Kapitel 20

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Erzähler Sicht

Sie schlief, tief und fest, zu fest.
Versucht zu entkommen, den gräßlichen träumen, die sie einer nach dem anderen verfolgt.

"Jennifer, darf ich dir vorstellen, das ist dein kleiner Bruder."
Das lächeln meines Vaters war ehrlich. Es war wirklich einmal ehrlich, weshalb ich auch zu lächeln begann.
"Sein Name ist Jayson"
Sein Blick auf das kleine Bündel in seinen Armen gerichtet, strahlt so viel Liebe aus.
"Darf ich ihn auch Mal halten." Ich Strecke vorsichtig meine Finger entgegen doch er zog ihn vor mir weg.
"Nicht jetzt, er braucht ruhe." Meint er nur Harsch.
"Wo ist Mama."
"Sie schläft noch."

Schöne Momente vermischen sich mit den schrecklichen und lassen das Mädchen sich im Bette winden und wimmern.

"Hör auf!
Hör bitte einfach auf."
Meine Schreie waren schrill, als er erneut zum Schlag ausholt und statt die Wange meiner Mama, mich traf.
"Du sollst nicht so Vorlaut sein!"
Brüllt er mich an und schwankt dann gemächlich davon.
Meine Mama schluchzte unaufhörlich, ich wusste nicht mehr was ich tun konnte. Als Blicke sich in meinen Rücken bohren, drehe ich mich zu ihnen um. Mein kleiner Bruder stand im Türrahmen, Tränen rannen ihm seine Wange hinab, vermischt mit ein wenig rotze.
"Bring ihn in dein Zimmer und bleibt da. Bitte." Flehte meine Mutter.
"Ich will nicht das ihr mich so seht."
Ich tat was sie mir sagt, denn auch meine Augen wurden glasig.

Schmerz ist nicht immer gleich, doch er verbindet die Menschen die niemanden mehr haben.
Weitere Erinnerungen strömen in den Geist des Mädchens und ließen diese Nacht endlos erscheinen.

"Jay renn nicht so schnell." Doch er hört nicht.
"JAY!" Doch selbst jetzt reagiert er nicht.
"Verdammt, wir können darüber reden!"
"Worüber willst du verdammt noch Mal reden! Was ein Arsch unser Vater doch ist, oder was?."
Schreit er zurück ohne sich dabei umzudrehen.
Für einen 5 jährigen war er verdammt schnell und woher kannte er bitte diese Ausdrücke?
Als ich ihn dann doch langsam einhole zog ich ihn in eine feste Umarmung.
"Was ein Idiot er auch sein mag, wie sehr wir ihn auch hassen, er ist unser Vater und je mehr wir uns dagegen sträuben desto schwerer macht er es uns."
Jay lief ein Bach Tränen aus den Augen.
"Er soll Mama aber nicht weh tun." Haucht er.
"Ich weiß." Flüstere ich in seinen genauso schwarzen Haarschopf.
"Wir sollten heim bevor es nur mehr Probleme gibt."
Er nickt nur teilnahmslos. Er war noch so jung, aber so kaputt.
Ich nahm ihn an die hand und führte ihn Nachhause, ich werde immer auf ihn acht geben.

Selbst als Tränen ihr Gesicht verklebten schafft es die Gestalt nicht aufzuwachen. Sie kugelt sich nur noch unruhiger in ihrem Bett herum.
Sie wollte ihn beschützen und scheiterte dabei kläglich.
Gewissensbisse, die waren das harmloseste, diese konnte sie noch unterdrücken. Doch Albträume wie diese es waren, vor denen gab es keinen Ausweg.
Eine erneute Erinnerung ploppt vor ihren inneren Augen auf, die letzte mit ihrer Familie aber sogleich auch die schlimmste.

"Wo ist er!"
Seine kalten blauen Augen bohren sich in ihre, doch sie würde sich nicht klein kriegen lassen.
Das schwarze Haar auf seinen Kopf steht in alle Berge ab. Ein leichter Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn.
Seine Augen waren glasig, er war eindeutig besoffen, auch das lallen bestärkt nur meine Vermutung.
Er griff grob nach meinen Handgelenken, doch ich weiche noch rechtzeitig zurück.
"Du kleines Miststück sollst auf mich hören!"
Das Laute klatschen bekam ich kaum noch mit, ich war zu paralysiert von dem schlag selbst. Mein Gesicht flog zur Seite.
Tränen des schocks und des Schmerzes hinterließen eine feuchte Spur auf meinem Gesicht.
Er war lange nicht mehr so aufgebracht.
"Wo. Ist. Er!" Presst er wutentbrannt hervor."
"Ich bin hier !"
Jay krabbelt aus seinem Versteck hervor.
"Wehe du schlägst sie nochmal!" Er war noch so jung, doch dennoch Opfert er sich gerade selber.
Bevor mein Vater zu Wort kam öffnet sich die Haustür.
"Mama, Mama! Papa dreht durch." Schrie ich voller Panik.
Die sonst so starke Frau, schaut mich aus ihren hellen braunen Augen, die schon einem orange ähnelten, geschockt an.
"Nimm deinen Bruder und geh!" Ich glaube sie wollte stark wirken, sie wollte es für uns, doch das Zittern ihrer Glieder spiegelt nur wieder wie machtlos sie war. Sie war genauso machtlos wie wir alle.
Ich wollte gerade nach meinen Bruder schnappen doch er entzog sich meiner hand und rannte voller entschlossenheit zwischen Mama und ihn.
Dann ging alles ganz schnell.
All die schönen Momente würde in Vergessenheit geraten, all das was ich für ihn tun wollte würde ich nie tun können.
Er packte beide am Arm und zog sie in Richtung des Wagens. Ich war erstarrt, ich war gerade Mal elf Jahre alt, was hätte ich denn tun können. Versucht ich mein Gewissen zu stillen. Ich wollte was tun, aber ich war machtlos.

Keiner der im Auto gesessenen Passagiere überlebte diesen Vorfall und auch das Mädchen starb innerlich weitere tausend Tode. Sie hat nun wirklich alles verloren, das dachte sie zumindest. Und trotz das alles grau und leblos in ihr erschien, gab es noch ihn.
Ihre Rettung. Ihre Sonne. Die einzige Person die ihr wirklich zu helfen wusste und der sie je verstanden hatte und genau er machte sie zu der Person die sie heute war.

Endlich schafft sie es wach zu werden, doch es war gerade einmal zwei Uhr dreißig in der Nacht. Da entschloss sie sich aus einem impuls
Heraus sich dem Jungen im anderen Raum zu gesellen.
Als sie den Raum betritt war es Stock-finster, nur wage sah sie die Bewegungen die von ihm aus gingen. Dennoch tappt sie vorsichtig an sein Bett heran und legt sich zu ihm. Sie wollte sich ihm nicht gleich an den Hals schmeißen weshalb sie etwas Platz zwischen ihm und ihr ließ.
Luke selber bemerkt die plötzliche Wärme und den Geruch der von ihr ausging sofort. Er war sofort betört und zog sie an sich heran, ein Arm um ihren Bauch geschlungen. Das er das nur im Halbschlaf tat war ihm Natürlich nicht bewusst, doch Jenny schien das alles andere als zu stören da sie sich umso mehr an ihn schmiegt und ein leises "danke" flüstert. Langsam schlossen sich auch ihre Augen wieder und diesmal sah ihre Traumwelt ganz anders aus.

The shine of Hope (Wattys2019)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt