Kapitel 11

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Bitte nicht.

Ich schluckte die Galle die mir in dem Moment, in dem ich ihn sah, runter.

Harry.

Dicht gefolgt von Isaac und Nic. Mein Herzschlag beschleunigte sich binnen Sekunden und das Andrenalin verteilte sich bis in die kleinsten Ecken meines Körpers. Schnell drehte ich mich mit dem Rücken in Richtung Tür, sodass sie mein Gesicht nicht sehen konnten. Der Abend hatte so gut begonnen, wieso mussten dann Harry und die Anderen plötzlich auftauchen?

"Weißt du was?" Ich legte den Becher wieder zurück und stellte die Red Bull Dose daneben.

"Ich nehm einfach die Flasche."

Jason sah mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen misstrauisch an und stütze sich mit der Hüfte an der Marmorplatte ab.

"Bist du sicher?"

Wieder nippte er an seinem Getränk und leckte sich danach über die rosanen schmalen Lippen. Nein, es war eine schlechte Idee, aber wie sonst könnte ich den heutigen Abend überleben? Genau, garnicht. Vielleicht würde der Alkohol ja meine Probleme und Sorgen für diesen Abend verschwinden lassen, einen Versuch war es aufjedenfall wert.

Gelassen zuckte ich mit den Schultern und nahm den ersten Schluck aus der dunkelblauen Flasche. Der Alkohol hinterließ ein unangenehmes brennen in meiner Kehle. Bäh. Ich wartete einen Moment bis ich mir die Flasche ein zweites Mal an die Lippen setzte, beim zweiten Mal schmeckte es noch scheußlicher.

Nach dem ich unzählige Mal die Flasche wieder und wieder an meinen Mund gehoben hatte, nahm Jason mir die Flasche ab und stellte sie zurück. Ich schmollte und versuchte nach ihr zu greifen, verlor jedoch mein Gleichgewicht und fiel auf Jason, welcher mich an der Hüfte packte und wieder gerade hinstellte. Erst jetzt fiel mir auf wie groß und stark er doch war, er war mindestens 190 cm groß und das Muscle-Top das er trug, betonte seine Armmuskeln, aber niemals war er so stark wie Harry. Bei dem Gedanken an ihn schüttelte ich hastig meinen Kopf und versuchte ihn somit aus meinem Gedächtnis zu drängen.

"Sorry" murmelte ich und suchte halt an der Kochinsel. Ich wusste nicht mehr wieviele Schlücke ich getrunken hatte, aber es waren auf jedenfall genug gewesen, um mir das aufrechtstehen schwer zu machen.

"Lass uns wieder zu den Anderen gehen." Schlug er vor und hielt mir seine Hand hin.

Ich nickte und griff nach ihr, wenige Sekunden später fühlte ich wie das kühle Metall seiner Ringe meine warme Hand umschloss. Er zog mich mit sich durch die Menschenmenge, ich stieß einige Male mit Personen zusammen die ich nicht kannte und die mir dann finstere Blicke zuwarfen. Ich lallte jedes mal ein flüchtiges "Sorry" und verstärkte meinen Griff um Jasons Hand.

Als wir endlich an der Niesche im Wohnbereich ankamen, lies ich mich direkt in den Ledersessel sinken. Plötzlich fuhren zwei Händ über die Außenseite meines Oberschenkels, sofort schrak ich nach oben und schaute auf einen lachenden Jason herunter, der im Sessel saß und sich die Hand auf den Bauch hob. Kleine Fältchen bildeten sich über seinen Wangen neben den Augen während er belustig lachte. Ich stimmte mit ein und setzte mich wieder auf den Sessel, diesemal aber nur auf die Lehne.

Wir Unterhielten uns noch eine Weile über die verschiedensten Sachen, er erzählte, dass er in einer Studentenverbindung ganz in der Nähe wohnte und über die Ferien zu seiner Familie nach Kalifornien gehen würde, was sich so ziemlich auf der anderen Seite von Amerika befand. Er gestand ebenfalls wie sehr er den Schnee liebte und den Winter lieber hier in Philadelphia verbringen würde, weil es ja bekanntlich in Kalifornien nicht schneite. Wir lachten über die Menschen auf der Party, die vor lauter Alkohol ihre ganzen Hemmungen verloren und wild umhertanzten oder mit Edding bekritzelt durch die Gegend sprangen. Meine Gedanken wirkten aufeinmal Schwerelos und all meine schweren Gedanken und Probleme wurden in meinen Hinterkopf gedrängt. Es war das erste Mal seid langem, dass ich mir über nichts Sorgen machte und wieder einigermaßen Glücklich war.

Undead | H.S. (ON HOLD!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt