Kapitel #43 - Tiefes Schwarzes Loch

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Ich saß allein in dem kleinen Sprechzimmer des Arztes und hatte das Gefühl, dass die Zeit überhaupt nicht verging. Immer wieder glitt mein Blick auf mein Handy, nur um zusehen das noch nicht ein Mal 2 Minuten vergangen waren. Seufzend schloss ich für einen Moment die Augen, ließ meinen Gedanken freien Lauf. Sofort machte sich wieder die Angst in mir breit. Die Angst davor, dass Justin mich verlassen würde. Aber anstatt langsam und kläglich an diesen Gefühlen zu ersticken beschloss ich, mich an die Hoffnung zu klammern. Diese Schlaftherapie musste einfach helfen. Und hoffentlich würde danach alles wieder gut werden.

Die Tür öffnete sich und die Schwester betrat das Zimmer. "Oh, ich hatte Sie hier gar nicht erwartet. Entschuldigen Sie die Störung.", murmelte sie und wollte gerade wieder gehen. "Nein, bitte bleiben Sie.", sagte ich schnell. Zögernd drehte sie sich wieder zu mir, schloss die noch geöffnete Tür hinter sich und lief dann ein paar Schritte auf mich zu. "Wieso sind Sie nicht bei Ihrem Partner?". Ich senkte meinen Kopf, blickte auf meine verschränkten Finger. Diese Frage machte mich traurig, weil ich sie mir selbst nicht mal richtig beantworten konnte. "Er wollte allein gehen.", erklärte ich wahrheitsgemäß.

Sie nickte zaghaft und ließ sich dann auf den freien Platz neben mich fallen. "Ist alles okay mit Ihnen?", unterbrach sie die kurze Stille. Schnell nickte ich, zwang mir ein Lächeln auf. "Ja, es geht schon. Ich habe nur etwas Angst, dass die Therapie nicht hilft.". Ihr Blick war sanft, als sich unsere Augen trafen. In ihnen lag Mitgefühl, fast Mitleid. Aber genau das wollte ich nicht. Ich wollte verdammt nochmal kein Mitleid. Von niemandem. Ich war stark genug, um das durchzustehen. "Es wird alles gut. Der Doktor weiß genau was er tut. Sie müssen keine Angst haben.", versuchte sie mich zu beruhigen. Äußerlich versuchte ich ihr zu zeigen, dass ich ihren Worten Glauben schenkte, aber innerlich wusste ich das nichts gut werden würde.

"Ich muss jetzt leider wieder gehen, es sind noch einige Patienten, die auf Ihre Behandlung vorbereitet werden müssen. Falls irgendwas ist, oder Sie irgendeine Frage haben, dann finden Sie mich im Warte- oder Eingangsbereich", erklärte sie, bevor sie aufstand und den Raum kurz darauf verließ. Stille umhüllte mich, was mich schlucken ließ. Inzwischen hasste ich es allein zu sein. Jedes Mal befürchtete ich, Justin's Mutter würde wieder auftauchen und mich erneut in ein tiefes schwarzes Loch werfen. Aber nichts passierte. Justin's Mutter tauchte zu meinem Glück nicht auf.

Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür erneut. Justin kam gefolgt von dem Arzt in den Raum und beide ließen sich auf ihre Plätze fallen. Mein Blick war starr auf Justin gerichtet, doch er hielt es nicht für nötig mich auch nur eine Sekunde zu beachten. Er konzentrierte sich voll und ganz auf den Arzt, der sich jedoch mir zuwandte. "Ms. Collins, wir konnten die Behandlung erfolgreich durchführen und die Chancen stehen sehr gut, dass sie ihre erhoffte Wirkung zeigen wird. Um Ihnen noch ein Mal kurz alles zu erklären, Mr. Bieber musste sich lediglich seiner Vergangenheit stellen. Wie er mir im Vorfeld berichtet hatte, gab es einige weniger erfreuliche Vorfälle mit seiner Mutter. Mit Hilfe dieser Therapie hoffen wir, sein Trauma erfolgreich beseitigt zu haben.".

Ich nickte kurz, um ihm zu zeigen, dass ich alles verstanden hatte. Nach ein paar Minuten standen Justin und ich auf, bedankten uns beim Arzt und verabschiedeten uns von ihm. Schweigend verließen wir die Praxis und machten uns auf den Weg zurück zum Hotel. "Wollen wir noch etwas essen, bevor wir aufs Zimmer gehen?", fragte ich, da ich hoffte noch etwas mit ihm unternehmen zu können. Doch er machte mir natürlich einen Strich durch die Rechnung. "Ich hab keinen Hunger", murmelte er, steuerte direkt auf den Aufzug zu. Seufzend folgte ich ihm nach oben in unser Hotelzimmer.

Ohne ein weiteres Wort fing er an seinen Koffer zu packen, während ich ihm schweigend zusah. Er schien total abwesend, nachdenklich, unnahbar. Als er bemerkte, wie ich ihn beobachtete, hielt er in seiner Bewegung inne. "Was ist?", zischte er. "Ich find es traurig, wie du dich mir gegenüber verhältst", erklärte ich. Justin schnaubte verächtlich, widmete sich wieder seinem Koffer. "Ich kann einfach nicht mehr, Lilly. Du hast dich so in die ganze Sache hinein gesteigert, hast alles noch schlimmer gemacht.". Seine Worte waren wie ein Stich ins Herz.

Auf keinen Fall wollte ich, dass er sah wie ich schwach wurde, weshalb ich schnell ins Badezimmer verschwand und mich dort einschloss. Sobald die Tür zu war, begannen meine Tränen wieder zu fließen. Es fühlte sich an, als würde er lachend auf meinem Herz rum trampeln. Alles was ich wollte, war ihm beizustehen und für ihn da zu sein, doch anscheinend hatte ich alles falsch gemacht. Und jetzt war es mehr als nur klar. Justin und ich hatten keine gemeinsame Zukunft.

Mirrors [Justin Bieber]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt