süße. Dein Teddy beschützt dich vor weiteren Gefahren!" flüstere ich und Sally dreht sich auf die Seite, bevor sie sich zu einem Ball zusammenkuschelt. "Gute Nacht!" sage ich und will gehen, als sie meine Jacke festhält und ich leicht verwirrt zu ihr hinunter sehe. "Was gibt es denn noch?" frage ich und sie sieht mich fragend an. "Kannst du wieder singen?" Ich stocke für einen moment, bevor ich lächle. "Schon wieder?" Sie nickt heftig und ich seufze, bevor ich mich neben sie setze und ihren Kopf streichle.

Nach dem letzten Ton, ich habe es extra leise und sanft gesungen, sehe ich auf Sally hinab, die mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen schläft. Ihren Teddybären fest an sich gedrückt. Ich gebe ihr einen Gute Nacht Kuss und stehe vorsichtig auf. Gehe so leise es geht aus dem Zimmer und schließe die Tür, die die ganze Zeit über offen war. "Sera?" Ich zucke zusammen und drehe mich abrupt um, als ich eine Stimme höre. Bin aber wieder entspannt, als es nur Jeff ist, der mich fragend und vielleicht ein wenig müde ansieht.

Ich lege den Kopf schief. "Habe ich dich aufgeweckt? Tut mir leid, wenn ich wieder schief gesungen habe. Sally hatte wieder diesen Albtraum und-" "Es ist alles gut." unterbricht mich der schwarzhaarige und ich nicke. "Es macht mir echt sorgen bei ihr. Du weißt, dass sie hin und wieder etwas in ihren Träumen gesehen hat, dass wahr geworden ist." Nachdenklich sehe ich auf die geschlossene braune Tür und habe keine Ahnung, was ich machen soll. Jeff legt eine Hand auf meine Schulter. "Wir sollten es Slendy sagen. Mit ihm redet Sally ja nicht und er sollte es wissen, wenn ein Angriff bevor steht!"

Another LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt