Jetzt hatte ich schon zwei Wochen der Chemotherapie hinter mir und weil heute Samstag war, würden in fünfzehn Minuten Gerd-Anne und Tinus kommen und mich mit nach Hause nehmen. Ich hatte mich schon die ganze Woche darauf gefreut, zuhause zu sein, bei meiner Familie, weg von den ganzen Medikamenten, wegen denen es mir immer so schlecht ging. Es war nicht besser geworden, die Nebenwirkungen waren immer noch so stark, dass ich an den meisten Tagen kaum etwas essen konnte, ohne mich hinterher zu übergeben.
Statt fünfzehn Minuten wartete ich eine Stunde vor dem Krankenhaus und es kamen auch nicht Gerd-Anne und Tinus wie ich gedacht hatte, sondern Kjell-Erik allein. Er sagte irgendwas davon, dass die anderen noch bei einem Termin waren und deshalb nicht kommen konnten, aber ich war schon wieder so müde, dass uch kaum zuhören konnte. Zuhause war niemand und Kjell-Erik musste auch gleich wieder weg.
Ich schleppte mich in mein Zimmer, stellte meine Tasche in eine Ecke und zog mir eine Jogginghose an. Dann legte ich mich hin und innerhalb weniger Minuten schlief ich auch schon tief und fest.
"Oh Gott, Marcus, schau mal wie dünn sie geworden ist!" Im Halbschlaf nahm ich wahr, wie entsetzt Tinus war. "Das sieht nicht gesund aus", bestätigte Mac. Was machten die beiden überhaupt hier? Endlich war ich wach genug, um sie anzusehen.
"Sag mal, bekommst du da nichts zu essen oder warum bist du so dünn geworden?", sagte Mac statt einer Begrüßung. Ich sah an mir herunter und musste feststellen, dass meine Kleider im Schlaf verrutscht waren und man sowohl meine Rippen, als auch die unnatürlich hervorstehenden Hüftknochen sehen konnte. Ich hatte es selbst schon bemerkt, wie abgemagert ich aussah.
"Doch, ich bekomme natürlich was zu essen." Ich musste grinsen. "Nur kann ich oft nichts essen, weil mir so schlecht ist oder wenn ich mich dann doch mal dazu zwinge kann ich es meistens nicht bei mir behalten." Ich zuckte die Schultern und stand auf. "Dafür kann ich ja jetzt am Wochenende umso mehr essen."
Ich ging nach unten, um auch Emma und Gerd-Anne zu begrüßen. Die zwang mich gleich, etwas zu essen, anscheinend hatte ich das Mittagessen verschlafen. Sie hatte extra gekocht und ich aß auch brav alles auf. Erleichtert stellte ich danach fest, dass ich seit fast einer Woche überhaupt keine Übelkeit nach dem Essen verspürte.
Am Nachmittag überredeten Mac und Tinus mich, dass ich mit ihnen Fußball spielte. Ich spielte zwar eigentlich gern Fußball, nur leider war ich zurzeit überhaupt nicht fit.
Es war trotzdem ganz lustig, denn am Sportplatz trafen wir auf die Freunde von Mac und Tinus, die noch ein paar Mädchen dabei hatten. Ich war nicht mal die Schlechteste und am Ende gewann sogar meine Mannschaft. Das Spiel hatte mir gutgetan, ich fühlte mich befreit und normaler als zuvor, glücklicher.
Die Freude wurde allerding gedämpft, als wir wieder zuhause waren. Ich wollte duschen gehen und bemerkte, als ich meinen Zopf aufmachte, dass im Haargummi eine ganze Menge Haare hängen geblieben war. Ich ignorierte es einfach, doch als ich mir danach die nassen Haare kämmen wollte, konnte ich es nicht mehr leugnen. Von Anfang an hatte ich Angst davor gehabt, wieder meine Haare zu verlieren. Und ich hatte nicht gedacht, dass es diesmal so schnell gehen würde.
Ich presste eine Hand auf den Mund, um nicht laut loszuschreien. Ich fühlte so viel auf einmal, konnte gar nicht mehr klar denken. Die Bürste, in der so viele meiner Haare hängen geblieben waren fiel mir aus der Hand und ich sank langsam zu Boden, während mir kleine Tränenbäche über die Wangen liefen.
Ich weiß nicht, wie lange ich schon weinend da gesessen hatte, als Tinus sich zu mir setzte und mich in den Arm nahm. "Was ist los?", fragte er leise, als ich mich nach ein paar Minuten etwas beruhigt hatte. "Meine Haare", brachte ich schließlich heraus und deutete auf die Bürste. "Oh nein!" Tinus drückte mich fest und so lange, bis ich endlich aufhören konnte, zu weinen.
Dann war es schon Abends, wir gingen zusammen zu Bett und ich genoss seine warmen und beruhigenden Küsse.
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Heartbeat ~ Marcus and Martinus ff
FanfictionABGESCHLOSSEN Heartbeat- das ist alles, was in Andrianas Leben noch zählt. Trotzdem geht sie auf das Konzert von Marcus& Martinus, um ihre Lieblingssänger endlich persönlich zu treffen. Doch damit setzt sie alles aufs Spiel...