Irgendwer rief etwas direkt neben mir und ich wachte schlagartig auf. "Sei still Tinus, Adri schläft", zischte Mac auch nicht gerade leise. "Jetzt nicht mehr", sagte ich und setzte mich hin. Ich war immer noch im Wohnzimmer und Gerd-Anne hatte mich mit einer dünnen Decke zugedeckt. Ich hatte fast zwei Stunden geschlafen. "Wie war die Probe?", fragte ich schließlich, weil sonst auch niemand etwas sagte. "Joa, passt schon", antwortete Mac und ließ sich neben mich auf die Couch fallen. "Und wie geht es dir?" "Joa, passt schon", wiederholte ich seine Antwort. "Ich meinte das ernst", sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen. "Ich glaube nämlich nicht, dass du aus dem Krankenhaus entlassen wirst und Zack- bist du kerngesund." "So ist das auch nicht! Ich will aber auch nicht jammern, mir ist es wirklich schon schlechter gegangen. Mein Bein tut halt immer noch weh, aber das ist auch kein Wunder und ich bin eben völlig fertig, deswegen schlafe ich auch so viel." "Na geht doch." Mac zwinkerte mir von der Seite zu.
"Sollen wir noch ein wenig nach draußen gehen?", fragte Tinus, der gerade zu uns kam. "Gute Idee, ich brauche noch ein paar Dinge fürs Abendessen, die könnt ihr gleich mitbringen", rief Gerd-Anne dazwischen. Statt unserer üblichen Dorfrunde gingen wir also heute in den kleinen Supermarkt, der gar nicht weit von unserem Haus entfernt war. Allerdings kannten weder Mac und Tinus noch ich mich darin aus, weshalb wir gefühlt Stunden brauchten bis wir alles gefunden hatten was Gerd-Anne uns aufgetragen hatte.
Zuhause versuchte ich, Gerd-Anne beim Kochen zu helfen, was mir allerdings nur teilweise gelang. Ich konnte nicht so lange herumstehen, aber wenn ich mich hinsetzte konnte ich auch nicht mehr besonders viel tun. Im Endeffekt machte sie doch fast alles alleine und ich sah ihr vom Küchentisch aus zu.
"Habt ihr Lust einen Film zu schauen?", fragte Tinus nach dem Essen. "Klar", sagte ich schnell. Eigentlich war ich furchtbar müde und total kaputt, aber ich wollte auch noch nicht schlafen gehen. "Ich muss nochmal weg", sagte Mac entschuldigend und warf Tinus einen vielsagenden Blick zu. Der nickte nur und wandte sich dann an mich. "Gut, dann schauen eben nur wir beide den Film. Irgendwelche Vorschläge?" Ich zuckte die Schultern und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Er suchte irgendeinen Film aus und setzte sich dann dicht neben mich, während ich mein Knie massierte. Seit unserem Ausflug in den Supermarkt tat es mehr weh als sonst und war komischerweise besonders empfindlich für Berührungen.
Den Film hatte ich noch nie gesehen und ehrlich gesagt fand ich ihn langweilig. So dauerte es also nicht besonders lange, bis mir die Augen zufielen.
P.o.V Tinus
Jetzt hatten wir den Film noch nicht mal bis zur Hälfte geschaut und Adri war schon eingeschlafen, gegen mich gelehnt und den Kopf auf meiner Schulter. Ich hatte schon bemerkt, dass sie ziemlich k.o. war seit wir vom Einkaufen zurückgekommen sind und auch, dass sie stärkere Schmerzen als sonst hatte, aber dass sie so schnell einschlafen würde, hatte ich nicht erwartet. Vielleicht lag es auch am Film, ich selbst fand ihn nicht besonders spannend. Es war ein richtiger Mädchenfilm und ich hatte ihn auch nur ausgesucht, weil ich wusste, dass das einer der Lieblingsfilme von Mum war.
Ich schaltete den Fernseher aus und ging an mein Handy. Zehn Nachrichten von Mac und Ben. Sie fragten beide, was mit Andriana lief. Gut, Mac hatte ich es erzählt, dass ich sie gern hatte, sehr gern sogar und dass ich mit ihr alleine war wusste er auch. Ben hatte das alles dann vermutlich von ihm. Kurz überlegte ich, einfach nicht darauf zu reagieren, aber schickte Ben dann doch ein scheinheiliges 'Nichts, wieso?' und Mac ein Foto von uns. Keiner der beiden antwortete, weshalb ich den Fernseher doch wieder anmachte um dann festzustellen, dass nur Schrott lief und ihn wieder auszuschalten.
Eine Weile sah ich einfach nur Adri an. Sie war schon sehr hübsch. Das blasse Gesicht mit den Sommersprossen und den leuchtend grünen Augen, die Haare, die aber wahrscheinlich nicht echt waren, bisher hatte ich mich nur nicht getraut, sie danach zu fragen. Ein bisschen zu dünn war sie vielleicht. Aber wir würden sie schon aufpäppeln, da war ich mir sicher.
Auch ihre Art fand ich einfach faszinierend. Sie war selbstbewusst, auch wenn sie manchmal nicht zu bemerken schien, wie viel sie jemandem bedeutete. Ich mochte, dass sie immer optimistisch blieb und nicht herumjammerte, auch wenn es ihr schlecht ging.
Mein Blick fiel auf ihr Bein, an dem sie immer noch die Schiene und den Gips trug. Sie hatte es wie immer vorsichtig auf der langen Seite der Couch ausgestreckt, sodass ihm nichts passierte und sie so schnell wie möglich wieder normal laufen konnte.
Sie war definitiv eine Kämpferin.
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Heartbeat ~ Marcus and Martinus ff
FanfictionABGESCHLOSSEN Heartbeat- das ist alles, was in Andrianas Leben noch zählt. Trotzdem geht sie auf das Konzert von Marcus& Martinus, um ihre Lieblingssänger endlich persönlich zu treffen. Doch damit setzt sie alles aufs Spiel...