Meine Hand, die den Hörer hielt, zitterte ein wenig, während Dr. Johansen eine kurze Pause machte und dann weitersprach. "Der Krebs ist zurück. Diesmal in der Lunge. Du hast Glück, wir haben ihn sehr früh entdeckt und ich würde dir raten, gleich nächste Woche mit der Chemotherapie zu beginnen. Wann hast du denn Zeit?" Er sagte das so, als ob er mich um ein Treffen zum Kaffee fragte und nicht so, als ob der ganze Horror wieder von vorne beginnen würde.
"Ist mir egal", flüsterte ich. "Chemotherapie ist immer schlecht." "Ich trage dich für Montagmorgen um 10 Uhr ein. Du wirst dann bis Freitag hier bleiben, die nächste Woche kannst du ganz normal zur Schule gehen und so weiter. Falls du noch irgendwelche Fragen hast, stell sie einfach am Montag, aber du kennst das alles ja schon." Dann legte er einfach auf. Ja, ich kannte das alles schon und ich wusste, wie schrecklich es war.
Ich ließ den Hörer sinken und musste mich beherrschen, um das Telefon nicht durchs ganze Zimmer zu werfen. Wieso ich? Und wieso ein zweites Mal ich? Konnte es nicht jemand anderen treffen? Ich wusste nicht, ob mein Körper die Chemo gleich nochmal ertrug, ob es nicht irgendwann zu viel war. Wie viel konnte ich noch aushalten?
Schon beim Gedanken an die bevorstehenden Prozeduren wurde mir ganz schlecht und ich spürte die Angst in meinem Rücken. Ich nahm das Telefon und legte es leise hinaus in den Flur, dann ließ ich mich auf mein Bett sinken. Ich hatte schon vermutet, dass ich nichts Harmloses hatte, aber trotzdem hatte mich diese Nachricht wie ein Blitzschlag getroffen.
Wie würden Tinus und meine Familie damit klarkommen? Ich musste es ihnen irgendwann sagen, sehr bald sogar, aber im Moment hatte ich nicht den Mut dazu, zu ihnen zu gehen und diese Worte auszusprechen.
Es kam mir vor, als wären Stunden vergangen, als Tinus ohne anzuklopfen in mein Zimmer kam und sich zu mir legte. "Hey, was ist denn los? Du zitterst am ganzen Körper." Liebevoll strich er mir die Haare aus dem Gesicht und deckte mich zu. "Wer hat dich angerufen? Mum wollte es uns nicht sagen." Er nahm meine Hand und drückte sie fest.
"Dr. Johansen", sagte ich leise. "Er hat zwei Tests ausgewertet und die sind eindeutig." "Oh nein. Ist es schlimm?" Aus dem Augenwinkel sah ich seine braunen Augen, die mich sorgenvoll musterten. Ich nickte und schwieg. Ich konnte es einfach nicht aussprechen. "Dasselbe wieder?" Ich nickte. "In der Lunge. Am Montag muss ich zur Chemotherapie. Bis Freitag. Und das alle zwei Wochen." "Du schaffst das. Du hast es letztes Mal geschafft und du wirst es wieder schaffen, da bin ich mir sicher." Er drückte mir einen Kuss auf die Wange. Allerdings war mir die Unsicherheit in seiner Stimme nicht entgangen.
"Da bin ich mir nicht so sicher", entgegnete ich. Plötzlich schossen mir die Tränen in die Augen und ich begann zu weinen. "Mann Tinus, ich will nicht sterben." "Ich will auch nicht, dass du stirbst. Ich brauche dich, ich liebe dich, Adri." Tinus' Augen glänzten verdächtig. "Du hast noch zwei Tage, an denen es dir mit hoher Wahrscheinlichkeit gut gehen wird und die sollten wir nutzen. Was willst du machen?"
"Wie meinst du das?" "Du darfst dir was aussuchen, irgendeinen Ausflug oder so, was auch immer du machen willst, ich werde das mit dir machen." "Du bist so süß. Danke." Trotz der Tränen musste ich lächeln. Ich liebte diesen Jungen einfach so sehr...
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Heartbeat ~ Marcus and Martinus ff
FanfictionABGESCHLOSSEN Heartbeat- das ist alles, was in Andrianas Leben noch zählt. Trotzdem geht sie auf das Konzert von Marcus& Martinus, um ihre Lieblingssänger endlich persönlich zu treffen. Doch damit setzt sie alles aufs Spiel...