◇ Chapter 18 ◇

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P.o.V. Andriana

Ich schlief sehr unruhig, träumte wirres Zeug. Im Traum hatte ich Schmerzen, die immer schlimmer wurden und mich stundenlang quälten. Irgendwann gab es einen dumpfen Schlag gegen mein Bein, was mit noch stärkeren Schmerzen verbunden war und ich wachte schreiend auf. Die Schmerzen waren auf einmal alle real und so schlimm wie noch nie und die Tränen liefen mir über die Wangen. 

Plötzlich ging das Licht an und mir gegenüber saß ein entsetzter Tinus. Kurz darauf standen sowohl Mac als auch Gerd-Anne im Zimmer. "Martinus Gunnarsen, was machst du mit deiner Schwester?" Sie war nicht wütend, aber auch nicht gerade begeistert. "Nichts!" Tinus klang ein wenig verzweifelt. "Geht ihr beide mal raus." Ihr Ton duldete keinen Widerspruch und so stand Tinus auf und verließ zusammen mit Mac das Zimmer. "Kann vielleicht einer die Medikamtente bringen?", rief sie noch hinterher, dann wandte sie sich mir zu.

"Was ist denn los?" Sie war richtig besorgt. "Es tut so weh", brachte ich unter Tränen hervor und krallte mich an der Decke fest. "Dein Bein?" Ich nickte. Gerd-Anne schlug die Bettdecke zurück und sah mich dann etwas hilflos an. "Darf ich das denn abmachen?" "Ja, bitte", flüsterte ich. Es fühlte sich so an, als ob mir entweder der Gips oder die Schiene diese extremen Schmerzen zufügen würde. 

Schnell löste sie die Klettverschlüsse des Gipses und nahm ihn ab, was es aber nicht besser machte. Die Bewegung dabei machte es eher noch schlimmer. Dann drehte sie mein Bein, was kaum auszuhalten war. "Ich weiß nicht, wie man das abmacht", sagte sie dann. Blind tastete ich nach den Plastikteilen an der Seite und schob sie nach unten, sodass Gerd-Anne die Schiene abnehmen konnte. Ein wenig besserte das die Schmerzen, aber meine Tränen flossen immer noch unaufhörlich und ich zitterte am ganzen Körper. 

Gerd-Anne krempelte meine Leggings nach oben, sodass sie freie Sicht auf alles hatte, als Tinus mit der Box mit meinen Medikamenten ins Zimmer kam. "Ein Glas Wasser", ordnete Gerd-Anne im Befehlston an und er verschwand wieder. Ich schaffte es schließlich sogar selbst, einen Blick auf mein Bein zu werfen. Man konnte eigentlich nicht viel erkennen, ich hatte nur einen Abdruck vom Gips auf der Haut und mein Knie war etwas gerötet. Äußerlich sprach nichts für so extreme Schmerzen. "Weißt du, woher das kommen könnte?" Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. 

"Wenn Tinus wieder da ist, nimmst du erst mal Schmerztabletten und dann sehen wir morgen weiter, würde ich sagen." Gerd-Anne lächelte mich an, aber ich konnte ihr ansehen, dass ich ihr gerade ziemlich viele Sorgen bereitete. Tinus kam wieder mit dem Wasserglas und ich ließ mir von Gerd-Anne Tabletten geben. "Vielleicht bin ich ja im Schlaf gegen ihr Bein gestoßen", sagte Tinus plötzlich. Gerd-Anne runzelte die Stirn. "Ihr beide solltet die Seiten tauschen, dann kannst du gar nicht mehr an das Bein kommen", schlug sie vor und ich rutschte ein Stück von der Wand weg, wo Tinus sich jetzt hinlegte.

"Musst du das in der Nacht wirklich tragen?" Gerd-Anne deutete auf die Schiene und den Gips, die sie achtlos auf den Boden geworfen hatte. Ich zuckte die Schultern. "Heute auf jeden Fall nicht." "Gut." Sie strich gedankenverloren über die Narben an meinem Bein. "Dann gute Nacht ihr zwei. Wenn nochmal was ist... weck einfach Tinus." Sie schaltete das Licht aus und ging.

"Du kannst einem ganz schön Angst einjagen, weißt du das?", flüsterte Tinus und nahm meine Hand, die immer noch heftig zitterte. "Glaubst du, ich selbst habe keine Angst?", gab ich zurück. "Keine Ahnung. Ich glaube, ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie es wirklich ist." Ich nickte, auch wenn er das im Dunkeln nicht sehen konnte. 

Gerade spürte ich so viel zwischen ihm und mir und ich vertraute ihm so sehr. Ich erzählte ihm etwas, über das ich normalerweise nicht sprach. "Weißt du, jedes Mal, wenn so etwas passiert, egal wie schlimm, dann habe ich Angst, dass es mit mir zuende geht. Ich habe es so oft bei anderen gesehen wie von einer Sekunde auf die andere plötzlich irgendwas passierte und dann waren sie tot. Ich habe Angst, dass dasselbe mit mir auch passiert. Ich will nicht sterben!" Tinus schlang einen Arm um mich und drückte mich vorsichtig. "Ich pass auf dich auf, das verspreche ich dir. Ich hab dich lieb...

Heartbeat ~ Marcus and Martinus ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt