Es dauerte zwei Wochen, bis ich wieder komplett gesund war. Es war schön, endlich wieder alles machen zu dürfen und ich war froh, nicht mehr alleine im Zimmer sein zu müssen. Tinus war nämlich ausquartiert worden, weil Gerd-Anne meinte, dass ein krankes Kind mehr als genug war.
Mit meinem eigenen Zimmer hatte es in der Zeit auch keine Fortschritte gegeben, da ich Gerd-Anne die ganze Zeit auf Trab gehalten hatte. Fast jeden Tag war sie mit mir beim Arzt gewesen. Jetzt hatte ich dafür die Erlaubnis, wieder schwimmen zu gehen, immerhin etwas. Mit der Zeit war es echt schrecklich, immer komplett angezogen den anderen zusehen zu müssen.
Gestern war Gerd-Anne noch in der Stadt gewesen und hatte mir einen Bikini mitgebracht, den ich heute gleich ausprobieren musste.
Am See waren heute zum Glück nicht so viele Leute, denn ein bisschen unangenehm war es mir schon, mit den ganzen Narben nur im Bikini hier rumzulaufen. Kaum hatte ich mein T-Shirt ausgezogen, starrten auch schon die ersten. Und zwar Marcus und Martinus. In meinen Ausschnitt. "Ist was?", fragte ich etwas verwirrt. Noch nie hatten sie mich so angestarrt.
"Ich dachte, das wäre keine große Operation gewesen", stotterte Tinus schließlich. Ich sah an mir herunter und begriff dann auch ganz schnell, was die beiden so starren ließ. Von der OP nach meinem Herzanfall war eine etwa acht Zentimeter große Narbe zurückgeblieben. "Es geht ja auch darum, was gemacht wird und nicht darum, wie groß die Narbe ist", erklärte ich. "Schaut, das war eine große Operation." Ich wies auf meinen Fuß.
So richtig überzeugt schienen die beiden nicht zu sein, aber sie beließen es dabei. Meine Schiene durfte ich zum Schwimmen nicht tragen und so kam es, dass ich das erste Mal ohne irgendetwas ging. Es war ungewohnt und fühlte sich furchtbar wackelig an. Lachend klammerte ich mich an Tinus, bis wir im Wasser waren. Dort konnte ich dann auch alleine gehen, da ich ja viel leichter war.
Das Schwimmen hatte ich nicht verlernt, auch wenn ich anfangs meine Schwierigkeiten hatte, mein Bein ganz normal zu bewegen und das Knie zu beugen, ohne von irgendetwas gestoppt zu werden. Nach einer Weile hatte ich aber auch das raus und wir verbrachten einen wunderbaren Tag am See oder besser gesagt im Wasser.
Es funktionierte so gut, ohne die Schiene zwischen dem See und unserer Picknickdecke hin und her zu laufen, dass ich sie schnell in meine Tasche packte, als Tinus gerade nicht hinsah. Ich war mir sicher, er würde darauf bestehen, dass ich sie anzog, denn in der Hinsicht war er manchmal ein wenig übervorsorglich. Bis zu unserem Haus waren es nur gute zweihundert Meter und das würde ich ja wohl auch noch schaffen.
Tinus bemerkte es nicht mal, als wir Händchenhaltend nach Hause liefen und ich war einfach nur glücklich.So normal wie heute hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt, es war fast wie vor meiner Krankheit.
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Heartbeat ~ Marcus and Martinus ff
FanfictionABGESCHLOSSEN Heartbeat- das ist alles, was in Andrianas Leben noch zählt. Trotzdem geht sie auf das Konzert von Marcus& Martinus, um ihre Lieblingssänger endlich persönlich zu treffen. Doch damit setzt sie alles aufs Spiel...