Kapitel #42 - Zwei Vollkommen Fremde

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Als ich am nächsten Morgen zu mir kam, waren meine Augen wie zugeklebt. Ich hatte eine gewisse Zeit ziemliche Mühe sie überhaupt aufzubekommen. Ich quälte mich selbst dazu, langsam aber sicher eine klare Sicht zu bekommen. Als ich das endlich geschafft hatte, erkannte ich Justin am Bettrand sitzen. Er hatte mir den Rücken zugedreht und schien nachzudenken. Zaghaft setzte ich mich auf, streckte mich etwas und krabbelte dann übers Bett hinüber zu Justin. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter, wobei ich hoffte dadurch seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Doch es kam anders, als gedacht.

Justin schob meine Hand von seiner Schulter und stand auf. "Du solltest dich fertig machen", murmelte er monoton. Mein Blick glitt nach unten und heftete sich an die Bettdecke. Ich hatte wirklich gehofft, dass sich die Situation über Nacht gebessert hätte, aber er war immer noch so kalt zu mir, wie am Vortag. Seufzend stand ich auf, lief zu meinem Koffer und suchte mir dort ein paar Sachen heraus. Anschließend verschwand ich ins Badezimmer, wo ich erstmal ausgebig duschte. Mein Kopf brummte, von all den Gedanken die mir einfach keine Ruhe lassen wollten. Würde mich Justin wirklich verlassen?

Nachdem ich fertig geduscht hatte, wickelte ich meinen Körper in ein großes Badehandtuch. Ich wischte mit meiner Hand über den beschlagenen Spiegel und erschrak vor dem Bild, welches er mir zeigte. Ich sah total fertig aus. Unter meinen Augen lag ein dunkler Schatten, während meine Augen selbst geschwollen und glühend rot waren. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, atmete mehrmals tief durch. Es musste alles wieder gut werden. Wir hatten schon so viel durchgestanden, da würden wir das hier doch auch noch packen. Oder etwa nicht?

Ich löste das Handtuch von meinem Körper und zog mir meine ausgewählten Sachen an. Anschließend versuchte ich meine Augenringe so gut es ging zu überschminken, trug noch Mascara und Kajal auf und band mir anschließend meine Haare zu einem Dutt. Schlussendlich ging ich noch schnell zur Toilette, bevor ich das Badezimmer verließ. "Ich bin jetzt soweit.", sagte ich ängstlich. Justin's Bick traf meinen. Doch von all der Liebe, die er anfangs mir gegenüber ausstrahlte, war keine Spur mehr. Er nickte kurz und lief dann Richtung Zimmertür. Ich schnappte mir noch schnell meine Handtasche, mit allen wichtigen Sachen die ich brauchen könnte und folgte ihm dann.

Während wir mit dem Fahrstuhl nach unten fuhren und die Lobby durchquerten wechselten wir kein einziges Wort miteinander. Innerlich zeriss mich diese Tatsache, weil ich einfach nicht damit leben konnte, dass er mich wie Luft behandelte. "Ich glaube wir müssen da lang", sagte ich ruhig, während ich in eine Richtung deutete und eigentlich hoffte so die unangenehme Stille unterbrechen zu können. Aber Justin hielt es nicht für nötig mir zu antworten. Er folgte mir schweigend durch die noch ziemlich leeren Straßen.

In der Arztpraxis angekommen suchten wir uns einen Platz. Wir setzten uns in die Nähe des Eingangs und warteten darauf aufgerufen zu werden. Zögernd drehte ich mich in Justin's Richtung. "Wollen wir uns jetzt ewig anschweigen?", fragte ich und achtete dabei auf jede Reaktion seinerseits. Sein Blick glitt auf seine Hände, die verschränkt in seinem Schoß lagen. "Ich glaube nicht, dass hier weder der richtige Ort noch dass es die richtige Zeit wäre darüber zu reden.". Mit diesen Worten hatte sich das Gespräch erledigt. Die restliche Zeit saßen wir stumm nebeneinander, fast so wie zwei vollkommen Fremde.

Als die Schwester uns endlich rein rief, sprangen wir von unseren Sitzen auf und liefen die paar Meter bis zum Sprechzimmer. Es war ausgestattet mit einem Schreibtisch aus dunklem Holz, ein paar Stühlen und einem Schrank, in dem ich die Akten der Patienten vermutete. Justin und ich setzten uns auf die Stühle, welche vor dem Schreibtisch platziert waren. Mein Blick heftete fest an dem älteren Herren, der uns neugierig über seine Brille hinweg ansah. "Wie kann ich Ihnen helfen.?", fragte er freundlich. Ich wollte gerade anfangen zu reden, als mich Justin mit einer plötzlichen Handbewegung davon abhielt. Kurz darauf begann er selbst die Situation zu schildern.

"Okay gut, ich verstehe, dass Sie an jeder Möglichkeit ihr Problem zu lösen festhalten. Jedoch kann ich Ihnen nicht versprechen, dass die Behandlung die erwünschten Folgen haben wird. Wie bei jeder ärztlichen Behandlung kann es zu Risiken oder Nebenwirkungen kommen. Ich hoffe, Sie sind sich darüber bewusst.". Justin nickte und setzte wieder an weiter zu sprechen. "Es ist mir egal, was passieren könnte. Ich möchte jede Chance nutzen.". Der Arzt schien etwas zu überlegen, nickte schließlich dennoch verständnisvoll. "Dann würde ich Sie bitten, mir ins Nebenzimmer zu folgen.". Gerade als ich aufstehen wollte, drehte sich Justin zu mir und sah mich eindringlich an. "Ich geh allein, warte bitte hier. Ich schaff das auch ohne dich."

Sofort bildete sich erneut der Kloß in meinem Hals und ein paar Tränen drohten an die Oberfläche zu kommen. Ich senkte meinen Blick und nickte schwach, woraufhin Justin mit dem Arzt den Raum verließ und mich allein zurück ließ.

Mirrors [Justin Bieber]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt