Kapitel 15

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Noch bevor Emily weiter reden konnte, hob ich meine Hand und unterbrach sie.

"Warte. Warte. Thayer?"

Sie nickte, dabei strahlten ihre Augen noch breiter.

"Ich hab ihn am Wochenende kennengelernt." erzählte sie. "Er ist mit Christina befreundet, sie sind alte Freunde oder so, ach was weiß ich. Aufjedenfall ist er total nett und schlecht sieht er auch nicht aus."

Zum Glück klingelte in diesem Moment die Pausen Glocke, sodass ich ihr nicht Antworten musste. Ich hatte ehrlich gesagt auch keinen blassen Schimmer was ich hätte antworten sollen.

Ich griff nach meiner Tasche, winkte ihr zum Abschied zu und machte mich dann auf den Weg zum Englischkurs, zuvor hielt ich noch am meinem Spind, um meine Bücher zu holen.

Der Gang war überfüllt mit Schülern, die auf dem Weg zu ihren jeweiligen Kursen waren. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es endlich geschafft und war an meinem Spind angelangt, was dort auf mich wartete, erfreute mich jedoch nur wenig.

Harry hatte seine Hände in der Hosentasche vergraben und stand gegen meinen Spind gelehnt da. Seine Haare waren durcheinander und er trug ein, meiner Meinung nach für diese Jahreszeit unpassendes, schwarzes T-Shirt, welches freie Sicht auf seine von Tattoos bedeckten Arme gab. Sein Blick war auf die Menge gerichtet, als würde er nach jemandem Ausschau halten.

Am liebsten wäre ich umgekehrt und einfach in den Unterricht gegangen, aber ich brauchte mein Buch und meine Aufschriebe. Also räusperte ich mich und fing an neben ihm an dem Zahlenschloss meines Spindes zu drehen.

"Hey." Sein Blick löste sich von der Menge, so als hätte er gefunden, wonach er gesucht hatte.

"Was willst du hier?" fragte ich, sichtlich genervt.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und spielte mit dem Piercing an seiner Lippe. "Darf man nicht herkommen um eine Freundin zu sehen?"

Ich hob den Hebel des Spindes und die Tür flog mit einem quietschen auf. "Wir sind keine Freunde."

"Ouch."

Die Spind Tür flog laut ins Schloss, übertönte aber kaum den Lärm der anderen Schüler. Auf dem Absatz machte ich kehrt und wollte gerade gehen, da packte mich Harry am Arm und hielt mich zurück. Rasch entzog ich mich seinem Griff, drehte mich um und straffte die Schultern. Es jagte mir immer noch, jedes Mal eine Gänsehaut über den Körper, wenn er mich berührte.

"Ich wollte mich einfach nochmal entschuldigen."

Aus irgendeinem Grund rührte es mich, das er sich so oft bei mir entschuldigte. Es schien so, wie wenn es ihm wichtig wäre, dass ich wüsste, dass es ihm leid tat. Eine Weile standen wir einfach nur da und schauten uns unterdessen in die Augen. Ich lächelte schief, was er ebenfalls erwiderte.

"Harry?" eine nur allzu bekannte Mädchenstimme ertönte hinter mir und als ich mich umdrehte, erkannte ich Stacy, die auf ihren 15 cm Pumps auf uns zugelaufen kam. Als sie bei Harry angelangt war, schmiss sie sich sofort ihm um den Hals und presste ihre mit Lipgloss vollgeschmierten Lippen auf seine. Harry schien das nichts auszumachen, denn er erwiderte den Kuss ohne zu zögern.

Ich fühlte mich total Unbehagen und auf irgendeiner unerklärlichen Weise, verarscht. Harry gab mir zurzeit immer wieder das Gefühl, dass ich ihm etwas bedeutete oder das er wenigstens Gefühle für mich hatte, doch anscheinend ja doch nicht. Dann erinnerte ich mich wieder an Isaacs Worte. Er spielte nur mit Stacy. Wenigstes war ich nicht die Einzige, mit der er spielte.

Die Flure waren nun leer, nur noch Harry, Stacy und Ich waren hier. Ich presste mein Buch fest gegen die Brust und ging dann in Richtung Englischraum, kurz bevor ich um die Ecke bog, rief mir Stacy noch ein provozierendes "Tschüssi" zu. Wenn ich nicht spät dran wäre, hätte ich ihr am liebsten mein Buch ins Gesicht geworfen.

Undead | H.S. (ON HOLD!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt