Kapitel 39

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Zeitsprung 2 Monate

„Wo ist mein Taschenrechner?" Ich wühlte durch die vielen Schulunterlagen, die ich auf der Küchentheke verstreut hatte, in der Hoffnung, irgendwo meinen Taschenrechner zu finden. Meine Tasche baumelte an meinem Arm, mein Handy in der einen und eine Tasse Kaffee in der Anderen. Angespannt stellte ich die leere Tasse auf der Theke ab und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Dann warf ich einen Blick auf meine neue Armbanduhr, die Harry mir letzte Woche geschenkt hatte. 7:46 Uhr. Um 8:00 Uhr würden die Abschlussprüfung anfangen. Ich stöhnte auf. „Leute!"

Harry, Isaac und Nic schauten auf. Harry hatte ein Magazin vor sich aufgeschlagen und Isaac und Nic tranken rote Flüssigkeit aus Beuteln.

„In deiner Hand." Harry bedeutete mit seinem Zeigefinger darauf.

Verwirrt schaute ich auf meine Hand, in der ich tatsächlich meinen Taschenrechner hielt. Ich warf ihn in meine Tasche und begann die Taschen an meiner Jacke und Hose zu betasten. „Und mein Handy und meine Autoschlüssel?"

„In der Tasche." Meinte Harry.

„Bist du sicher?"

„Ja." Sagte er, lächelte dabei verschmitzt.

„Was?" Fragte ich etwas zu spitz. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt, denn ich hatte mich die letzten paar Tage nur noch mit Koffein vollgedröhnt und so gut es ging schlaf vermieden, um zu lernen.

„Du bist am Arsch." Lächelte er, erhob sich von seinem Stuhl und kam auf mich zu.

„Ach was." Ich band mein fettiges Haar zu einem unordentlichen Dutt zusammen und wollte gerade einen weiteren Schluck Kaffee nehmen als ich bemerkte, dass die Tasse leer war. „Kaffee." Bat ich und hielt Isaac die Tasse hin. Er schenkte mir ein und ich leerte die braune Brühe in einem Zug. Harry stellte sich vor mich, nahm mir die Tasse aus der Hand und nahm mein Gesicht in seine großen Hände. „Hey. Atme einmal tief durch."

„Ich hab keine Zeit Harry." Ich nahm seine Hände von meinem Gesicht und warf mir meine Jacke über. Er trat einen Schritt zurück und räusperte sich, wahrscheinlich um ein Kichern zu unterdrücken.

Ich hatte gerade meine Tasche geschultert und war auf dem Weg zur Tür als mich Harry zurückhielt. „Willst du wirklich im Bademantel raus?"

„Was?!" Verwirrt und gestresst zugleich wirbelte ich herum. Wenn das ein blöder Scherz war, hatte ich wirklich keine Zeit und keinen Nerv dafür. Harry zeigte auf mich und ich schaute an mir runter. Statt meinem beigen Trenchcoat trug ich einen rosanen Bademantel. Schnell schälte ich mich aus ihm heraus und schlüpfe in meinen Trenchcoat.

„Du weißt, dass wir dir einen Einser Schulabschluss auch so besorgen können, oder?" Sagte Nic. Er meinte damit, dass sie die Lehrer manipulieren könnten und mir somit ohne großes Tamtam einen Schulabschluss gewähren könnten.

Ich nahm meine Autoschlüssel aus meiner Tasche und schulterte diese. „Wie ich Harry schon erklärt hab; ich will dass für mich machen." Wieder wollte ich gerade durch die Tür verschwinden als mich erneut jemand zurück hielt.

Stacy tauchte im Türrahmen auf. Ihr Haar war zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden und anders wie bei mir, zeichneten sich unter irreren Augen keine dunklen Schatten ab. „Kann ich mit fahren?"

Ich hatte keine besondere Lust dazu, jetzt einen Streit oder sonst irgendwas anzufangen weshalb ich stumm nickte und endlich meinen Weg zu meinem Auto machte.

-

„Noch zehn Minuten." Verkündete Mrs. Campbelle, eine streng angezogene und klein wüchsige Frau, welche für die Matheprüfung heute die Aufsicht führte. Ich kaute auf meinem Bleistift herum und lies meinen Blick durch den Raum wandern. Er blieb an Stacy hängen, welche - wie es den Anschein machte - ihre Stifte neu sortierte. Ich fragte mich immer noch, weshalb sie nun plötzlich wieder bei den Jungs wohnte. Ich war mir nicht wirklich im Klaren was ich davon denken sollte. Wenn ich ihren Worten glauben schenkte, war es nicht wegen Harry. Wegen Isaac oder Nic? Oder einfach nur, um mir auf die nerven zu gehen? Immer wieder hatte sie an Harry gerichtete Bemerkungen gemacht, die Jeder außer mir verstanden. Nachdem ich Harry darüber gefragt hatte, hatte er nur den Kopf geschüttelt und mir gesagt; Stacy wolle ihn nur provozieren und dass sie keine Ahnung hatte, wovon sie da sprach. Auch wenn es mir lieber wäre, wenn sie nicht bei uns wohnen würde, konnte ich sie ja schlecht weg schicken, schließlich hatte sie uns ja geholfen.

„Legen Sie nun bitte alle ihre Stifte beiseite und legen sie die Prüfung an mein Pult."

Ich betrachtete noch einmal meine Prüfung. Ich hatte jede Aufgabe gelöst, hoffentlich auch fehlerfrei. Ich legte meine Prüfung auf den Stapel und stapfte erlöst aus dem Klassenzimmer. Die Prüfungen waren vorbei und ich müsste mir bis zum College keine Gedanken mehr über die Schule machen. Erleichtert zog ich die frische Luft ein als ich den Schülerparkplatz betrat und auf mein Auto zusteuerte. Ich blieb stehen und verlangsamte meine Schritte als ich eine blonde Gestallt entdeckte, welche an meinem Auto lehnte.

„Isaac?" Fragte ich.

Die Person drehte sich um, sichtlich erfreut mich zu sehen. Mein Mund formte sich zu einem O.

„Hi Hope."

„Jason?" Unsicher machte ich einen Schritt auf ihn zu, doch als er seine Arme ausbreitete, umarmte ich ihn ohne zu Zögern. Der vertraute Duft nach ihm stieg mir in die Nase. „Was machst du hier?" Fragte ich nachdem wir uns aus der Umarmung gelöst hatten. „Ach, ich war in der Gegend." Er vergrub seine Hände in seiner Jeansjacke und kniff die Augen zusammen, da die Sonne so stark schien. „Wie geht's dir?"

„Die Abschlussprüfungen sind vorbei, also super. Und dir?"

„Gut." Er schenkte mir ein Lächeln, welches ich erwiderte. „Hör zu Hope. Ich muss los, aber ich ruf dich an okay?"

„Okay." Sagte ich nickend. Er schenkte mir noch ein letztes lächeln, ehe er zwischen den Autos verschwand. Ich stand noch eine Weile so da und lies mich von der warmen Sonne wärmen. Ich hatte den Griff der Tür mit meiner Hand umschlugen als ich durch die verdunkelten Scheibe meines Autos, eine Gestallt erkannte, die auf dem Rücksitz meines Autos kauerte. Erschrocken wich ich zurück. Mein Herz pochte laut in meiner Brust und ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Vorsichtig trat ich erneut an mein Auto, bei genauerem Hinsehen erkannte ich lockiges, zerzaustes Haar. Harry?

Ich riss die Tür auf.

Undead | H.S. (ON HOLD!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt