Kapitel #44 - Überdosis

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Als ich mich etwas beruhigt hatte, verließ ich das Badezimmer. Mein Blick glitt durch den Raum, den ich nun betrat. Justin war nirgends zu sehen. Irritiert zog ich meine Stirn in Falten und lief einige Schritte durch das Schlafzimmer. Mein Blick traf auf die geöffnete Balkontür, hinter der ich schließlich Justin fand. Er stand am Geländer und schien völlig in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen zu sein. Seufzend beobachtete ich ihn eine Weile, dachte darüber nach zu ihm zu gehen, entschied mich aber dagegen. Noch eine Abfuhr könnte ich nicht verkraften. Deshalb beschloss ich, meinen Koffer zu packen. Ich kramte also alle meine Sachen aus dem überdimensionalen Schrank und schmiss sie anschließend achtlos in meinen Koffer. Immer wieder fanden meine Augen wie von selbst den Weg zum Balkon, doch Justin beachtete mich nicht eine Sekunde.

Als ich fertig war mit packen sah ich auf die Uhr und erkannte, dass es bereits ziemlich spät war. Ich lief also zurück ins Badezimmer, wo ich duschen ging und mir meine Schlafsachen anzog. Anschließend ging ich zur Toilette, putzte meine Zähne und kämmte meine Haare. Zurück im Schlafzimmer kletterte ich ins Bett. Sofort ümhüllte mich die Wärme der Bettdecke, was mich etwas entspannte. Ich drehte mich auf die Seite und betrachtete die offen stehende Balkontür. Ich würde also wieder ohne ihn einschlafen.

-Am nächsten Morgen-

"Komm jetzt endlich", hörte ich Justin genervt rufen. Ich schmiss meine restlichen Sachen in meinen Kulturbeutel und verließ das Badezimmer. "Komm ja schon", murmelte ich. Ich stopfte meinen Kulturbeutel in meinen Koffer, welchen ich anschließend schloss. Mit einem letzten Blick durch das Zimmer überprüfte ich, dass wir auch wirklich alles hatten. Anschließend lief ich mit meinem Koffer zu Justin, der bereits wartend an der Tür stand. Wir machten uns auf den Weg nach unten, wo wir auscheckten und auf unser Taxi warteten, das uns zum Flughafen bringen würde. "Bist du zufrieden mit dem, was wir hier erreicht haben?", fragte ich und versuchte ein Gespräch anzufangen, welches wie so oft scheiterte als Justin nur emotionslos mit den Schultern zuckte.

Im nächsten Moment kam auch schon das Taxi, womit wir uns auf den Weg zum Flughafen machten. Die nächsten Stunden vergingen in quälend langsamer Geschwindigkeit. Justin redete nicht ein einziges Wort mit mir und langsam gingen auch mir die Ideen aus, was ich ihn noch fragen könnte.

Als wir endlich landeten, erwartete uns meine Mutter bereits am Flughafen. Ich hatte ihr am Vorabend noch schnell eine Nachricht geschrieben, damit sie wusste, wann sie uns abholen konnte. Jedoch war ihre Begrüßung nicht ganz so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Auf ihrem Gesicht lag ein trauriger Blick, ihre Augen waren matt und zeigten keinen einzigen Schimmer. Irritiert zog ich meine Stirn in Falten als ich näher trat. "Hey Mum", nuschelte ich. Ein gequältes Lächeln fand den Weg auf ihre Lippen und für einen kurzen Moment zog sie mich in eine Umarmung. "Es tut mir so leid", flüsterte sie in mein Ohr. Ich schob sie ein Stück von mir und sah sie verwirrt an. "Was tut dir leid?", fragte ich. Hilfesuchend blickte sie in Justin's Richtung, der sie aber genauso ahnungslos wie ich ansah.

"Camile..", begann meine Mutter, doch unterbrach sich selbst. Sofort spürte ich, wie mich Panik überkam. Was war passiert, als ich nicht da war? "Was ist mir ihr?", fragte ich mit lauter Stimme, während ich meine Hände auf die Schultern meiner Mutter legte und leicht an ihr rüttelte, damit sie endlich mit der Sprache raus rückte. Doch meine Mum sah mich nur traurig an und schüttelte mit dem Kopf. "Sag's mir!", schrie ich und ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. "Sie ist tod, Lilly. Sie ist an einer Überdosis Drogen gestorben.", flüsterte die zierliche Frau vor mir.

Ich konnte mich nicht mehr rühren, mein Körper fühlte sich an wie gelähmt. Nur die Tränen flossen erbarmungslos über meine Wangen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das durfte alles nicht wahr sein! Behutsam legte meine Mutter eine Hand auf meine, doch ich schlug sie weg. Ich konnte gerade keine Nähe zulassen. Mit tränenverschleiertem Blick lief ich zum Ausgang und suchte anschließend das Auto meiner Mutter, auf welches ich dann zusteuerte. Es dauerte einen Moment bis sie mir, mit Justin im Schlepptau, folgte und den Wagen entriegelte. Ich verstaute meinen Koffer im Kofferraum und ließ mich dann auf einen der Plätze sinken.

Während der gesamten Fahrt sprach niemand ein Wort und das war auch besser so. Mein Blick war starr aus dem Fenster gerichtet, die salzige Flüssigkeit brannte auf meinen Wangen und der Kloß in meinem Hals drohte mich zu ersticken. Meine beste Freundin war tod. Mein Freund würde sich von mir trennen. Ging es noch schlimmer?

Mirrors [Justin Bieber]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt