◇ Chapter 40 ◇

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"Bist du dir sicher, dass du in die Schule gehen willst?" Gerd-Anne sah mich prüfend an. Ich nickte. Ich hatte schon so viel verpasst dieses Jahr, dass ich auf keinen Fall noch länger fehlen wollte. Sie seufzte. "Na gut. Aber wenn es dir nicht gut geht, dann lässt du mich anrufen und ich hole dich, in Ordnung?" Ich nickte erleichtert. "Danke." "Und wir sind ja auch da, ihr wird schon nichts passieren", ergänzte Tinus und umarmte mich von hinten.

Tatsächlich ging es mir gut, viel besser als gestern abend und nicht einmal Alina, die mich sonst ja immer ganz genau unter die Lupe nahm, fiel irgendetwas ungewöhnliches auf. 

Ganz besonders freute ich mich heute auf den Kunstunterricht, es war einfach mein Lieblingsfach und zurzeit mussten wir eine Figur aus Holz schnitzen. Ich war schon sehr weit und die Arbeit mit dem Holz machte mir Spaß. Doch plötzlich rutschte das Schnitzmesser ab und ich schnitt mir in den Finger. Es blutete sofort wie verrückt und nachdem ich meine Figur nicht versauen wollte, warf ich schnell das Messer auf den Tisch und rannte aus dem Raum. 

Auf der Toilette hielt ich meinen Finger so lange unter den Wasserhahn, bis es fast nicht mehr blutete. Dann lehnte ich mich kurz an die Wand und wischte mir mit der Hand über die Augen. Wieso musste sowas immer mir passieren? Vorsichtig betrachtete ich den Schnitt, er war schon ganz schön groß, ich sollte mir wohl bei der Kunstlehrerin ein Pflaster holen.

 Auf einmal fing mein Auge an zu jucken, ich hatte wohl den feinen Holzstaub reinbekommen. Kein Wunder, am meinem T-Shirt hing noch eine ganze Menge davon. Schnell schüttelte ich es aus, wodurch natürlich alles hochgewirbelt wurde und ich Schlaukopf die Hälfte davon inhalierte.

Ich musste husten, aber es fühlte sich diesmal anders an als sonst. Dieses Gefühl hatte ich bisher noch nie gehabt. Ich hustete und hustete und als der Hustenreiz endlich nachließ, hatte ich schon wieder Blut an der Hand. Seltsam. Eigentlich hatte mein Finger schon aufgehört zu bluten. Naja, ich wusch mir nochmal die Hände und ging dann zurück in den Kunstraum, um mir ein Pflaster zu holen.

"Was war das denn?", fragten Mac und Tinus gleichzeitig, als ich mich wieder zu ihnen an den Tisch setzte. "Ich hab mich in den Finger geschnitten und es hat wie verrückt geblutet, das habt ihr doch gesehen", antwortete ich und arbeitete seelenruhig weiter.

"Du bist aber ganz schön blass geworden", stellte Alina fest, als wir nach der letzten Stunde den Schulhof verließen. Wie gesagt, ihr fiel alles auf. "Ich bin nur müde", sagte ich. Davon, dass ich mich allgemein nicht wohl fühlte, sagte ich lieber nichts, denn sie wäre die Erste, die das an Mac und Tinus weitergeben würde. Wahrscheinlich an Mac, denn die beiden verbrachten in den letzten Tagen auffällig viel Zeit miteinander.

》》

"Also heute keine Übungsstunden", rief ich Mac durch den Flur zu, bevor ich in mein Zimmer ging. Nochmal so was wie gestern würde ich zumindest gefühlt nicht überleben. Ich schmiss meine Schulsachen in die Ecke und legte mich aufs Bett. Eigentlich wollte ich mich nur fünf Minuten ausruhen, aber dann war ich auch schon eingeschlafen.

Hektisches Klopfen an der Tür weckte mich. "Adri? Bist du okay? Adri?!?" "Ja, komm rein", murmelte ich verschlafen. "Was machst... hast du geschlafen?" Tinus war verwirrt. "Ja, aus Versehen", antwortete ich und stand auf. "Es... gibt gleich Essen, du sollst nach unten kommen", stotterte er dann. "Danke fürs Wecken", flüsterte ich und gab ihm einen Kuss, bevor ich an ihm vorbei und in die Küche ging. 

"Alles in Ordnung? Ich dachte schon, Tinus tritt gleich deine Tür ein", fragte Gerd-Anne, die dort kochte. "Nein, alles in Ordnung, ich hab ihn nur zuvor nicht gehört, weil ich geschlafen hab", antwortete ich. "Um die Uhrzeit?" Gerd-Anne zog die Augenbrauen hoch. Jap, es war schon nach sechs Uhr und ich hatte über vier Stunden geschlafen. "Ich weiß auch nicht, irgendwie bin ich heute nicht ganz fit", antwortete ich ehrlich. "Wie meinst du das?" "Ich bin einfach so unglaublich müde und kaputt und außerdem..." Schon wieder musste ich husten. Gott, wie mich das nervte! Hilfsbereit klopfte mir Gerd-Anne auf den Rücken, während ich mir die Seele aus dem Leib hustete.  Es dauerte eine kleine Weile, aber dann war es wieder weg, ohne dass Schlimmeres passierte. "Ich wollte eigentlich sagen, dass ich ständig husten muss", beendete ich den Satz. "Was... ist das Blut?" Geschockt zeigte Gerd-Anne auf meine Handfläche, die schon wieder rot war. 

Scheiße, was war bloß mit mir los? 

"Ich werde so schnell wie möglich einen Termin bei Dr. Johansen für dich besorgen", beschloss Gerd-Anne. "Nein, bitte nicht, das wird schon wieder vergehen", bettelte ich und wusch mir schnell das Blut von der Hand. "Keine Widerrede", unterbrach sie mich. "Ausgerechnet mit deiner Vergangenheit wird bei so etwas sofort zum Arzt gegangen."

》》

"Wir könnten heute einen Filmeabend machen", schlug Tinus nach dem Abendessen vor. "Gute Idee, dann lade ich Alina ein", stimmte Mac zu. Das ignorierte ich jetzt einfach mal. Ich war mir sicher, dass es bei Tinus und mir nicht so offensichtlich gewesen war.

Eine halbe Stunde später war Alina hier und Mac, Tinus und ich hatten in der Zwischenzeit eine große Schüssel Popcorn gemacht. "Du hast Glück, dass du die Filme dabeihast, sonst hätten wir schon ohne dich angefangen", sagte Tinus zu Alina und setzte sich neben mich. Er war heute irgendwie aufgedreht und hatte es kaum noch erwarten können, dass Alina endlich kam.

Obwohl ich vorhin so lange geschlafen hatte, war ich schon wieder müde. Den ersten Film hielt ich noch durch, er war auch recht spannend, aber bei dem zweiten war ich schon nach fünf langweiligen Minuten weg.

Als ich aufwachte, war es ruhig. Der Film war also schon aus, aber die anderen unterhielten sich leise. "Ich glaube, zurzeit geht es ihr echt nicht gut", sagte Mac und due anderen stimmten zu. "Ich mache mir wirklich Sorgen um sie", sagte jetzt Tinus. "Was? Mir gehts gut", sagte ich schnell und setzte mich auf. Da spürte ich auf einmal ein leises Plopp in meiner Nase und dann lief auch schon wieder das Blut. 

Fünf Minuten später saß ich völlig erledigt auf der Couch, hatte eine ganze Packung Taschentücher verbraucht und mein weißes T-Shirt mit Blutflecken übersät. "Das war wohl der perfekte Beweis dafür, dass es dir nicht gut geht", stellte Alina gespielt fröhlich fest. Naja, so lustig wie sie tat war es definitiv nicht mehr.

◇ Oh noo, was glaubt ihr was da los ist? ◇

Heartbeat ~ Marcus and Martinus ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt